Ruhrgebiet. Im Ruhrgebiet entstehen gerade die ersten Fitness-Studios speziell für Kinder - oder "Bewegungs- oder Gesundheitsstudio", wie eine Inhaberin sagt. Aber Sportmediziner warnen: Normal sei das Fitness-Studio im Garten.

Selina läuft und läuft und kommt doch keinen Schritt weiter. Die Zehnjährige trainiert ihre Kondition. Dazu bewegt sie sich im Gleichschritt auf einer gefederten, kleinen Holzplatte. Mit der Zeit werden die Beine immer schwerer. Doch dann ertönt auch schon das erlösende Zeichen, eine mechanische Stimme vom Band: „Bitte wechsel' jetzt die Station!” Sofort schwingt Selina sich auf den knallig gelben Bizepstrainer im Miniaturformat. Schlapp machen gilt hier nicht. Selina steht unter ständiger Beobachtung ihrer Trainerin, „damit die Haltung stimmt”, sagt Simona Hallmann. 40 Sekunden später: Erneut ertönt die mechanische Stimme und fordert das Mädchen auf, das nächste Gerät aufzusuchen . . .

"Lieber Bewegungs- oder Gesundheitsstudio"

Simona Hallmann ist eine der Inhaberinnen hier: „Wir sind natürlich keine klassische Muckibude”, sagt sie, „ich möchte es lieber Bewegungs- oder Gesundheitsstudio nennen”. Hier, das ist der neu eröffnete „Energy Room” in einem zweiten Stock im Zentrum von Castrop-Rauxel, ein Fitnessclub vor allem für Kinder (und ihre Mütter).

Das ist ein Trendchen im Moment, und die Branche stellt es heraus, damit es vielleicht ein Trend wird. „Ganz einfach: Viele Eltern gehen ins Fitness-Studio, da nehmen sie ihre Kinder mit”, sagt Claudia Offermanns vom „IST-Studieninstitut”, das Fortbildungen auch zum Thema Sport organisiert. Und sie nehmen die Kinder nicht mit, um sie abzustellen: In Berlin, Hamburg und Hannover hätten Fitness-Studios „ganze Kinderländer gebaut, und das läuft super”. Freilich brauche man „spezielle Kinder-Geräte”, denn Kinder an Geräte für Erwachsene zu setzen, sei „fahrlässig: Sie können noch gar nicht abschätzen, was sie stemmen können”.

"Ich wäre für draußen"

Indes können Eltern schon darauf achten, dass das Studio tatsächlich auf Kinder eingestellt ist: „Qualifiziertes Personal, TÜV-geprüfte und für Kinder zertifizierte Geräte” nennt die Sportmedizinerin Christine Graf: „Und wenn die Kinder da alleingelassen werden, ist das ein Ausschlusskriterium.” Die Dozentin an der Sporthochschule Köln hat aber grundsätzliche Kritik an der Vorstellung, das Kind ins Fitness-Studio zu schicken: „Ich wäre immer für draußen. Normal ist das Fitness-Studio im Garten.”

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