Rund 100 Millionen Menschen küren Liste der sieben neuen Weltwunder. Europa ist nur mit dem Kolosseum in Rom vertreten. Tausende jubeln in den erfolgreichen Ländern

Lissabon. Die Welt hat sieben Wunder mehr. In einem umstrittenen Medienspektakel in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon wurden sieben neue "Weltwunder" gekürt. Aus Europa setzte sich auf dieser inoffiziellen Wunderliste, über die rund 100 Mio Menschen via Internet, SMS und Telefonanruf abstimmten, nur das Kolosseum-Amphitheater in Rom durch. Das bayerische Schloss Neuschwanstein, das auf der Liste von 21 Bauwerken auch zur Auswahl stand, bekam keine höheren Weihen. Die UN-Weltkulturorganisation Unesco distanzierte sich derweil von der "privaten Kampagne", die der Schweizer Abenteurer und Millionär Bernard Weber organisiert hatte.

Außer dem römischen Kolosseum wurden in der internationalen Abstimmung als Weltwunder gewählt: die Große Mauer in China, das tempelähnliche Mausoleum Taj Mahal in Indien, die verlassene Felsenstadt Petra in Jordanien, die riesige Christus-Statue auf dem Corcovado-Berg im brasilianischen Rio de Janeiro, die Inka-Ruinen von Machu Picchu in den peruanischen Anden und die Überreste der Maya-Stadt Chichen Itza in Mexiko. Die Ergebnisse der Wahl, die viele Nationen mit gezielten Werbeaktionen zu beeinflussen versuchten, wurden im Lissabonner Luz-Fußballstadion verkündet. "Gefährdete Baudenkmäler können gerettet werden, wenn ihre Schönheit international bekannt gemacht wird", meint der 54-jährige "Wunder-Initiator" Weber. Er war auf die Idee zu der Abstimmung gekommen, nachdem die Taliban-Fundamentalisten in Afghanistan die riesigen Buddha-Statuen von Bamijan zerstört hatten. Nun sei erstmals eine globale und demokratische Wahl erfolgt, sagte Weber. Die Unesco kritisierte, dass die Kampagne nur Bauwerke einschloss, die bereits zu den größten Touristenattraktionen zählten.

Von den sieben Weltwundern, die vor rund 2200 Jahren im antiken Griechenland von dem Schriftsteller Antipatros vorgestellt wurden, stehen heute nur noch die Pyramiden von Gizeh. Sie standen jetzt auch zur Wahl, wurden aber nach heftigen Protesten Ägyptens wieder von der Liste genommen und kurzerhand zum "ewigen Weltwunder" erklärt.

In den Ländern der neuen "Weltwunder" feierten derweil Tausende den Triumph ihrer Kulturdenkmäler: So tanzten die Menschen an den Ruinen von Chichen Itza auf der Halbinsel Yucatan, die jedes Jahr von Millionen Urlaubern besucht werden, traditionelle Maya-Tänze.