Italiens 75-jähriger Modekönig nimmt mit einer Mail, die in alle Welt verschickt wurde, nach seiner 45 Jahre langen Karriere als Stylist Abschied. Und schon hat er eine erfahrene Nachfolgerin: Alessandra Facchinetti

Rom. Bei rauschenden VIP-Festen in Rom wurde im Juli seine 45 Jahre lange Karriere gefeiert. "Addio" sagte Modekönig Valentino (75) jetzt ganz leise, nur in einem Abschiedsbrief, per Mail in alle Welt geschickt. Und schon hat er eine Nachfolgerin. Die am Mittwoch ernannte Alessandra Facchinetti (35) ist bereits Gucci- und Prada-erfahren. Nach jenem "magischen, sicherlich unwiederholbaren Moment im Juli", so Valentino in seinem Abschiedsbrief, gefalle es ihm, sich auf englische Art zu empfehlen. Nämlich die Party zu verlassen, während das Fest noch voll im Gange ist. Er sei so sehr umfeiert worden, habe "Freude und Rührung" über die Freundschaft und Anerkennung empfunden, die ihm die halbe Welt entgegen gebracht habe.

Im Oktober wird der italienische Top-Stylist noch einmal bei den Prêt-à-porter-Präsentationen in Paris dabei sein, im Januar dort auch seine letzte Haute-Couture-Schau vorstellen. Danach wolle er zwar den Zeichenstift nicht endgültig aus der Hand legen, doch auch etliche andere Aufgaben wahrnehmen. Welche?"Es ist nicht ausgeschlossen, dass Valentino neuer Chef der Alta Roma-Tage wird", mutmasst die römische "La Repubblica".

Als sicher gilt jedenfalls, daß sich der 75-Jährige künftig intensiver um die von ihm ins Leben gerufene Anti-Aids-Stiftung kümmern sowie ein Valentino-Museum mit seinen schönsten Modellen aufbauen wird. Die Stadt Rom, die schon seine dreitägige Jubiläumsfeierlichkeit im Juli mit 700 000 Euro sponserte, stellt ihm dafür ein restaurierungsbedürftiges Gebäude im historischen Zentrum zur Verfügung.

Aus der Traum aber für künftige Generationen von Reichen und Schönen, neue Valentino-Kleider erwerben zu können. "Er hat das ,Made in Italy' in die Welt hinausgetragen. Seine Klasse, sein Talent, sein unvergleichliches Rot - seine Lieblingsfarbe - haben die ganze Welt verführt", bedauert schon Filmdiva Sophia Loren. "Ein trauriger Moment für die Welt der Mode", sagt die römische Vize-Bürgermeisterin Maria Pia Garavaglia. Bei den Julifesten war sie an seiner Seite, als er seine Herbstkollektion nach 17 Jahren des "Fremdgehens" in Paris endlich mal wieder in Rom vorführte, eine Ausstellung seiner früheren Modelle eröffnete und am antiken Venustempel ein Galadinner gab.

Zu den Feiern waren Prominente wie Sarah Jessica Parker, Farah Diba, Caroline von Monaco und Uma Thurman angereist. Auch Claudia Schiffer, die viele Jahre Valentino-Roben in den Mode-Metropolen über den Laufsteg getragen hatte, gehörte zu den Gästen.

Der Modekönig geht - eine Königin kommt. Die Valentino Fashion Group in Mailand, seit Mai größtenteils im Besitz des britischen Investmentfonds Permira, hat am Mittwoch Alessandra Facchinetti zur neuen Kreativdirektorin bestellt. Die attraktive Frau aus dem norditalienischen Bergamo, die am "Istituto Marangoni" in Mailand ihren Abschluss machte, arbeitete an der Seite von Tom Ford bei Gucci, zuvor sieben Jahre lang auch bei Prada. Seit ein paar Monaten wirkt sie bereits bei Valentinos Prêt-à-porter-Kollektion mit. "Ich werde mich dieser neuen Aufgabe mit Leidenschaft und Enthusiasmus widmen", erklärte die 35-Jährige, "Signor Valentino war für mich immer ein Bezugspunkt und eine Stilikone. Ich empfinde unendliche Bewunderung und Respekt für ihn."