Berlin. Fackelmärsche, Hakenkreuzmasken und NS-Propagandafilme: Das sind die Bestandteile eines möglicherweise von der verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) durchgeführten Zeltlagers. Drei Mittzwanziger sollen das so genannte "Pimpfenlager" 2006 in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet haben.
Weil sie Kinder in einem «Pimpfenlager» mit rechtsextremistischer Ideologie konfrontiert und «Rasseschulungen» für Jugendliche veranstaltet haben sollen, sind zwei Männer und eine Frau von der Staatsanwaltschaft Berlin angeklagt worden. Die Anklage lautet auf Volksverhetzung und das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Berlin am Donnerstag mitteilte. Bei den Angeklagten handelt es sich um einen 25-jährigen Berliner Biologiestudenten sowie einen 27-jährigen Kfz-Mechaniker und eine 24-jährige Kauffrau, die beide aus Niedersachsen kommen. Alle drei seien der rechten Szene zuzuordnen.
Masken mit spiegelverkehrten Hakenkreuzen
Der Biologiestudent soll zusammen mit Anderen im Mai 2006 in Kölzin in Mecklenburg-Vorpommern ein «Pimpfenlager» des seit März verbotenen Vereins «Heimattreue Deutsche Jugend» (HDJ) veranstaltet haben. Daran sollen mindestens 13 Kinder teilgenommen haben.
Der Angeklagte soll den Angaben zufolge mit den Kindern in einem Fackelzug marschiert sein, bei dem er selbst und auch einige Kinder Uniformen der HDJ trugen. Ziel sei gewesen, die Identifizierung mit den Zielen der HDJ zu demonstrieren. Der Beschuldigte soll mindestens zehn der Kinder dabei auch Gesichtsmasken gebastelt haben, auf denen spiegelverkehrte Hakenkreuze abgebildet waren. Der Student und die Kinder hätten die Masken auch getragen, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft.
"Rasseschulung" und Nazifilm
Die beiden Angeschuldigten aus Niedersachsen sollen im Januar 2007 in einem Heim der rechtsextremen NPD in Georgsmarienhütte bei Osnabrück eine sogenannte Julfeier und eine Schulung veranstaltet haben. Unter den 30 bis 40 Teilnehmern seien auch zwei 15 und 16 Jahre alte Jugendliche gewesen.
Als Referent soll der Berliner Biologiestudent dabei eine selbst vorbereitete «Rasseschulung» ausgeführt haben, in der er vor der «Durchmischung» von Rassen gewarnt und sich abfällig über Afrikaner und Juden geäußert habe. Im Anschluss habe er den verbotenen Film «Der ewige Jude» gezeigt haben, der 1940 im Auftrag der Nationalsozialisten gedreht worden war. (afp)