Cap-aux-Meules. Allen internationalen Protesten zum Trotz hat Kanada eine neue Saison der Robbenjagd eingeläutet. Es handelt sich um die weltweit größte Jagd auf Meeressäuger überhaupt. Tierschutzgruppen kündigten eine präzise Überwachung und Dokumentation der Vorgänge an.

Allen internationalen Protesten zum Trotz hat Kanada eine neue Saison der Robbenjagd eingeläutet. Gestattet wurde die Tötung von 280.000 Robben, 5.000 mehr als im Jahr zuvor. Die Jagd begann am Montag im Sankt-Laurenz-Golf südlich von Quebec, wo etwa 30 Prozent der freigegebenen Tiere erlegt werden dürfen. Hauptschauplatz des Tötens wird aber die Nordküste von Neufundland sein.

Ungeachtet der Proteste von Tierschützern hat in Kanada die Jagd auf Robben begonnen.
Ungeachtet der Proteste von Tierschützern hat in Kanada die Jagd auf Robben begonnen. © AFP

Es handelt sich um die weltweit größte Jagd auf Meeressäuger überhaupt. Tierschutzgruppen kündigten eine präzise Überwachung und Dokumentation der Vorgänge an. Auch unter Politikern ist die Jagd umstritten. Ein Ausschuss des Europa-Parlaments hat sich vor drei Wochen für ein Verbot der Einfuhr von Robbenprodukten in die Europäische Union ausgesprochen. Der Gesetzentwurf, der noch vom gesamten Parlament und den einzelnen EU-Staaten gebilligt werden müsste, gestattet allerdings den Ureinwohnern, den Inuit, eine begrenzte Robbenjagd für kulturelle und zeremonielle Zwecke.

Nur ein einziger Senator gegen Robbenjagd

In der Europäischen Union ist seit 1983 der Import des weißen Fells von Seehundbabys verboten. Die Niederlande und Belgien sind ebenso wie die USA schon weiter gegangen und haben ein generelles Einfuhrembargo gegen Robbenprodukte verhängt. Russland wiederum hat angekündigt, die Jagd auf Robbenbabys im eigenen Land verbieten zu wollen. Auch in Kanada dürfen Seehundbabys mit weißem Fell, das sie gewöhnlich schon nach 21 Tagen verlieren, nicht mehr gejagt werden.

Alle diese Einschränkungen gehen Tierschützern jedoch nicht weit genug. Sie verweisen vor allem auf die Grausamkeit der Robbenjagd, da die Tiere in der Regel mit Keulen erschlagen würden, um Einschusslöcher im Fell zu verhindern. Auch würden Restriktionen häufig ignoriert. Das kanadische Fischereiministerium spricht indessen von einer humanen Jagd, die abgelegenen Gegenden ein zusätzliches Einkommen verschaffe.

Der kanadische Senator Mac Harb versuchte unlängst, einen Gesetzentwurf gegen die Robbenjagd in seine Parlamentskammer in Ottawa einzubringen. Er fand jedoch nicht einen einzigen Verbündeten unter den 105 Senatoren, so dass es nicht einmal zu einer Debatte darüber kam. (ap)