Durch eine verbesserte Vorsorge werden mehr Karzinome erkannt, heißt es auf dem Deutschen Krebskongress.Doch nehmen trotz des Nutzens der Früherkennung zu wenige Männer das Angebot an, so Prof. Noldus

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Berlin/Herne. Die Überlebenschancen bei vielen Krebsarten ist gestiegen. Heutzutage sei es deutlich leichter, Tumorzellen zu bestimmen und spezifische anzugreifen - so lautet ein Fazit des 28. Deutschen Krebskongresses in Berlin. Das ist eine der guten Nachrichten. Eine schlechte ist die, dass die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs in Deutschland gestiegen ist (von 424 250 auf 436 500 Fälle zwischen 2002 und 2004). Verantwortlich dafür ist maßgeblich die verstärkte Ausbreitung des Prostata-Karzinoms, so das Berliner Robert-Koch-Institut.

Während die Zahl der Krebsneuerkrankungen bei Frauen mit etwa 206 000 Fällen konstant geblieben ist (2002 bis 2004), liegen die Männer vorne. Hier ist die Zahl um 10 000 auf 58 000 Neuerkrankungen gestiegen.

Der Grund dafür liege in der verbesserten Vorsorge, so Prof. Joachim Noldus, Chefarzt der Urologie am Marien-Hospital Herne und Leiter des universitären Prostatazentrums. Die Methoden, Krebs schon im Frühstadium zu finden, seien genauer geworden.

Dank modernster Technik kann sich kein Tumor wirklich verstecken. Das ist das Gute. Doch die Männer versteckten sich, das ist das Schlechte. "Vielleicht hat sich das Bewusstsein für die Vorsorge etwas gebessert", sagt Noldus. "Aber es ist längst noch nicht ausreichend." Die Zahl derer, die die gesetzlichen Vorsorge in Anspruch nehmen, liege unter zwanzig Prozent. "Wer aber dann geht, hat die Chance, dass nichts übersehen wird." Die Chance - wohlgemerkt. Wenn nämlich etwas gefunden werde, könne mit der Aussicht auf gute Heilungschancen operiert werden. Die Wahrscheinlichkeit, Prostata-Krebs fünf Jahre lang zu überleben, liege inzwischen bei fast neunzig Prozent.

Früherkennung gilt in der Krebstherapie als bestes Rezept. Was für Männer bedeute: "Ab dem 45 Lebensjahr sollte der jährliche Termin beim Arzt Pflicht sein", so Noldus. Hausarzt oder Urologe, das sei jedem selbst überlassen.

"Das Abtasten - es dauert übrigens nur eine halbe Minute, ist unangenehm, aber weh tut es nicht - und der PSA-Test ist für den Anfang ausreichend."

Bei auffälligen Befunden werden Spezial-Biopsien durchgeführt. Handelt es sich um eine bösartige Geschwulst, wird operiert. Nicht immer ganz ohne Nebenwirkungen. Noldus: "Bei etwa zehn Prozent tritt eine spätere Inkontinenz ein." Bei bis zu fünfzig Prozent bliebe die Erektionsfähigkeit erhalten.