Bürgermeister erwartet nach Beginn der Friedensverhandlungen zu Weihnachten rund 40 000 Besucher in der Stadt

Bethlehem. Die Hotels sind ausgebucht, die Feiern geplant und die Lichter angezündet: Zum ersten Mal seit sieben Jahren freuen sich die Menschen in Bethlehem wieder auf Touristen und Pilger. "Wir sind zuversichtlich, dass es friedlich bleibt. Ich bin überzeugt, dass wir wundervolle Weihnachten haben werden", sagt Bürgermeister Victor Batarseh. Er freut sich auf rund 40 000 Besucher in der Stadt, in der nach der Bibel vor rund 2000 Jahren Jesus Christus in einem Stall zur Welt kam.

Die Belegquote der Hotels liegt vor den Feiertagen schon bei 45 Prozent - im Vergleich zu 15 Prozent in den Jahren zuvor. Die zweite Intifada, die 2000 eine Spirale der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern auslöste, schreckte Besucher ab. 6000 Menschen wurden getötet, die Wirtschaft liegt am Boden, und viele Menschen verließen seither Bethlehem. Doch seit dem Beginn neuer Friedensverhandlungen wagen Christen aus aller Welt wieder die Reise an den Ort der frohen Botschaft.

So auch Katherine Korsak. Die 36-jährige Katholikin kam aus Polen nach Bethlehem. Sie gibt zu, dass die Überwindung der Straßensperren und der Betonmauer zwischen Israel und dem Westjordanland beängstigend ist. "Aber für uns ist das so ein wichtiger Platz. Weihnachten ist nah und für uns ist es eine spirituelle Erfahrung, hier zu sein", erklärt die Polin.

Angesichts der neuen Besucherzahlen herrscht Optimismus. Die 250 Zimmer des einzigen Fünf-Sterne-Hotels der Stadt sind ausgebucht. "Ich bin sehr optimistisch", sagt Haya Saad vom Bethlehem Intercontinental. Wegen der gewaltigen Nachfrage von Pilgern aus Fernost und Osteuropa verdoppelte die Luxusherberge ihre Zimmerpreise kurzerhand. Weihnachtslieder, orientalische Musik und allnächtliche Partys stehen in der Hotelbar für die Weihnachts- und Silvesterzeit auf dem Programm - Alkohol inklusive.

Noch vor zwei Monaten waren israelische Soldaten ins Hotel gestürmt - auf der Suche nach einem Palästinenser, der sie mit Steinen beworfen hatte. "Aber es ist viel besser geworden", beteuert Saad. Nur wenige Schritte vom lamettageschmückten Zentrum und abseits der Busroute, auf der Pilger zur Geburtskirche und zurück gebracht werden, springt das Elend aber wie eh und je ins Auge. Israel hat zur Errichtung seiner Sperranlage ganze Olivenhaine umgepflügt. Und die Arbeitslosigkeit in der Geburtsstadt Jesu liegt nach wie vor bei 50 Prozent.