Leipzig. Kindesmisshandlung kommt in allen Bevölkerungsschichten vor. Das zeigt eine neue Studie der Uni Leipzig. Allerdings steige bei alleinerziehenden Elternteilen die Gefahr, dass sie ihre Kinder misshandelten. In der Regel sind es Not- und Klinikärzte, die den Verdacht auf Misshandlung melden.
Kindesmisshandlung ist entgegen landläufiger Meinung kein Problem bestimmter Bevölkerungsschichten. Laut einer am Freitag veröffentlichten Studie der Universität Leipzig steigt allerdings bei alleinerziehenden Elternteilen die Gefahr, dass sie ihre Kinder misshandeln. 53 Prozent der Mütter und zehn Prozent der Väter in den von den Medizinern erfassten Fällen waren demnach alleinerziehend. Als eine mögliche Ursache sieht die Studie die akute oder latente Überforderung der Mütter oder Väter, die ihre Kinder allein großziehen.
Im Gegensatz zu dem häufig geäußerten Verdacht, dass vor allem in sozial schwachen, süchtigen und arbeitslosen Familien Kinder misshandelt würden, stellten die Leipziger Mediziner fest, dass der Beruf der Eltern keinen Rückschluss auf eine mögliche Kindesmisshandlung zulässt. Auch das Alter der Mütter und Väter war nicht relevant.
Vernachlässigung nicht zu unterschätzen
Nicht unterschätzt werden darf der Studie zufolge die Vernachlässigung als Form der Kindesmisshandlung. Sie stellte nach der körperlichen Misshandlung bei den in Leipzig untersuchten Fällen die zweithäufigste Form der Misshandlung dar. Laut der Untersuchung werden die gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen von den betroffenen Eltern meist gar nicht oder nur in sehr geringem Umfang wahrgenommen. So lasse sich auch erklären, warum lediglich in 18 Prozent der untersuchten Fälle die Misshandlung durch einen niedergelassenen Kinderarzt festgestellt wurde.
Meist waren es Notärzte (21 Prozent) oder die Klinikärzte (61 Prozent), die den Verdacht der Misshandlung aussprachen. Die an der Studie beteiligten Mediziner haben sechseinhalb Jahre lang alle Fälle von Kindern erfasst, die mit der Diagnose Misshandlung am Kinderzentrum Leipzig behandelt wurden.(afp)
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