Berlin. Die Mehrheit der Deutschen will sich einer Umfrage zufolge nicht gegen die Schweinegrippe impfen lassen. In der repräsentativen Erhebung gaben nur 13 Prozent an, sich gegen den Influenza-Erreger H1N1 immunisieren zu lassen, 25 Prozent wollen die Spritze «wahrscheinlich».

Die Mehrheit der Deutschen will sich nicht gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Wie aus einer Umfrage des Nachrichtenmagazins «Spiegel» hervorgeht, wollen sich nur 38 Prozent der Deutschen sicher oder wahrscheinlich gegen das Influenza-Virus H1N1 immunisieren lassen. Die Bundesärztekammer weckte derweil Zweifel an der Sicherheit des Impfstoffs.

Besonders impfunwillig sind laut der «Spiegel"-Umfrage junge Menschen: Bei den 18- bis 29-Jährigen stehen der Impfung nur 28 Prozent positiv gegenüber. Aus dieser Gruppe stammen viele der bisher mehr als 15.000 registrierten Schweinegrippe-Fälle hierzulande.

Bundesärztekammer: Impfung "kein Renner"

Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, sagte dem «Focus": «Die Impfaktion wird kein Renner. Von jenen, denen das Vakzin empfohlen wird - Übergewichtige, chronisch Kranke, Einsatzkräfte -, wird die Hälfte Folge leisten, in der Gesamtbevölkerung 15 bis 20 Prozent.» Für mehr reichten die Kapazitäten auch gar nicht aus, sagte Montgomery.

Er äußerte außerdem Zweifel an der Sicherheit des Impfstoffs. Er wolle niemandem Angst machen, «aber es beunruhigt, dass die verwendete Kombination von Verstärkersubstanz und Impfstoff nicht nach den normalen Standards getestet ist».

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums erklärte zu der Umfrage und den Aussagen Montgomerys, Bund und Länder hätten die notwendigen Vorkehrungen zum Schutz der Bevölkerung getroffen. «Verantwortliche Politik kann sich in dieser Frage nicht von augenblicklichen Stimmungen und Umfragen leiten lassen.» Die Impfung sei freiwillig und jeder, der sich impfen lassen wolle, könne auch geimpft werden.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Johannes Löwer, nannte zudem Montgomerys Aussagen über die Tests der Impfstoffe falsch. «Die Impfstoffe, die in Deutschland zum Schutz gegen die Schweinegrippe zur Verfügung stehen werden, haben Zulassungsverfahren durchlaufen und sind daher nach üblichen Standards auf Wirksamkeit und Verträglichkeit getestet worden», erklärte Löwer.

WHO: Virus unglaublich schnell

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) breitet sich die Schweinegrippe viermal schneller aus als andere Viren. WHO-Chefin Margaret Chan sagte der französischen Tageszeitung «Le Monde» vom Samstag, das Virus lege in sechs Wochen eine Strecke zurück, für die andere sechs Monate benötigten. Das sei «unglaublich» schnell. Besorgniserregend sei auch, dass 40 Prozent der Todesopfer junge und gesunde Erwachsene seien, sagte Chan. (afp/ap)