Greifswald. Seit Jahren treibt Norddeutschlands Hausbesitzer die gleiche Frage um: Warum verrotten ihre Reetdächer schon nach wenigen Jahren, anstatt nach einem halben Jahrhundert? Greifswalder Forscher haben den Übeltäter nun dingfest gemacht. Es handelt sich um einen einheimischen "Killerpilz".
Greifswalder Forscher haben den Hauptschädling für die in Norddeutschland verbreiteten Reetdächer ausgemacht. Nach den Erkenntnissen des Mikrobiologen Frieder Schauer lassen vor allem einheimische Weißfäulepilze das Schilfrohr altern. Algen, Schwämme, Moose, Bakterien und «importierte Killerpilze» als Ursache für ein vorzeitiges Altern von Reetdächern schloß Schauer am Montag weitgehend aus. Zahlreiche Reethausbesitzer hatten in den vergangenen Jahren über die kurze Haltbarkeit ihrer Dächer geklagt und über die Ursachen gerätselt. Statt nach 50 Jahren zeigten die Dächer bereits nach fünf bis 15 Jahren Alterungserscheinungen.
Unklar, warum höhere Schädigungen als früher
Obwohl im frisch geernteten Reet bereits bis zu 1.000 verschiedene Mikroorganismen zu finden sind, werden die Sporen der auf Holz lebenden Weißfäulepilze teilweise über große Distanzen auf die Dächer geweht, wo sie das Reet angreifen. Warum die Pilze häufiger als früher auftreten, kann Schauer nur mutmaßen.
Mögliche Ursachen seien veränderte Umweltbedingungen, eine andere Reetqualität oder vermehrte bauliche Mängel, sagte Schauer. Antworten sollen im nächsten Forschungsprojekt gefunden werden. Die Reetdachdeckerinnung schätzt, dass es noch rund 50.000 Reetdachhäuser gibt. (AFP)