Berlin. Fragwürdige Schönheitstipps: Ein TV-Sender aus Marokko zeigt Frauen, wie Gewalt einfach weggeschminkt wird. Das löst starke Kritik aus.
Der staatliche TV-Sender 2M in Marokko hat mit einem Fernsehbeitrag für heftige Proteste in den sozialen Netzwerken gesorgt. Darin gibt eine Visagistin Schminktipps – für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt sind. „Benutzt auf jeden Fall loses Puder, um das Make-Up zu fixieren. So kann man eure Prellungen nicht sehen“, rät die Schmink-Expertin.
Visagistin überschminkt Blutergüsse
Gezeigt wurde der Clip bereits am vergangenen Mittwoch im Frühstücksprogramm „Sabahiyat“, nur zwei Tage vor dem Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen am 25. November. Die fragwürdige Aktion lief in der Sparte „Beauty“. Wo sonst die neueste Lippenstiftfarbe präsentiert wird, zeigte eine Visagistin, welche Farbe Blutergüsse am besten abdeckt.
„Nutzt eine Foundation mit Grünton“, erklärt die Make-Up-Expertin laut ABC in dem Beitrag. „Wenn ihr die weiße nehmt, sind eure roten Schwellungen immer zu sehen.“ Dann bedeckt sie mit Schminke aufgemalte Blutergüsse im Gesicht eines Models. Im Hintergrund läuft seichte Gitarrenmusik. „Wir hoffen, dass diese Beauty-Tipps Ihnen dabei helfen, das alltägliche Leben fortzuführen“, sagt die Visagistin laut „Guardian“ am Ende des TV-Beitrags.
Kritik auf Twitter
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Aktivisten fordern in einer Online-Petition Sanktionen gegen den marokkanischen Sender. 2M solle sich für die „Schminktipps“ entschuldigen, denn häusliche Gewalt lasse sich nicht mit Make-Up überdecken. Stattdessen müsse der Verursacher zur Rechenschaft gezogen werden.
Auch auf Twitter gab es Kritik. Viele Nutzer zeigten sich geschockt von den Ratschlägen der Visagistin. Der Sender solle doch besser über das eigentliche Problem berichten, nämlich über gewalttätige Ehemänner.
Andere Nutzer reagierten auch sarkastisch. So wie diese Nutzerin: „Schatz, es ist okay, wenn du mich schlägst. Ich habe die Lösung gefunden.“
Sender entschuldigt sich für Beitrag
Der Sender 2M reagierte inzwischen auf die Proteste und nahm den umstrittenen Videobeitrag von seiner Website. Auf der Facebook-Seite folgte eine Entschuldigung des Senders. Die Aktion von „Sabahiyat“ sei „vollkommen unangebracht“ und entspreche nicht der hauseigenen Richtlinie. Sonst setze man sich für Frauenrechte ein.