Osnabrück. .
Von außen leuchten warme, freundliche Farben an den Wänden in rot und ocker, innen sind große, helle Räume mit Platz zum Spielen und Toben: Til Schweiger hat Wort gehalten. Im vergangenen Jahr versprach der Schauspieler und Regisseur („Honig im Kopf“, „Keinohrhasen“), dass er mit seiner Stiftung Flüchtlingen in einer Osnabrücker Aufnahmeeinrichtung helfen will. Am Mittwoch wurde die Kindertagesstätte offiziell eröffnet – und Schweiger zeigt, dass er glücklich ist. Als ihm gut 15 Kinder ein selbst gemachtes Bild überreichen und mit großen Buchstaben das Wort „Danke“ buchstabieren, ist der 52-Jährige sichtlich gerührt. „Danke“, erwidert er nur.
Gut eine Million Euro hat die Kindertagesstätte gekostet. 500 000 Euro davon hat die Til Schweiger Foundation beigesteuert, damit nicht nur das Kinderhaus finanziert, sondern auch einen Fitnessraum und ein Musikzimmer. Auch ein Sportplatz soll noch folgen. „Sport ist super-integrativ“, sagt Schweiger. Bis zu 50 Kinder können in dem Gebäude betreut werden. Dank der Modulbauweise kann es auch abgebaut und an anderer Stelle bei Bedarf wieder aufgebaut werden. Beim Rundgang durch das neue Gebäude nimmt sich der Schauspieler Zeit und spielt kurz mit den Kindern. Er setzt sich mit ihnen an den Kindertisch, kickt mit ihnen einen Ball im Sportraum hin und her.
Im Fitnessraum auf der anderen Seite des Lagergeländes wartet Ali Bergmann, einer der Betreuer. Der gebürtige Libanese arbeitet seit Januar als ehrenamtlicher Helfer des Stadtsportbundes Osnabrück in der Flüchtlingsunterkunft. Er habe noch einige Ideen zur Ausstattung des Fitnessraumes, sagt Bergmann. „Kannst du mir Deine E-Mail-Adresse geben?“, fragt er den Schauspieler. Schweiger zögert nicht lange und schreibt sie ihm auf.
Für ihn sei es ein Glücksgefühl, hier zu sein, sagt er. Als er die Kinder singen gehört habe, habe er beinahe weinen müssen. „Es ist viel schöner zu helfen, als zu nehmen und immer nur zu meckern“, sagt er bewegt, wird dann aber politisch: Er beklagt die Anschläge auf Flüchtlingsheimen, das Gerede der Populisten, die Flüchtlinge rausschmeißen wollen und spricht von der großen Aufgabe, die die Gesellschaft übernehmen müsse: Die Menschen, die hier blieben, müssten integriert werden, das sei die große Herausforderung, vor der Deutschland stehe. Die Kinder dürfe man nicht in Länder mit Krieg und Folter zurückschicken. Auf der anderen Seite dürfe man es sich auch nicht gefallen lassen, „wenn Menschen, die hierherkommen, sich nicht um die Werte kümmern, die hier gelten“.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) lobt Schweiger für seine Courage und sein Rückgrat. Als er im vergangenen Jahr von Schweigers Plänen gehört habe, sich für Flüchtlinge zu engagieren, habe er den Schauspieler erst für etwas naiv gehalten, bekannte der Politiker.
Aber Schweiger habe Wort gehalten und Haltung gezeigt – „das ist leider selten heute“. Dank des Kindergartens bekämen die Kinder „den richtigen Eindruck“ von Deutschland: „Eine warmherzige Gesellschaft, die sich ihrer annimmt.“