Rotterdam. Zum 23. Mal vergab der Musiksender MTV in Rotterdam die Europe Music Awards (EMA). Justin Bieber gehörte zu den Abräumern des Abends.
„Die größte Show des Jahres“, rief Bebe Rexha dem Publikum zu, während sie in knallroter Robe in einem ebenso knallroten Sessel von oben in die Halle schwebte. Hoch über den Köpfen von tausenden Fans eröffnete die Sängerin aus den USA am Sonntagabend in Rotterdam die MTV EMA Gala.
Der Auftritt der 27-jährigen Blondine gab den Ton für die Mega-Show in der Konzerthalle Ahoy in der niederländischen Hafenstadt an. Viel Technik, Glamour und vor allem Tempo. Atemberaubend schnell zerrte die Sängerin von „In The Name Of Love“ die Millionen Fans weltweit durch das Programm.
MTV EMAs 2016 in Rotterdam verliehen
Großaufgebot an Weltstars bei EMA-Show 2016
Rekordverdächtig war auch das Tempo, mit dem sie ihre Roben wechselte. Nach dem roten Diva-Kleid im Stil von Marilyn Monroe folgten ein blaues Outfit, dann weiß, lila oder ein schwarzer Anzug mit viel Glitter. Sie sang, kündigte schreiend Stars an und präsentierte ihre Fitnesskünste. Jane Fonda wäre vor Neid erblasst.
Ein Großaufgebot an Weltstars hatte der Musiksender versprochen und Wort gehalten. Auf schwebenden Bühnen hoch über den Fans und tausenden von Handys absolvierten Weltstars wie Bruno Mars, Shawn Mendes, DNCE, Lukas Graham und die Rockbands Kings of Leon und OneRepublic ihren Auftritt – erleuchtet von einer wirbelnden Light-Show. Bejubelt wurde auch der kanadische R&B Shootingstar The Weeknd. Der Grammy-Preisträger sang den Titelsong seines Erfolgsalbums „Starboy“.
Beyoncé und Lady Gaga gehen leer aus
Und doch – vor allem eines fiel auf: Wer nicht gekommen war. Die Diven Adele, Beyoncé und Lady Gaga hatten sich nicht die Mühe gemacht, nach Rotterdam zu reisen. Als hätten sie es geahnt, dass sie bei dieser 23. Verleihung der EMAs leer ausgehen sollten.
Auch Coldplay waren nicht dabei. „Ja, wenn wir das gewusst hätten“ spöttelte Leadsänger Chris Martin, als er sich per Videobotschaft artig für den Preis Best Rock bedankte – vor der Kulisse einer steilen Felswand.
Erfolgreichster MTV-EMA-Preisträger aller Zeiten
Auch der Sieger des Abends, Justin Bieber, war nicht erschienen. Dabei war der 22-jährige kanadische Superstar rechnerisch der große Gewinner des Abends. In fünf Kategorien war er aufgestellt worden, versilberte aber nur drei davon – davon den Megahit „Sorry“ als „besten Song“. Das macht ihn nun mit insgesamt 22 Trophäen zum erfolgreichsten MTV-EMA-Preisträger aller Zeiten.
Doch ausgerechnet sein Landsmann, der 18-jährige Shawn Mendes, stieß ihn vom MTV-Thron des besten männlichen Künstlers. Dabei war Bieber sechs Jahre in Folge unangefochten der Beste. Biebers große Fangemeinde sorgte für Trost.
Verrenkungen im Plüsch bespannten „U“
Sie hat ihm offenbar den Ausfall vor einigen Tagen großzügig verziehen. Bei einem Konzert in Manchester hatte der Star kurzerhand des Mikro weggeschmissen und genervt die Bühne verlassen, weil er das Gekreische der Fans nicht länger ertragen wollte. Dennoch besorgten ihm nun die sogenannten Belieber den Preis für die beste Fangemeinde.
Skandale, wie sie früher bei den MTV-Shows dazugehörten, gab es in Rotterdam nicht. Sieht man mal von dem tiefen Einblick ab, das so manches Outfit von Präsentatorin Bebe gewährte. Erstaunlicher war noch ihr Tanz mit einem riesigen mit Plüsch bespannten „U“ mit zwei aufgeklebten Augen, die den Verrenkungen der Sängerin voll Verwunderung folgten.
„Die USA erleiden gerade einen kollektiven Herzinfarkt“
Am Ende brachte dann die Punkrock-Band Green Day einen Hauch von harter Realität zurück in die Halle. Sie seien froh, in Europa zu sein, sagte Leadsänger Billie Joe Armstrong. So seien sie den USA und dem „schrecklichen Wahlkampf“ entkommen. „Die USA erleiden gerade einen großen kollektiven Herzinfarkt.“
Und als Statement brachte die mit dem Global Icon Award gekürte Band zum Abschluss ihren Mega-Hit „American Idiot“. 12 Jahre alt ist der Titelsong des mit einem Grammy ausgezeichneten Albums – eine Abrechnung mit der US-amerikanischen Politik damals unter Präsident George W. Bush. (dpa/emb)