Berlin. Eine Woche vor Halloween häufen sich die Attacken von Grusel-Clowns – und werden brutaler. Polizei und Politik warnen mögliche Täter.
Sie rennen mit Messern und Baselballschlägern bewaffnet auf ihre Opfer zu, schwingen Kettensägen und Morgensterne – und häufig bleibt es nicht mehr beim Erschrecken. Das Phänomen der Grusel-Clowns beschäftigt inzwischen sogar die Politik.
„Wer andere sprichwörtlich zu Tode erschrecken will, ist nicht lustig, sondern ein Straftäter“, sagte Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) der „Bild“-Zeitung. Selbst wenn dem Opfer nichts passiere, könne die Tat eine strafbare Bedrohung sein. „Und auch hierfür kann der demaskierte Clown schon bis zu einem Jahr im Gefängnis landen.“
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) droht den Tätern: „Solche üblen Gags können schlimme Folgen haben“, sagte Herrmann der „Passauer Neuen Presse“. Die Täter dürften nicht mit Nachsicht rechnen: „Wir werden da deshalb auch nichts durchgehen lassen und jeden Fall konsequent verfolgen sowie entsprechend ahnden“, sagte Herrmann. „Aus einem vermeintlichen Scherz wird dann für den Täter bitterer Ernst.“
Die Fälle häufen sich bundesweit
Allein an diesem Wochenende hat die Polizei bundesweit Dutzende Überfälle von Grusel-Clowns registriert, mehrere Menschen wurden verletzt. Eine Auswahl:
• In Duisburg schlug am Samstagabend ein Grusel-Clown vermutlich mit einem Baseballschläger aus Metall auf einen 30-jährigen Mann ein. Der hatte ihn zur Rede stellen wollen, nachdem der Clown Kinder erschreckt hatte. Das Opfer sei durch die Schläge auf Arm und Rippen leicht verletzt worden, berichtet die Polizei.
• In Aachen erschreckte sich ein 21-jähriger Radfahrer am Samstag so sehr, dass er stürzte und verletzt in ein Krankenhaus gebracht werden musste. Ein Grusel-Clown war drohend aus einem Gebüsch gesprungen.
• In Berlin versuchten zwei falsche Clowns am Freitagabend, einen 25-Jährigen auszurauben. Nach Polizeiangaben hielt einer der maskierten Unbekannten den Mann von hinten fest und forderte Geld, während der andere den Mann mit einem Stock bedrohte. Als sich das Opfer los riss, flohen die Clowns.
• Im Saarland hat ein Grusel-Clown am Samstagabend Zugreisende erschreckt und mit einem Messer bedroht. Die Polizei erwischte ihn zwei Stunden, nachdem er ausgestiegen war. Es handelte sich um einen polizeibekannten, betrunkenen 26-Jährigen. Ein Strafverfahren wegen Nötigung wurde eingeleitet.
Angreifer müssen selbst mit Attacken rechnen
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, erklärte, die Übergriffe seien „alles andere als komisch“. „Das sind schwerste Straftaten“, sagte Malchow den „Ruhr Nachrichten“ (Bezahlangebot). Wer bereit sei, jemandem Todesangst einzujagen und mit Messer oder Kettensäge auf Menschen loszugehen, der nehme Verletzungen oder gar den Tod seines Opfers in Kauf, erklärte der GdP-Chef. Wenn Menschen sich bedrängt und eingeschüchtert fühlten, könne das als Körperverletzung verfolgt werden.
Die Thüringer Polizei hat dem Thema einen ausführlichen Facebook-Post gewidmet. Dort heißt es, je nach Fall könne eine Clown-Attacke als Ordnungswidrigkeit gelten, aber auch als „Bedrohung, Nötigung, versuchte oder vollendete Körperverletzung oder gar gefährliche Körperverletzung“. Die Angreifer müssten außerdem damit rechnen, selbst angegriffen zu werden. „Denn wenn man attackiert wird, darf das Opfer dem Angriff innerhalb der Grenzen der Notwehr begegnen.“
Profi-Clowns fühlen sich diffamiert
Professionelle Clowns fürchten unterdessen um ihr Image: „Durch die Attacken wird der Clown immer mehr zum Angstobjekt“, sagte der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Zirkusunternehmen, Dieter Seeger, der Deutschen Presse-Agentur. „Mit einem Clown soll eigentlich Spaß, Freude und Tollpatschigkeit assoziiert werden. Über ihn soll man lachen.“
Dieter Seeger ist sauer und stellt klar: „Grusel-Clowns sind keine Clowns. Es sind wirre Menschen, die ihre destruktiven Neigungen auf diese armselige Art ausleben wollen.“ In einer Mitteilung des Dachverbands Clowns in Medizin und Pflege Deutschland heißt es weiter: „Sie sind weder komisch noch beeindruckend, sondern ein grotesker Abklatsch einer zutiefst menschlichen, positiven Freude an der Anarchie.“
Clowns werden „so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind“
Der Direktor des Zirkus „Roncalli“, Bernhard Paul, prophezeite in der österreichischen „Kronen Zeitung“, die Grusel-Clowns würden „so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind“. Paul sagte weiter: „Die Kostümierung dieser Gestalten ist die eine Sache. Dass sie sich ungestraft Clowns nennen, ist die andere. Aber wenn sie dann auch noch mit Sägen und Knüppeln auf Leute losgehen, dann sind es Kriminelle, dafür ist die Polizei zuständig.“ (küp/dpa)