Hundetrainerin Sara Leona Santini arbeitet mit Tieren und deren Besitzern zusammen. Mit ihrer Arbeit hilft sie auch kleinen Kindern.

„Ich mag nicht, wenn der Hund meine Hand abschlabbert“, sagt das kleine Mädchen. Gemeinsam mit anderen Kindern und den Vierbeinern übt die Siebenjährige, den Tieren Futter zu geben. Sie nehmen an einer Trainingsstunde bei Sara Leona Santini in der Indoor-Hundeschule Dog­Coach teil. Die Kinder sollen ihre Angst vor den Tieren verlieren oder lernen, wie sie mit einem neuen Familienmitglied umgehen.

Trainerin Santini (31) hat im Jahr 2010 bei DogCoach Berlin die Ausbildung zur Hundetrainerin gemacht. „Es war immer schon mein Wunsch, mit Hunden zu arbeiten“, sagt sie. Dennoch ging sie erst einmal an die Uni und studierte Kommunikationswissenschaften. Einiges davon ist ihr immer noch nützlich, schließlich hat ihr heutiger Beruf auch viel mit Kommunikation zu tun. Parallel zum Studium lernte Sara Santini in einem Zirkus Akrobatik, Jonglieren und Clownerie.

Hunde trainieren ist auch ein Kommunikationsjob

Nach ihrem Examen stand Santini vor der Entscheidung, sich einen Job in der Kommunikationsbranche zu suchen oder ihr Hobby zum Beruf zu machen. Sie entschied sich für die Hunde, zog nach Berlin und investierte das „Spargeld von Oma“ in ihre elf Monate lange Ausbildung zur Hundetrainerin.

Sie lernte dort alles Wichtige über Rassen, Zucht, Pflege und das Verhalten von Hunden. Sie wurde in Verhaltensforschung und Neuropsychologie unterrichtet und setzte sich auch mit den Grundregeln der Erziehung auseinander. Nach ihrer Ausbildung absolvierte Santini einige Praktika. „Um Hundeerfahrung zu sammeln“, wie sie sagt.

„Meist hat der Hund kein Pro­blem, sondern der Mensch“

„Man muss Menschen mögen, um mit Hunden arbeiten zu können“, findet Sara Santini. Denn Hundetrainer leiten vor allem die Besitzer an und lehren sie, mit ihren Tieren richtig umzugehen. „Meist hat der Hund kein Pro­blem, sondern der Mensch“, sagt die 31-Jährige. Sie bringt den Besitzer dazu, „das Verhalten des Hundes umzulenken“.

Am liebsten arbeitet Santini mit Kindern. „Das ist mein Schwerpunkt“, sagt sie. In der Trickschule zeigt sie den jungen Teilnehmern, wie sie ihre Hunde dazu motivieren, Pfötchen zu geben, durch einen Reifen zu springen oder Slalom durch ihre Beine zu laufen. „Ich bin auch Zirkuspädagogin“, erzählt Sara Santini. Den Abschluss hat sie im Zirkuspädagogischen Zentrum Harlekids im brandenburgischen Senftenberg erworben.

Kinder lernen Respekt vor den Tieren zu haben

Doch es geht ihr um mehr, als den Teilnehmern zu zeigen, wie sie ihren Hunden Tricks beibringen. Die Kinder lernen, Respekt vor anderen Lebewesen zu haben, Verantwortung für das Tier zu übernehmen, den Hund zu verstehen und Befehle zu erteilen. Dabei ist die nonverbale Kommunikation ausschlaggebend. Passt die Gestik nicht zum Kommando, gehorcht das Tier seinem Besitzer nicht. „Im Umgang mit dem Hund, muss man wissen, was man will, dann funktioniert das auch“, sagt Sara Santini.

Seit zwei Jahren geht die Hundetrainerin auch in Grundschulen. Sie wird gerufen, wenn Schüler Aggressionen abbauen sollen oder Kinder beim Lernen gefördert werden müssen. Mit dabei sind dann ihre Therapiehunde Micky und Karma. Gemeinsam mit ihnen hat sie eine zweiwöchige Therapiehundeausbildung absolviert.

Hund und Trainerin helfen Schülern beim Lernen

Kinder, die dank ihrer Arbeit lernen, ihre Angst vor Hunden zu überwinden, profitieren auch in größerem Rahmen von diesem Erfolg. Beispielsweise gewinnen sie in der Schule an Selbstbewusstsein. Die Tiere können sogar beim Mathematik- und Deutschlernen helfen. Dazu lesen die Mädchen und Jungen den Hunden im Unterricht Geschichten vor. „Wenn sie merken, dass sich der Hund dabei entspannt, haben sie ein Erfolgserlebnis“, sagt Santini.

Für den Mathematikunterricht wiederum schreibt die Trainerin Rechenaufgaben auf Karten, die versteckt werden. Der Hund muss sie finden und dem Kind bringen. Wenn es die Aufgabe lösen kann, darf es den Hund füttern. Es sind die kleinen Schritte, die zum Erfolg führen, sagt Santini. „Tierisch helfen“ heißen die Teams, die an Grundschulen tätig sind.

Mit den Tieren in sozialen Einrichtungen unterwegs

Darüber hinaus besucht Santini mit Micky, Karma und weiteren Hundetrainerteams auch soziale Einrichtungen, etwa Seniorenheime und Einrichtungen für Menschen mit Handicap. Behinderten können die Tiere helfen, ihre Beweglichkeit zu verbessern. „Indem wir sie auffordern, mit der beeinträchtigten Hand, den Hund zu streicheln“, gibt die 31-Jährige ein Beispiel.

„Mich interessiert einfach alles, was mit Hunden zu tun hat“, sagt Sara Santini. Deswegen ist es für sie auch ganz selbstverständlich, sich weiterzubilden. Gerade erst war sie drei Tage in einer haustierbiologischen Forschungsstation im Westerwald, hat dort Hunde bei ihrem Verhalten und ihrer Kommunikation beobachtet.

Sprache der Tiere nicht immer zu deuten

Versteht sie die Sprache der Vierbeiner? „Nicht immer“, sagt Santini. Schwanzwedeln und Knurren ließen sich noch gut deuten, andere Gesten, Zeichen und auch die Mimik des Hundes hingegen lerne man nur zu verstehen, wenn man ein Tier lange kennt.

Die Kinder in der Indoor-Hundeschule haben mittlerweile einen Parcours aufgebaut. Nun sollen sie lernen, ihren Begleiter ohne Leine zu führen. Bei einigen klappt es gut, bei ihnen harmonieren Befehl und Gestik bereits. Zur Belohnung bekommt der Hund ein Leckerli. Denn das Füttern haben die Kinder schon gelernt. Auch das siebenjährige Mädchen. Doch dass der Hund ihre Hand abschlabbert, mag es immer noch nicht.