Bochum. Werner Mauss soll Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Vor Gericht schweigt der Ex-Geheimagent. Ihm droht eine lange Haftstrafe.
Alt ist er geworden, der ehemals berühmteste Geheimagent Deutschlands. Mit 76 Jahren muss sich der gebürtige Essener Werner Mauss seit Montag vor dem Landgericht Bochum verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, rund 15 Millionen Euro Einkommensteuer hinterzogen zu haben. „Der deutsche 007“ ist er genannt worden. Fotos zeigen Mauss neben seinem Privatflugzeug, Mauss bei einem beruflichen Aufenthalt in Kolumbien oder sein schlossähnliches Anwesen im Hunsrück.
Vor Gericht dreht er den Kameraleuten den Rücken zu, die dicke Jacke mit der Kapuze verschleiert seine Silhouette. Werner Mauss dürfte schon die Anklage als Zumutung empfinden. Der Legendenbildung nach hatte er einst auf höchster Ebene und im Auftrag des Staates Verbrecher gejagt.
Steuer-CD bringt Fahnder auf Mauss’ Spur
Angefangen hatte er in den 60er-Jahren mit einer Detektei in Essen. Schnell bekam er Spaß an größeren Aufträgen. Später, ab den 80er-Jahren, ranken sich die Erfolgsgeschichten um Verhandlungen mit Terrororganisationen in Südamerika und im Nahen Osten wegen der Freilassung von Geiseln.
Und jetzt diese Anklage. 2012 hatte das Land NRW mal wieder eine Steuer-CD angekauft. Offenbar ein Mitarbeiter der USB-Bank hatte den Datensatz seines Arbeitgebers kopiert, und da tauchten auch millionenschwere Konten eines Claus Möllner in Luxemburg und auf den Bahamas auf. Eine entsprechende Steuererklärung in Deutschland gab es nicht.
Steuererklärung unter Aliasnamen
Irgendwie kamen die Wuppertaler Steuerfahnder darauf, dass es sich bei diesem Mann um Mauss handeln dürfte, der wiederum mit offizieller Genehmigung unter dem Aliasnamen Dieter Koch beim Finanzamt Essen-Süd seine Steuer zahlen darf, obwohl er im Hunsrück lebt. Aber auch Dieter Koch hatte seine Steuerlast von jährlich rund 1,4 Millionen Euro nicht deklariert.
Staatsanwalt Timo Dörfer nennt in der Anklage das Motiv: „Dabei war er in einem besonders anstößigen Maße geleitet von einem sehr deutlich ausgeprägten Streben nach erheblichen eigenen wirtschaftlichen Vorteilen.“ Mauss habe Beträge von bis zu 60 Millionen US-Dollar „unter erheblichem Verschleierungsaufwand“ umgeleitet.
Mauss droht jahrelange Haftstrafe
Mauss schweigt vor Gericht. Es war aber bekannt geworden, dass Mauss sich zwar zu den Konten bekennt. Er will sie aber nur treuhänderisch verwaltet haben. Sie seien gespeist worden von internationalen Organisationen und Staaten, um ihm so seine Operationen als Geheimagent zu ermöglichen. Wenn es für Mauss schlecht läuft, droht ihm eine jahrelange Haftstrafe.