Heiligenhaus. Jean Pütz, legendärer Moderator der „Hobbythek“ im WDR, warnt auch mit 80 Jahren vor dummen Menschen und kritisiert Angela Merkel.
Dieser Satz ist längst in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen: „Ich hab’ da mal was vorbereitet“, sein Standardspruch aus der „Hobbythek“, ist einer der meistzitierten Sätze der Fernsehgeschichte. Kaum zu glauben, dass es die Sendung schon zwölf Jahre nicht mehr gibt. Jean Pütz aber, der die „Hobbythek“ 30 Jahre lang moderierte, ist aktiv wie eh und je, schreibt Bücher und tourt mit einem Bühnenprogramm durchs Land. Nur am Mittwoch gönnt er sich eine kleine Pause: Der Mann mit dem buschigen Schnauzer und der Einsteinfrisur feiert seinen 80. Geburtstag.
Pütz war lange der Bastelonkel der Nation. 1974 brachte er die „Hobbythek“ beim WDR an den Start, sie sollte den Zuschauern Wissenschaft und Technik des Alltags auf kurzweilige Weise näherbringen. Er erklärte, wie man Käse oder Waschmittel selber herstellt, gab Tipps zur Ernährung und zur Nutzung von Regenwasser.
„Mit dummen Menschen geht Demokratie unter“
„Mich hat immer die Frage beschäftigt: Wie kann ich Menschen mit einfachen Worten dazu bringen, die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung zu verstehen?“ Pütz ging es nicht nur um Unterhaltung, sondern um das große Ganze. Er sei fest davon überzeugt, dass eine Demokratie nur funktionieren kann, wenn Menschen informiert und gebildet sind. „Mit dummen Menschen geht die Demokratie unter.“
Pütz ist ein leidenschaftlicher Erklärer. Als seine „Hobbythek“ aus dem Programm geworfen wurde, hat ihn das getroffen. Ausgerechnet Ranga Yogeshwar (57) fällte als verantwortlicher WDR-Redakteur die Entscheidung – der heutige „Quarks & Co“-Moderator hatte in den 80er-Jahren unter Pütz beim WDR angefangen, er galt lange als Protegé seines Chefs. Yogeshwar wollte modernere Wissenschaftsshows im Programm etablieren. Pütz hätte es gerne gesehen, wenn die „Hobbythek“ auch nach seinem Ausscheiden mit neuem Moderator weitergeführt worden wäre. Inzwischen hat Jean Pütz neue Wege gefunden, Menschen für die Wissenschaft zu interessieren. So zeigt er in seiner „Pützmunter-Show“ in ganz Deutschland Experimente. Und er mischt sich in die Flüchtlingsdebatte ein. Die Öffnung der Grenzen sieht er kritisch.
Ein offener Brief an Angela Merkel
Im Frühjahr schickte er deswegen einen offenen Brief mit 14 Fragen an Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Finden Sie nicht, dass die europäische Idee durch Ihre nicht mit den europäischen Instanzen abgestimmte Entscheidung immer mehr in Gefahr gerät?“, lautete eine davon. Eine Antwort habe er nicht erhalten. „Ich verstehe nicht, warum sie so emotional gehandelt hat, ohne rational die Folgen abzuschätzen“, sagt Pütz. Das Erstarken der rechtspopulistischen AfD sehe er mit Sorge, es verwundere ihn aber keineswegs.
Privat hat Jean Pütz, der in Luxemburg aufwuchs, sein Glück gefunden. Einen guten Draht zu Frauen hatte er immer, inzwischen lebt er mit seiner dritten Ehefrau in Heiligenhaus – in getrennten Häusern, wie er betont. In einem Interview hat er mal erzählt, wie er sie in der „Sansibar“, dem Sylter Promitreff, kennenlernte. Die mehr als 30 Jahre jüngere Frau trat dort als Bauchtänzerin auf: „Ich gebe zu, ich war damals noch ein bisschen ein Womanizer, und als ich diese tolle Frau sah, sagte ich noch zu meinem Freund: ‚Guck dir diese Schönheit an‘.“ Mit ihr zeugte er im Alter von 74 Jahren noch ein Kind. Drei andere hatte er schon, sein ältester Sohn ist 57. Vital sei er noch immer, beteuert Pütz. An den Tod denke er nicht. Er habe keine Angst davor: „Wenn ich weg bin, bin ich weg.“