Dhaka. Bei der Fabrik-Explosion am Samstag in Bangladesch wurden mehr als 30 Menschen getötet. Die Anlage belieferte auch westliche Firmen.
Bei einer Explosion und einem Feuer in einer Fabrik in Bangladesch sind mehr als 30 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Feuerwehr wurden zahlreiche weitere Menschen verletzt. Ein Kessel sei am Samstagmorgen in der Fabrik im Industriegebiet Tongi rund 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Dhaka explodiert, sagte der Sprecher der Einsatzbehörde, Mohammad Rafiquzzaman. Weil in der Fabrik Chemikalien gelagert wurden, breitete sich ein Flammeninferno aus. Das vierstöckige Gebäude stürzte ein.
Viele Verletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Einige Opfer hätten Verbrennungen erlitten, sagte ein Arzt des Tongi General Hospitals der Deutschen Presse-Agentur.
Fabrikgebäude in Bangladesch explodiert
British American Tobacco und Nestlé sind Kunden
In der Tampaco Foils Fabrik werden Verpackungen für Tabak und andere Konsumgüter hergestellt, das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Zulieferer für Dutzende, auch internationale, Konzerne. Einer der Kunden, der Tabakkonzern British American Tobacco, zeigte sich bestürzt und sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. Die Fabrik gehöre als Zulieferer zwar nicht direkt zu ihrer Niederlassung in Bangladesch. „Trotzdem hat unser lokales Geschäft dem Unternehmen in dieser sehr schweren Zeit humanitäre Hilfe angeboten“, sagte ein BAT-Sprecher.
Auch der Schweizer Nahrungsmittel-Gigant Nestlé reagierte bestürzt auf den Unfall. Das Unternehmen habe von der betroffenen Firma Produkte bezogen, teilte Nestlé am Sonntag mit. Man sei „schockiert und traurig“ angesichts der Toten und Verletzten.
Noch immer neun Menschen unter Trümmern vermutet
Auch mehr als 30 Stunden nach der Explosion kämpfte die Feuerwehr am Sonntag darum, die Flammen im Gebäude unter Kontrolle zu bringen. So hatten die Rettungskräfte nach Angaben des örtlichen Verwaltungschefs SM Alam stundenlang Schwierigkeiten, den Brand zu löschen und den Weg so freizuräumen, dass mit der Suche nach Opfern im Gebäudeinneren begonnen werden konnte. 23 Leichen wurden demnach bislang aus den Trümmern geborgen. Ärztlichen Angaben zufolge erlagen mindestens acht Fabrikarbeiter in Kliniken ihren Verletzungen.
Eine Untersuchungskommission zu dem Vorfall wurde dem Verwaltungschef zufolge eingesetzt. Sie solle in den nächsten sieben Tagen Bericht erstatten. Der Fabrikbesitzer, der ehemalige Parlamentsabgeordnete Syed Mokbul Hossain, sagte der Lokalzeitung „Prothom Alo“, er wisse nicht, ob der Kessel defekt gewesen sei, und ob er regelmäßig gewartet wurde. Er gehe davon aus, dass zum Zeitpunkt des Unglücks etwa 75 Menschen im Gebäude gearbeitet hätten. Anhand einer Liste von Arbeitern der Fabrik ging die Bezirksverwaltung davon aus, dass noch neun Menschen unter den Trümmern lagen.
Immer wieder tödliche Unfälle
Tödliche Unfälle in Fabriken in Bangladesch sind keine Seltenheit: Oft werden Verpackungen, Kleidung oder andere Textilien unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert. Zu welcher Katastrophe zu lässige Gebäudekontrollen und fehlender Arbeitsschutz führen können, zeigte der Einsturz des Rana-Plaza-Komplexes im April 2013. Das Gebäude, in dem fünf Textilfabriken produzierten, begrub mehrere Tausend Menschen unter sich. 1135 Menschen starben.
Ermittler stellten später fest, dass das achtstöckige Komplex aus minderwertigem Material gebaut worden war und die Fabrikmanager die Arbeiter trotz bereits sichtbarer Risse gezwungen hatten, ins Gebäude zu gehen. Der Einsturz des Rana Plaza und weitere Fabrikunfälle haben zuletzt zunehmend den Druck auf Textilkonzerne erhöht, die in Billiglohnländern wie Bangladesch oder Pakistan produzieren lassen. Ihnen wird vorgeworfen, sich in den Fabriken vieler Zulieferer und Subunternehmer nicht für die Bedingungen zu interessieren, unter denen ihre Produkte entstehen.
Kik zahlt nun 5,15 Millionen US-Dollar an Hinterbliebene
Im Fall einer Brandkatastrophe in einer pakistanischen Textilfabrik stellte nun der Textildiscounter KiK weitere 5,15 Millionen US-Dollar für die Opfer und ihre Angehörigen zur Verfügung. Das deutsche Unternehmen war zur Zeit des Brandes 2012 Hauptkunde der Fabrik. Kik hatte unmittelbar nach dem Brand bereits eine Million US-Dollar Soforthilfe bereitgestellt. Es lehnt aber Schmerzensgeldzahlungen ab, mit der Begründung, dass das Unternehmen selbst keine Schuld am Ausbruch des Brandes treffe. (dpa)