New York. Irene Olsen hätte vor zwei Jahren sterben sollen, sagten die Ärzte. Doch die Hospiz-Patientin lebt noch immer. Und wird zum Problem.

Irene Olsen sollte die letzten Tage ihres Lebens in einem Hospiz in New York verbringen. Sie hat Lungenkrebs im Endstadium und eine Beatmungsmaschine verhindert das, was den Ärzten zufolge schon vor etwa mehr als zwei Jahren hätte passieren sollen. Kaum länger als ein halbes Jahr habe sie noch, sollen die Mediziner damals zu ihr gesagt haben. Doch Irene Olsen ist noch immer am Leben. „Sie stirbt nicht schnell genug“, sagt ihre Tochter Dana Olsen und ergänzt: „Das ist das Entscheidende.“

Was sie meint: Vergangene Woche habe das Hospiz ihr und ihrer Mutter mitgeteilt, dass die an Krebs im vierten Stadium und der Lungenkrankheit COPD leidende Olsen das Hospiz verlassen muss, wie der Fernsehsender CBS2 berichtet. In einem Telefongespräch hätten ihr die Ärzte gesagt, dass die Lage ihrer Mutter stabil sei und sie entschieden hätten, Irene Olsen aus dem Hospiz zu entlassen – ohne ihr eine Alternative dafür zu nennen, wo die auf Medikamenten angewiesene Frau unterkommen soll.

Klappcouch statt Krankenbett

Dana Olsen entschied sich in ihrer Verzweiflung, ihre Mutter zu Hause in ihrer Wohnung aufzunehmen. Auf einer ausgeklappten Couch in ihrem Wohnzimmer ist Irene Olsen rund um die Uhr mit einer Beatmungsmaschine verbunden. Ein Mal pro Woche wird sie von einer Krankenschwester medizinisch betreut. Für die Tochter ist die Pflege ihrer todkranken Mutter eine enorme psychische Belastung. Ständig schläft sie mit der Angst ein, dass ihrer Mutter irgendetwas zustößt. „Es ist sehr hart für mich“, gesteht Dana Olsen. „Ich kann nicht schlafen, weil ich Angstattacken habe.“

Rechtlich betrachtet ist die Entscheidung des Hospiz-Betreibers möglich. Wie der Sender CBS2 weiter berichtet, werde der Hospizaufenthalt von im Sterben liegenden Menschen nach Reglungen der gesetzlichen US-Krankenkasse Medicare nur für sechs Monate bezahlt. Jedoch seien die Grenzen dieser Regelung im Einzelfall zu prüfen und dementsprechend neu zu setzen. „Wenn sich der Zustand des Patient nicht zwangsläufig verschlechtert, er aber auch nicht gut aussieht, dann ist dieser Patient meiner Meinung nach trotzdem ein Hospiz-Patient“, sagt Dr. Mark Fialk, der in einem anderen Hospiz arbeitet, im US-Fernsehen.

Wenn es nach Irene Olsen geht, dann muss sie nie wieder ins Hospiz zurück – davon ist sie überzeugt. „Ich werde nicht sterben“, sagte sie.