Wien. Ein Bürgermeister stößt sich wegen seines Glaubens an der Zombie-Jagd in seinem Dorf. Die Eröffnung eines Horror-Parks verzögert sich.
Rennen, um nicht in die Fänge der Zombies zu geraten; auf sie schießen und das rettende Serum besorgen: Das sollte seit dem 1. Juli in Österreich ein Freizeitspaß sein. Eine 26-Jährige will in einem kleinen Ort einen Horror-Park eröffnen.
Doch es dauert noch, bis zahlende Besucher auf die Untoten treffen. Die Zombies müssen sich dabei nicht nur auf Beschuss aus Paintball-Waffen einstellen, sie sind auch beim Bürgermeister nicht willkommen. Der hat ein Problem mit den „lebenden Toten“ in der 2000-Einwohner-Gemeinde Markt Allhau 120 Kilometer südlich von Wien.
Hinter der Grusel-Idee steckt eine allein erziehende Mutter. Lisa Ehrenreich hat im Pharmaziestudium und am Steuer eines Rettungsfahrzeugs schon einiges über Leben und Tod gelernt und ist glühender Fan der US-Serie „The Walking Dead“ über eine Zombie-Apokalypse. Die Idee für das „Zombieland Austria“ hat sie im Januar durchgerechnet und sie ist überzeugt, dass der Plan funktionieren wird. Perspektivisch will sie 20 Mitarbeiter beschäftigen – Zombies eingerechnet. Auch Fanartikel gibt es schon, T-Shits mit dem Aufdruck „Keep calm and kill some Zombies“ – „Bleib ruhig und töte ein paar Zombies“.
Bürgermeister will keine lebenden Toten in der Gemeinde
Vielleicht ist sie trotzdem ein bisschen blauäugig an das Projekt herangegangen. Mit der geplanten Eröffnung zum 1. Juli wurde es nichts. Der Bürgermeister sagte dem österreichischen Sender ORF freimütig, dass er wenig von der Idee hält. Er persönlich wolle keine lebenden Toten in der Gemeinde haben, denn er glaube an die Auferstehung der Toten.
Die Untoten bringen vielleicht auch unerwünscht viel Leben in seine Gemeinde. Zwar hat sich schon eine Sparkassenbelegschaft zum Betriebsausflug ins Zombieland angesagt. Typischere Besucher könnten aber die feiernden Gruppen von Junggesellenabschieden werden. Die müssen dann auf dem Gelände den „Impfstoff“ gegen das Zombievirus in Einzeldosen in die sichere Zone holen, je nach Laune Zombies aus dem Weg gehen oder sie auch zur Strecke bringen. Zombies haben es abgesehen auf „Gehirne“, die um die Hüften der Spieler baumeln. Wer keine „Brains“ mehr hat , hat gegen die Untoten verloren.
Die Zombie-Darsteller sollen 415-Euro-Jobber sein, Interessenten gebe es etliche, sagt Betreiberin Ehrenreich. Und damit die Treffer mit zerplatzenden Farbkügelchen nicht unter der Kleidung auch noch blaue Flecken hinterlassen, sollen die Paintball-Waffen mit reduziertem Luftdruck schießen.
Kurz sah es so aus, als würde der widerspenstige Bürgermeister das Projekt schnell beerdigen. Er wollte das Zombieerwartungsland kurzerhand zum geschützten Hochwassergebiet erklären lassen. Allerdings war er damit nicht erfolgreich, im Gemeinderat war der Verhinderungsplan nur kurz Thema und ist inzwischen vom Tisch. „Happy End nach Zombie-Drama“, meldete die örtliche „Burgenländische Volkszeitung“ bereits.
Lisa Ehrenreich hatte zwischenzeitlich einen Anwalt eingeschaltet, eine Online-Petition für ihre Zombies gestartet und andere Politiker mobilisiert. „Mit einem Bordell hat er keine Probleme, aber wir passen nicht zu seinen Wertvorstellungen“, sagt Ehrenreich. Wegen der Hochwasserfrage habe auch der Versicherer bei dem Projekt keine Bedenken gehabt.
„Noch keine einzige Unterlage eingereicht“
Und trotzdem kann es noch nicht losgehen. „Die Dame hat ja noch keine einzige Unterlage eingereicht“, erklärte Bürgermeister Pferschy unserer Redaktion.
Das bestätigt auch Ehrenreich. Es hänge aktuell an dem Planer und Bauleiter – Baumeister, wie das in Österreich heißt. Die Pläne würden in nächster Zeit bei der Bezirkshauptmannschaft eingereicht. Am Mann für die Homepage hängt es, dass dort noch – ein bisschen untot – von der großen Eröffnung am 1. Juli zu lesen sei.
Auf dem rund fünf Hektar großen Gelände geht es derweil weiter, ein Autowrack ist geliefert und ein Friedhof für die Zombies errichtet worden. 40.000 Euro habe sie bereits in das Projekt gesteckt, sagt Ehrenreich. Weitere 20.000 Euro an Investitionen seien noch vorgesehen. Etwas Vergleichbares gebe es zumindest in Europa nicht.
Apokalypse muss also noch warten
Aus Ehrenreichs Sicht geht es mit einer Betriebsstättengenehmigung nur um eine Formalie. Vorgespräche mit der Bezirkshauptmannschaft lassen Ehrenreich optimistisch sein, sie rechnet nicht mehr mit grundsätzlichen Widerständen. Die Behörde gibt sich allerdings nach außen sehr reserviert: „Erst nach Vorlage von entsprechenden Unterlagen, aus denen sich ergibt, welche Tätigkeiten im ,Zombieland’ tatsächlich beabsichtigt sind“, könne beurteilt werden, ob diese zulässig seien oder ob dafür überhaupt Bewilligungen nötig seien.
Die Apokalypse muss also noch warten. Ehrenreich hat alle Buchungen auf Ende August verschoben.