Köln. In ihrer Talkshow „Kölner Treff“ entlockt sie Prominenten intime Geheimnisse. Als es ihr selbst nicht gut ging, holte sie sich Hilfe.
Wie lange man diese Frau schon zu kennen glaubt. Seit Ende der 80er-Jahre ist Bettina Böttinger regelmäßig im Fernsehen zu sehen. Ein Gespräch mit der Moderatorin über ihre Sendung, über Stressbewältigung und über das Älterwerden. Der Grund liegt auf der Hand: An diesem Montag wird sie 60 Jahre alt.
Was bedeutet Ihnen der runde Geburtstag?
Ich habe aufklappbare Einladungskarten verschickt, darin steht: Es gibt Grund zu feiern – vor zehn Jahren bin ich 50 geworden ... Eigentlich mache ich mir nicht so viele Gedanken ums Alter. Schlimm wäre es nur, wenn ich den Geburtstag nicht erleben würde. Der Tod von Roger Willemsen im Februar hat mich erschüttert. Wir waren gut bekannt, er war ein Mensch, der eine große Wärme ausgestrahlt hat. Er war nur ein paar Monate älter als ich. Aber ich glaube, dass ich die Gene von meiner Mutter geerbt habe. Sie war auch in ihren letzten Lebensjahren keine Greisin. Als sie gestorben ist, war sie 82.
Das war 2010. Für Sie begann eine schwere Zeit: 2011 starben ihr Vater, eine enge Freundin, um die Sie sich gekümmert haben, und Ihr bester Freund. Wie haben Sie es geschafft, mit den Schicksalsschlägen fertigzuwerden?
Ganz wichtig war für mich Gustav Dobos, der einen Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Uni Duisburg-Essen hat. Ich habe ihn kennengelernt, als er einmal zu Gast in meiner Sendung war. Ein sehr zugewandter, kompetenter Mensch. Ich habe ihn angerufen und um Rat gefragt. Er sagte mir klipp und klar: Sie haben einen hohen Stressfaktor, Sie müssen zur Ruhe finden. Durch ihn bin ich zum Yoga gekommen. Ich bin dann nach Bangalore in Indien gereist. Jeden Tag vier Stunden Yoga – das war harte Arbeit. Zwei Wochen war ich dort. Seitdem ist Yoga ein wichtiger Teil meines Lebens. Perfekt, um runterzukommen. Danach bin ich zwar nicht erleuchtet, aber in jeder Hinsicht beruhigt.
Selbst während dieser Zeit haben Sie Ihre Sendung, den „Kölner Treff“, nicht abgesagt. Das Loslassen fällt Ihnen schwer, oder?
Ich musste einfach funktionieren, abgesehen davon bin ich ein Workaholic. Und dann habe ich auch noch eine eigene Produktionsfirma mit 21 Kolleginnen und Kollegen. Der „Kölner Treff“ geht 38 Mal im Jahr auf Sendung. Ich finde, jeder Gast hat das Recht, dass ich anständig vorbereitet bin. Ich gucke mir die Filme an, in denen sie mitgespielt haben, und lese ihre Bücher. Frei nach Rudi Carrell: Man kann nur aus dem Ärmel schütteln, was man vorher hineingetan hat. Im Ernst: Ich empfinde es als Geschenk, so viele Lebensgeschichten zu erfahren.
Welche Gäste sind in besonderer Erinnerung geblieben?
Bei der Vielzahl der Gäste gibt es immer wieder Menschen, die mich begeistern. Vor ein paar Monaten hatten wir Monica Lierhaus zu Gast. Das war sehr bewegend, weil sie wirklich ein schweres Schicksal hat. Wenn der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki neben Daniela Katzenberger sitzt – solche Begegnungen machen den Reiz der Sendung aus.
Haben Sie nie genug? Ihr WDR-Talk-Kollege Jürgen Domian fährt einmal im Jahr nach Lappland in eine einsame Hütte, wo er wochenlang mit niemandem spricht ...
Ich muss zwar regelmäßig runterkommen, aber Klappe halten ist nicht mein Ding. Ich habe keine Ambitionen, ins Schweigekloster zu gehen. Ich mache lieber Fernreisen, war schon viermal in Indien. Länger als zwei Wochen will ich aber nicht weg – ich möchte meinen Dackel nicht zu lange alleine lassen.
Wie feiern Sie Ihren Geburtstag? Mit einer großen Party?
Ja, ich habe 180 Zusagen. Ich will mich bei meinen vielen Weggefährten bedanken, werde eine launige Rede halten, und alle sollen mit mir Spaß haben. Ich bin Rheinländerin, ich will feiern!