Bei Neujahrsfeier in Bangkok fing der Vorhang einer Diskothek Feuer. Panik brach aus. Mindestens 59 Menschen starben eine halbe Stunde nach Mitternacht in den Flammen

Wenige Stunden zuvor tanzten hier hunderte in das neue Jahr. Die Diskothek Santika in Bangkok brannte vollständig aus. Foto: ap
Wenige Stunden zuvor tanzten hier hunderte in das neue Jahr. Die Diskothek Santika in Bangkok brannte vollständig aus. Foto: ap © AP

Bangkok. Am sternenklaren Himmel von Bangkok explodierten noch bunte Leuchtraketen, rund 400 ausgelassene Besucher in den 20ern schwenkten auf der Tanzfläche der Diskothek "Santika" Wunderkerzen. "Good Bye, Santika" lautete das Motto, der Klub sollte bald umziehen. Dann schlug die Neujahrslaune plötzlich in Panik um. Ein Vorhang der Bühne fing Feuer, kreischend drängten die jungen Gäste durch den einzigen Ausgang. Eine halbe Stunde nach Mitternacht hatten heulende Sirenen von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen die Böllerschüsse über Bangkok verdrängt. Mindestens 59 Menschen verbrannten, erstickten oder wurden zu Tode getrampelt. 180 Verletzte mussten in 14 Krankenhäusern der thailändischen Hauptstadt versorgt werden.

"Wach auf, wach auf", brüllte ein Mann, der auf dem Parkplatz versuchte, seine bewusstlose Gefährtin wiederzubeleben. Wie geschmolzener Wachs klebten Teile des Tüllkleides an der versengten Haut der jungen Frau. Es war in der Hitze des Feuers geschmolzen. Taxifahrer packten benommene und verletzte Disko-Gäste in ihre Wagen und rasten zum nächsten Krankenhaus. Gäste aus anderen Nachtklubs in der Nachbarschaft von Santika auf der Ekkamai-Straße im Herzen von Bangkok versuchten, Überlebende zu trösten. "Es war furchtbar", sagte ein zitternder Thailänder und versuchte, den Blutstrom an einem zerrissenen Ohrläppchen zu stoppen, "jeder trampelte über andere Leute weg."

Nach knapp zwei Stunden brachte die herbeigeeilte Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Doch da war das Dach bereits in den lichterlohen Flammen eingestürzt, die schneeweißen Bögen und Wände der Disko schwarz verkohlt. Feuerwehrleute mit Atemschutz durchkämmten das Haus und bargen Leichen, die sie in Leinentüchern auf dem Parkplatz ablegten.

Die Edeldisko "Santika" an der Ekkamai-Straße liegt zwar im Zentrum von Bangkok, aber außerhalb der Touristenmeile. Die Gegend gilt als Treffpunkt der "Jeune Doree", dem verwöhnten Nachwuchs von Bangkoks Geldadel, und Ausländern, die in Bangkok leben. Unter den Opfern sollen sich laut Polizei Australier, Japaner, Nepalesen und Holländer befinden. Santika gehört zu einer Reihe von Diskotheken und Klubs in Bangkok, die teilweise Platz für mehrere tausend Gäste bieten. Zuletzt hatte es vor über fünf Jahren ein Großfeuer in einem Vergnügungsetablissement der thailändischen Hauptstadt gegeben. Obwohl das Land strenge Gesetzte zur Aufrechterhaltung der Sicherheit besitzt, sieht es in der Praxis meistens düster aus. Vorschriften können gegen Zahlung von Bestechungsgeldern umgangen werden. Lokale Polizeistationen erhalten regelmäßige Zahlungen der Klubs, um einmal den Schutz vor Kriminellen zu gewährleisten, aber auch um Öffnungszeiten zu verlängern und Sicherheitsvorschriften laxer handhaben zu können.

Die Santika-Katastrophe ereilt die thailändische Hauptstadt während der schlimmsten Tourismuskrise seit Jahren. Die Fünf-Sterne-Hotels Bangkoks, zwischen Weihnachten und Neujahr üblicherweise ausgebucht, klagen gegenwärtig über Belegraten von lediglich zehn Prozent. Viele Besucher Thailands sagten die Reise ab, nachdem Demonstranten Ende November die beiden Flughäfen von Bangkok blockierten.