Palma de Mallorca. .
Spaniens Tourismus boomt wie noch nie, das Königreich erwartet einen neuen Urlauberrekord mit 70 Millionen ausländischen Gästen. Die Hotelbranche macht blendende Geschäfte, doch die Arbeitsbedingungen der Zimmermädchen werden immer schlechter. „Wir sind Arbeitnehmerinnen, keine Sklavinnen!“, rufen sie, beklagen „wachsende Ausbeutung“ und klettern im ganzen Land auf die Barrikaden.
Auch in Mallorcas Inselhauptstadt Palma gehen sie immer wieder auf die Straße. Eine von ihnen, sie heißt Nani, ergriff jetzt auf der Kundgebung das Mikrofon und berichtete vom harten Alltag eines Zimmermädchens, das fürs Bettenmachen, Toilettenputzen und Aufräumen zuständig ist. „Ein Knochenjob. Wir werden von allen Beschäftigten im Hotelwesen am schlechtesten entlohnt.“
Rund 1000 Euro monatlich verdienen die spanischen Zimmermädchen, soweit sie direkt vom Hotel angestellt sind und nach Branchentarif bezahlt werden. Werden sie von externen Reinigungs- oder Zeitarbeitsfirmen geschickt, was immer häufiger vorkommt, wird kaum mehr als der gesetzliche Mindestlohn von 655 Euro gezahlt. Manche müssen von 500 Euro leben, arbeiten dafür sechs bis sieben Tage die Woche.
Für den geringen Lohn müssen sie im Akkord die Gästeräume in Ordnung bringen. Bis zu 30 Zimmer am Tag. Wer sein Pensum nicht schaffe, weil die Urlauber das Zimmer verwüstet haben, müsse Überstunden machen – unbezahlt. Das gehöre zum Alltag, sagen die Zimmermädchen.
„Wir haben nicht einmal Zeit, um auf Toilette zu gehen“, berichtete Shirley, eine Kollegin Nanis. „Oft machen wir keine Essenspause, um fertig zu werden.“ Viele würden den Arbeitstag nur durchhalten, weil sie Aufputschtabletten nehmen.
Der Aufschrei der Zimmermädchen, die in Wirklichkeit keine Mädchen, sondern gestandene Frauen sind, die oftmals schon Jahrzehnte im Zimmerservice schuften, beschäftigt inzwischen auch die Politik. Das Regionalparlament forderte, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Und den Zimmermädchen jene Anerkennung zu verschaffen, die sie verdienen. Sie seien die „wahren Stars der Hotels“.
Gäste geben kaum noch Trinkgeld
Auf Mallorca und den anderen Baleareninseln schuften rund 30 000 Zimmermädchen – „die Mehrheit unter unwürdigen Umständen“, sagen die Gewerkschaften. Rund 5000 Kräfte müssten zusätzlich eingestellt werden, um für akzeptable Arbeitsbedingungen zu sorgen. Nur wenige wagten, sich zu beschweren. „Sie haben Angst, ihren Job zu verlieren, das können sie sich nicht leisten“, heißt es. Die Standardantwort der Arbeitgeber laute: „Wenn du nicht mehr willst, vor der Tür warten 50 Jobsuchende.“ Die Arbeitslosenquote liegt in Spanien bei 20 Prozent.
Auch das Trinkgeld der Hotelgäste, mit dem die Zimmermädchen ihre Kummerlöhne aufbessern, sei geringer geworden, bedauern sie. Früher hätten die meisten Gäste bei der Abreise ein paar Münzen auf dem Kopfkissen zurückgelassen. „Heute ist das eher die Ausnahme.“