Bremen/Berlin. .

Am Frühstückstisch bei den Mommsens wird dafür gesorgt, dass der Papa nicht zu sehr abhebt. „Könnte mir der attraktivste ‚Tatort‘-Kommissar bitte einmal die Butter reichen?“ Oliver Mommsen reicht dann brav die Butter. Es stimmt: Das Marktforschungsinstitut „mafo.de“ hat kürzlich 1026 Frauen (und Männer) befragt, wer der schönste „Tatort“-Kommissar ist. Rund 26 Prozent stimmten für den 48-Jährigen, das sind mal eben 7 Prozentpunkte mehr als für Til Schweiger.

Aber dem Kreuzberger Familienvater mit Ehefrau, Sohn (18) und Tochter (13) sind solche Rankings angeblich egal. „Meine Kumpels feixen, und meiner Tochter ist das sowieso alles peinlich.“ Und seine Kollegen am Set machen sich darüber auch eher lustig, in Bremen, wo er gerade schon den nächsten „Tatort“ dreht. „Das Team ist schon toll hier“, sagt er, „wir sitzen halt mit der Leiche noch am Tisch, und ich kann sagen: ‚Ey, du hast da noch Blut am Kopf.‘“ Diese ausgelassene Stimmung, das sei etwas Besonderes beim Bremer „Tatort“-Team.

Eine neue Romanze für den Bremer Kommissar

Am Pfingstmontag, dem 16. Mai, ist Oliver Mommsen in „Der hundertste Affe“ zu sehen als Nils Stedefreund (ARD, 20.15 Uhr). Der innerlich zerrissene TV-Kommissar, der schon im Krieg in Afghanistan war, hatte in seinen 28 Fällen so wenige Freundinnen, dass sich die Zuschauer schon Sorgen machten. Im kommenden „Tatort“, deutet Mommsen an, beginnt aber eine neue Liebe: „Es tritt eine gewisse Linda Selb in mein Leben“, sagt er. Am Set nennen alle die Rolle nur „Frau Selbsam“, weil sie etwas verhaltensauffällig ist. „Sie verhält sich fast schon autistisch und arbeitet am liebsten allein.“ Er könnte noch von einem Kuss erzählen, aber will nicht zu viel verraten.

Vor 15 Jahren hätte er das nie für möglich gehalten, dass er es einmal so lange in diesem Team aushalten würde. Bei seinem ersten „Tatort“ war er 33 und hatte die Schauspielschule von Maria Körber gerade erst beendet. Sein erster Film war „Junimond“ und brachte ihm gleich einen beachtlichen Erfolg. Doch er weiß noch genau, was er für Zweifel hatte damals. Wenn er sich mit dem Wissen von heute einen Tipp geben würde, wäre das: „Keine Angst, das wird schon.“ Er habe damals immer befürchtet, ein Misserfolg oder ein Scheitern wären ein Riesenproblem. Heute würde er sagen: „Trau dich, mach ruhig ein paar Fehler!“

In seinem nächsten Film spielt er einen pornosüchtigen Buchautor

Schon in seiner Jugend war er eher Draufgänger. „Ich war wohl ein doofes Kind“, sagt er, „ich hatte ständig eine neue Narbe am Kopf, die Maskenbildner sind heute immer total erstaunt darüber.“ Mal fiel ihm ein Backstein auf den Kopf, mal stolperte er eine Mauer hinunter. „Einmal haben mich meine Cousins in ein leeres Schwimmbecken geschubst.“ Aber ihn habe das stärker gemacht. „Ich bin im Grunde noch immer der gleiche Chaot von damals“, sagt er. „Heute bringen meine Kinder den Punk in mir zum Vorschein.“ Er meint, sich dreckig zu machen und sich am Sonntag bei ‚Die Siedler von Catan‘ um Stroh und Lehm zu streiten.

Deswegen empfindet er die regelmäßige Arbeit an „seinem“ Kommissar Stedefreund auch nicht als Routine, sondern als Herausforderung. „So hab ich die Freiheiten für andere Projekte“, sagt er. Gerade ist er von einer Theatertour („Eine Sommernacht“) zurückgekehrt und plant für den Herbst die nächsten Stücke. Außerdem hat er mit dem Berliner Regisseur Thomas Stiller ein ungewöhnliches Liebhaberprojekt beendet: „Es geht um einen pornosüchtigen Erfolgsautor, der eine Krankenschwester mit Todesfetisch trifft.“ Er mag solche ungewöhnlichen Projekte, da ist er wieder, der Punk. „Die Hosen müssen schon runter bei solch einem Film“, sagt er, „aber das Tolle ist, dass wir untereinander uns alle sehr vertrauen konnten.“

Aber trotz solcher Kunstprojekte: In der Öffentlichkeit ist er weiter der Kriminalpolizist. Erst kürzlich rief ein Passant im Vorbeigehen: „Mann, das war so geil am Sonntag!“ Aber nicht immer gelten die Komplimente ihm. Kürzlich tippte Mommsen eine Frau auf die Schulter: „Egal, was die anderen sagen, ich fand Sie gestern toll.“ Oliver Mommsen sagte: „Es tut mir leid, das waren nicht wir, das waren die Hamburger.“ Wer will schon mit Til Schweiger, dem „Zweitattraktivsten“, verwechselt werden?