Havanna. Die Rolling Stones rocken Kuba. Das Castro-Regime lehnte Rockmusik als Auswuchs des Kapitalismus ab. Auch heute gibt es noch Kritiker.

Mit den Rolling Stones gibt an diesem Freitag erstmals eine britische Rockband ein großes Open-Air-Konzert im sozialistischen Kuba. Zehntausende Kubaner werden zu dem Auftritt der Band um Leadsänger Mick Jagger (72) auf einem Sportfeld in der Hauptstadt Havanna erwartet.

Das Konzert ist umsonst, angesichts eines Durchschnittslohns von 20 bis 25 US-Dollar im Monat wären normale Stones-Ticketpreise für die Menschen nicht zu bezahlen. Nach Angaben der Band wird das Konzert mit Hilfe einer Stiftung in Curaçao finanziert, die sich für die internationale Verständigung einsetzt.

Gorki Águila (47), Frontmann der regimekritischen kubanischen Punkrock-Band „Porno para Ricardo“, kritisierte, dass der Auftritt das Regime von Staatschef Raúl Castro stärken könnte. „Ich würde niemals in einem Land spielen, das die Menschenrechte verletzt“, sagte er in Havanna. „Ich bin ein Musiker, der Widerstand leistet gegen die Einschränkung seiner künstlerischen Freiheit.“ Seinen Angaben zufolge darf seine Band in Kuba nirgendwo auftreten. Immer wieder wurde er festgenommen oder unter Hausarrest gestellt.

200.000 bis 400.000 Zuschauer erwartet

Es werden lange Schlangen am Einlass zu dem Konzert der Rolling Stones erwartet, es gab keine Verteilung von Gratistickets im Vorfeld. Es können laut der Behörden mindestens 200.000 Rockfans Einlass finden, andere Schätzungen sprechen von bis zu 400.000. Der Einlass soll bereits über sechs Stunden vorher beginnen.

Kubas Staatschef Raúl Castro (84) verfolgt eine vorsichtige Öffnungspolitik, er will mehr Touristen in das Land locken, um die staatlichen Einnahmen zu stärken. 2015 kamen bereits über drei Millionen Touristen in den Karibikstaat. Die Menschen in Kuba sprechen seit Tagen über das Ereignis, auch sind viele Touristen angereist für dieses historische Ereignis. Im Flieger nach Havanna war das unvberkennbare Stones-Logo auf allen Kopfpolstern, beim Aussteigen winkten die Musiker.

Kaum Smartphones, kaum Internet

Lange Zeit war Rockmusik in Kuba verpönt. Sie wurde unter dem 2006 krankheitsbedingt abgetretenen Revolutionsführer Fidel Castro (89) als Symbol des kapitalistischen Lebensstils angesehen. Im Zuge der Öffnungspolitik gibt es auch ein paar Internet-Hotspots, aber der Zugang zum Internet und damit zu Musik-Downloads ist für die meisten Kubaner unerschwinglich, auch Smartphones sind hier kaum vorhanden. Die Stunde Internet kostet zwei US-Dollar.

Eigentlich sollte die große „Olé“-Tour der Rolling Stones durch Lateinamerika mit dem Konzert in Mexiko-Stadt Mitte März beendet werden. Als aber die Genehmigung zum langersehnten Auftritt in Kuba kam, hängten die Stones das Kuba-Konzert noch dran. Zunächst sollten sie schon vergangenes Wochenende in Havanna spielen, doch wegen des historischen Besuchs von US-Präsident Barack Obama in dem Karibikstaat wurde das Konzert auf den Karfreitag verschoben. (dpa)