Los Angeles. Als James T. Kirk war er Mitbegründer von „Star Trek“: Mit nun 85 Jahren versucht sich William Shatner aber in ganz anderen Abenteuern.
Die Erde schien für William Shatner schon immer ein bisschen zu klein. „Unendliche Weiten“ erkundete der Schauspieler als Captain James T. Kirk in der TV-Serie, die ihn bei Erdbewohnern berühmt machte. Nach Jahrzehnten „Raumschiff Enterprise“, nach viel Wohltätigkeitsarbeit und Dutzenden Büchern – darunter ein Ratgeber zum „Shatnerverse“ genannten Universum des Kanadiers – ist noch immer nicht Schluss. Am 22. März wird der Captain 85 Jahre alt.
Vor Publikum stand William Alan Shatner schon zu Kinderzeiten gern, und auch im College versuchte sich der Wirtschaftsstudent im Theater. Nach Stationen am New Yorker Broadway und beim Fernsehen kam 1966 aus heutiger Sicht der Ritterschlag. Doch erst nachdem „Star Trek“ nach drei Staffeln wegen schwacher Quoten eingestellt und alte Folgen Anfang der 1970er wiederholt wurden, wuchs die kleine Fanbasis zur globalen „Trekkie“-Gemeinde, der die Serie sich bis heute erfreut.
Keine Rede von Kirk in der Kurzbiografie
Vom berühmten Raumschiff scheint der jovial wirkende Schauspieler sich gelöst zu haben, nicht einmal in der Kurzbiografie zu seinem von 2,3 Millionen Nutzern verfolgtem Twitter-Profil ist noch von Kirk die Rede. Stattdessen beschreibt er sich als „Wohltäter, Schauspieler, Produzent, Vater, Ehemann und Großvater.“ Gespeichert hat er an der digitalen Pinnwand die Sätze: „Meine Kinder sind mein Leben. Ich habe insgesamt drei Kinder, Leslie, Lisabeth und Melanie. Sie sind mein Grund, jeden Tag aufzustehen und das Leben in vollen Zügen zu leben.“
Eifrig tauscht er sich im Kurznachrichtendienst mit den Fans aus, etwa mit einer Nutzerin, die das Foto eines neunjährigen Mister Spock teilt. „Gutes Augenbrauen-Geschick“, kommentierte der Golden Globe-Gewinner die hochgezogenen Brauen des Jungen, der die Hand mit gespreizten Fingern wie Leonard Nimoy zum Vulkanier-Gruß hebt. Nimoy, der langjährige Star Trek-Weggefährte Shatners, war im Februar 2015 gestorben. Zur Beisetzung schaffte Shatner es nicht, weil er dem Roten Kreuz in Florida auf einem Ball beim Spenden sammeln half.
Engagiert für den guten Zweck
Überhaupt scheint Shatner sich für gute Zwecke stark zu machen, statt sich auf den Lorbeeren seiner langen TV-Karriere auszuruhen. 18 Organisationen und 17 wohltätige Zwecke unterstützte er der Website „Look to the Stars“ zufolge. 2006 verkaufte er für 25.000 Dollar einen Nierenstein an ein Online-Casino und spendete das Geld an den Verein Habitat for Humanity, der Häuser für Bedürftige baut.
Oder mit seiner seit 24 Jahren bestehenden Pferdeshow in Hollywood, deren Erlöse bereits an 23 Wohltätigkeitsorganisationen flossen. Viele davon sitzen in Los Angeles - sie helfen Kindern, Kranken und Behinderten. Ein VIP-Tisch für zehn Personen kostet 4000 Dollar. Aus Shatners Idee, das trockene Kalifornien angesichts anhaltender Dürre mittels einer Pipeline mit Regenwasser aus dem Norden zu versorgen, ist bislang allerdings noch nichts geworden.
Keine Probleme mit der „Star Wars“-Saga
Und Shatner kann noch mehr. 2011 produzierte er für einen Versicherungsanbieter eine äußerst skurrile Rap-Ballade, in der er zum Thanksgiving-Fest davor warnt, Truthähne zu frittieren. Beim Wunsch nach einem saftigen Festmahl und „vom Hunger geblendet“ taucht er den Vogel in das Frittierfett, das überschwappt, Feuer fängt und dem Schauspieler Brandwunden zufügt.
Die Begeisterung für die Zukunft und das Universum hat der Mann auch jenseits von „Star Trek“ letztlich aber nie verloren. „TekWar“ heißt die neunteilige Serie von Krimi-Büchern, in der Privatermittler Jake Cardigan Bösewichten im Jahr 2122 das Handwerk legt. Und dass selbst der oft kolportierte Zoff zwischen Anhängern der Star-Trek-Serie und den Star-Wars-Abenteuern um Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Han Solo am Ende gar nicht so wild ist, bewies der Captain höchstpersönlich: Zur Verleihung der CMA-Countrypreise zwängte er sich im November in ein „Storm Trooper“-Kostüm – mit 84 Jahren. (dpa)