Schömberg. In Baden-Württemberg kamen am Sonntag 135 Männer zum nationalen Bartvergleich zusammen. Teilnahmebedingung: ausreichend Bartwuchs.

Sein brauner Bart hat eine Spannweite von 1,80 Meter. Doch sehen kann man das nicht direkt. Jürgen Burkhardt hat den Bart links und rechts zu fünffachen Spiralen aufgerollt. Der Schnurrbart ragt rund 30 Zentimeter zu den Seiten, waagerecht wie die Zöpfe von Pippi Langstrumpf. „Jeder Bart und jeder Mensch sind unterschiedlich. Man muss für einen bestimmten Bart der entsprechende Typ sein“, sagt der mehrfache Welt- und Europameister.

Burkhardt trägt einen schwarzen Frack, weiße Handschuhe und den Zylinder seines Großvaters. Das alles tut er für die deutschen Meisterschaften der Bartträger in Schömberg, einem Örtchen zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. 135 Männer sind am Samstag gekommen, um in 18 Kategorien anzutreten. Zu den drei Oberkategorien Schnauzbärte, Kinn- und Backenbärte sowie Vollbärte gibt es jeweils sechs Disziplinen - wie „Schnauzer Dali“, „Kinnbart Chinese“ oder „Vollbart Verdi“.

Frisierte Symbole der Männlichkeit

Schömberg, ein Örtchen zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, am Sonntag: 135 Männer stellen sich dem kritischen Urteil der Jury. Einzige Teilnahmebedingung: ausreichend Bartwuchs.
Schömberg, ein Örtchen zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, am Sonntag: 135 Männer stellen sich dem kritischen Urteil der Jury. Einzige Teilnahmebedingung: ausreichend Bartwuchs. © dpa
Meistens gehen die Bartträger nett miteinander um. Die Juroren geben nur Punkte zwischen fünf und zehn –  zu schlecht soll keiner abschneiden. Die Männer müssen vortreten, das Kinn vorstrecken und dann das Urteil entgegen nehmen.
Meistens gehen die Bartträger nett miteinander um. Die Juroren geben nur Punkte zwischen fünf und zehn – zu schlecht soll keiner abschneiden. Die Männer müssen vortreten, das Kinn vorstrecken und dann das Urteil entgegen nehmen. © dpa
Karlheinz Hille (l) und Hoffmann Haim (r), zwei Teilnehmer der Bartträger-Meisterschaft, vertreten die klassische Schule der Herrenbärte. Ein bisschen formen ist ok, aber nur nicht zu viel Schnickschnack.
Karlheinz Hille (l) und Hoffmann Haim (r), zwei Teilnehmer der Bartträger-Meisterschaft, vertreten die klassische Schule der Herrenbärte. Ein bisschen formen ist ok, aber nur nicht zu viel Schnickschnack. © dpa
Was die Jury sagt? Liege ich mit meiner Kreation im Trend? Teilnehmer Karlheinz Hille kann in diesem Moment nur noch auf die Entscheidung der Juroren warten.
Was die Jury sagt? Liege ich mit meiner Kreation im Trend? Teilnehmer Karlheinz Hille kann in diesem Moment nur noch auf die Entscheidung der Juroren warten. © dpa
Teilnehmer Norbert Topf ist da schon etwas gewagter: Sein traditionelles Trachtenoutfit kombiniert Topf mit einer raffinierten Zwirbelbart-Variation.
Teilnehmer Norbert Topf ist da schon etwas gewagter: Sein traditionelles Trachtenoutfit kombiniert Topf mit einer raffinierten Zwirbelbart-Variation. © dpa
Aus allen Richtungen begutachten die Jury-Mitglieder die aufwendig frisierten Bärte. Norbert Topf stellt sich den kritischen Blicken.
Aus allen Richtungen begutachten die Jury-Mitglieder die aufwendig frisierten Bärte. Norbert Topf stellt sich den kritischen Blicken. © dpa
Jürgen Burkhardt nimmt teil in der Kategorie  „Backenbart Freistil“. Rund drei Stunden hat der 58-Jährige seinen Bart frisiert, um die Spiralen hinzubekommen.
Jürgen Burkhardt nimmt teil in der Kategorie „Backenbart Freistil“. Rund drei Stunden hat der 58-Jährige seinen Bart frisiert, um die Spiralen hinzubekommen. © dpa
Die Jury aber lässt sich davon nicht blenden, sondern prüft mit strengem Blick die Bartspiralen von Jürgen Burkhardt. Glatt gekämmt hat sein Bart eine Spannweite von 1,80 Meter.
Die Jury aber lässt sich davon nicht blenden, sondern prüft mit strengem Blick die Bartspiralen von Jürgen Burkhardt. Glatt gekämmt hat sein Bart eine Spannweite von 1,80 Meter. © dpa
Auch Dieter Besuch bewirbt sich in der Kategorie „Backenbart Freistil“. Da geht alles außer einem behaarten Kinn.
Auch Dieter Besuch bewirbt sich in der Kategorie „Backenbart Freistil“. Da geht alles außer einem behaarten Kinn. © dpa
Gerhard Knapp verzichtet auf Spiralen, seine Bartkreation erinnert eher an einen Tannenbaum. Insgesamt gibt es in den drei Oberkategorien Schnauzbärte, Kinn- und Backenbärte sowie Vollbärte gibt es jeweils sechs Disziplinen.
Gerhard Knapp verzichtet auf Spiralen, seine Bartkreation erinnert eher an einen Tannenbaum. Insgesamt gibt es in den drei Oberkategorien Schnauzbärte, Kinn- und Backenbärte sowie Vollbärte gibt es jeweils sechs Disziplinen. © dpa
Der Bart von Wolfgang Führs ist ebenfalls eher zackig gezwirbelt. Bei der Meisterschaft tauschen die Teilnehmer auch Tipps aus. Haarspray zum Beispiel  trocknet die Haare aus, Lack ist da besser.
Der Bart von Wolfgang Führs ist ebenfalls eher zackig gezwirbelt. Bei der Meisterschaft tauschen die Teilnehmer auch Tipps aus. Haarspray zum Beispiel trocknet die Haare aus, Lack ist da besser. © dpa
Teilnehmer Carlo Brusadin bricht mit den aufwendigen Bartfrisuren, wie sie deutsche Herren mögen. Im internationalen Vergleich sind die Deutschen eigentlich die Bartträger-Nation Nummer eins. Doch mittlerweile gibt es Konkurrenz.
Teilnehmer Carlo Brusadin bricht mit den aufwendigen Bartfrisuren, wie sie deutsche Herren mögen. Im internationalen Vergleich sind die Deutschen eigentlich die Bartträger-Nation Nummer eins. Doch mittlerweile gibt es Konkurrenz. © dpa
Vor allem in den USA tragen immer mehr Männer den klassischen Vollbart wie ihn Carlo Brusadin hier präsentiert. Allerdings sind die Amerikaner mit Bart oft 30 bis 40 Jahre jünger als die Deutschen – und das Haar ist in diesem Fall deutlich vitaler.
Vor allem in den USA tragen immer mehr Männer den klassischen Vollbart wie ihn Carlo Brusadin hier präsentiert. Allerdings sind die Amerikaner mit Bart oft 30 bis 40 Jahre jünger als die Deutschen – und das Haar ist in diesem Fall deutlich vitaler. © dpa
Bei den Deutschen Meisterschaften ist Benny Reinhold mit 32 Jahren einer der jüngsten Teilnehmer. Er trägt das Modell „Schnauzer Kaiserlich“ und sagt: „Der Schnauzer ist das männlichste Symbol, das man in der Öffentlichkeit zeigen kann“. Ein Vollbart kommt für ihn ohnehin nicht in Frage – „Da reicht mein Bartwuchs nicht“.“
Bei den Deutschen Meisterschaften ist Benny Reinhold mit 32 Jahren einer der jüngsten Teilnehmer. Er trägt das Modell „Schnauzer Kaiserlich“ und sagt: „Der Schnauzer ist das männlichste Symbol, das man in der Öffentlichkeit zeigen kann“. Ein Vollbart kommt für ihn ohnehin nicht in Frage – „Da reicht mein Bartwuchs nicht“.“ © dpa
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Burkhardts Sparte: „Backenbart Freistil“. Da geht alles außer einem behaarten Kinn. Rund drei Stunden hat der 58-Jährige aus Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart vorher seinen Bart frisiert, um die Spiralen hinzubekommen. Im Alltag trägt er den Bart in zwei großen Rollen mit zehn Zentimetern Durchmesser. In seinem Job, er ist Fotograf, bereite ihm das keine Probleme. Obwohl er schon alles gewonnen hat und einen Bartkulturclub mit fast 100 Mitgliedern führt, wippt er mit den Knien bevor er auf die Bühne muss und sagt: „Man ist gespannt, was die Jury sagt.“

Junge Konkurrenz aus den USA

Meistens gehen die Bartträger nett miteinander um. Die Juroren geben nur Punkte zwischen fünf und zehn - zu schlecht soll niemand abschneiden. Doch Fünfen zeigen die sieben Richter in Schömberg nicht selten. Die Männer müssen vortreten, strecken das Kinn vor, manchmal greifen die Richter in die Bärte, um zu prüfen ob alles natürlich ist. Denn bei manchen Kategorien sind Hilfsmittel verboten.

Im internationalen Vergleich sind die Deutschen eigentlich die Bartträger-Nation Nummer eins. Doch die Amerikaner bereiten ihnen seit einigen Jahren Sorgen. Das Problem ist, dass die amerikanischen Bartträger viel jünger sind. Schon mit Mitte 20 haben manche lange Vollbärte, und da sei das Haar vitaler, sagt Burkhardt. Bei der vergangenen WM holten sie rund die Hälfte der Trophäen. „Das ist ein Generationswechsel, der in Deutschland noch nicht stattgefunden hat“, sagt er.

Einer der jüngsten Teilnehmer in Schömberg liegt laut Veranstalter rund 20 Jahre unter dem Altersdurchschnitt: Benny Reinhold, 32, Schnauzer Kaiserlich, blaukarierter Anzug, rote Krawatte. „Der Schnauzer ist das männlichste Symbol, das man in der Öffentlichkeit zeigen kann“, sagt er.

Lieber Lack als Haarspray

Er ist zum ersten Mal bei einer Meisterschaft dabei. Zur Bartpassion brachte ihn der sogenannte „Movember“ – eine Aktion, bei der sich Männer im November einen Schnurrbart wachsen lassen sollen, um auf Gesundheitsprobleme von Herren aufmerksam zu machen. Dieses Jahr will er durchstarten, Turniere in Ungarn und Österreich sind eingeplant.

Von den Profis wie Burkhardt hat er Tipps bekommen, Haarspray trocknet die Haare aus, Lack ist da besser. Und, nur aus Strohhalmen trinken, das macht den Bart nicht kaputt. Etwas anderes als den Schnäuzer traut sich Reinhold in Zukunft nicht zu. „Da reicht mein Bartwuchs nicht“, sagt er.

Burkhardt wird bei dieser deutschen Meisterschaft Dritter der Freistil-Backenbärte. Damit ist er zufrieden, ein Platz unter den ersten Drei war sein Ziel: „Für das nächste Mal muss ich ein bisschen an der Feinjustierung arbeiten“, sagt er. (dpa)