Köln. Auch 19 Tage nach den Übergriffen an Silvester in Köln steigt die Zahl der Anzeigen weiter an – und die Ermittlungen gehen weiter.
Bei der Polizei gehen auch mehr als zwei Wochen nach den Übergriffen in Köln immer weitere Anzeigen ein. Mittlerweile seien es 809, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Dienstag – am Tag zuvor waren es noch 766 gewesen. Sexualstraftaten seien von 521 Personen angezeigt worden. Zudem werden zum Beispiel Diebstähle und Körperverletzungen gemeldet.
In der Kölner Silvesternacht hatten Männergruppen Frauen umzingelt, sexuell bedrängt und bestohlen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bislang gegen 21 Beschuldigte, acht davon sitzen in Untersuchungshaft. Den Männern, die aus dem nordafrikanischen Raum stammen, werden Diebstahl, Raub, Hehlerei oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen, in einem Fall auch sexuelle Nötigung. Bislang sei nur in einem Fall bei einer Überprüfung festgestellt worden, dass es sich um erfundene Vorwürfe gehandelt habe, sagte Bremer.
Viele Opfer schweigen aus Scham und Angst
Nach Einschätzung der Opferorganisation Weißer Ring empfinden besonders oft Opfer von Sexualdelikten Angst, Scham und Hilflosigkeit nach einer Tat. Das könne sie unter Umständen hemmen, zur Polizei zu gehen.
CDU und FDP beantragen Untersuchungsausschuss
Die Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag hat einen Untersuchungsausschuss zu den Vorfällen in der Silvesternacht und die Polizeiarbeit beantragt. Die Fraktionen von CDU und FDP beschlossen am Dienstag mit dem Antrag einen umfangreichen Fragenkatalog zu den massenhaften Sexual-, Raub- und Diebstahlsdelikten am Hauptbahnhof in Köln.
Über die Einsetzung des Ausschusses wird der Landtag voraussichtlich in der kommenden Woche abstimmen. CDU und FDP können den U-Ausschuss alleine durchsetzen. Es ist aber parlamentarischer Brauch, dass Regierungs- und Oppositionsfraktionen gemeinsam die Einsetzung beschließen.
Die Oppositionsfraktionen werfen der Landesregierung vor, bisher keinen Beitrag zur Aufklärung der Vorgänge in der Silvesternacht geleistet zu haben. Sie beantragen, dass die Vorfälle im Gesamtkontext der Polizeiarbeit und Kriminalitätsentwicklung in NRW untersucht werden. Fragen gibt es unter anderem zu möglicherweise rechtsfreien Räumen, sogenannten „No-Go-Areas“ als auch zur Gewalt gegen Polizeibeamte. (dpa)