Palma de Mallorca. .

Mit bitterernster Miene und müden Augen sitzt Prinzessin Cristina (50), die Schwester von Spaniens König Felipe, auf ihrem blauen Stuhl. Dieses Mal nicht in der ersten Reihe, wie es Ihre Hoheit gewohnt ist. Sondern links hinten in der dritten Reihe der insgesamt 18 Angeklagten, denen im Saal des Landgerichts von Palma de Mallorca der Prozess gemacht wird.

Ihr Ehemann Iñaki Urdangarin (47), Hauptangeklagter in diesem historischen Prozess, muss in zwei Meter Entfernung rechts von Cristina Platz nehmen. Zwischen und vor ihnen die weiteren 16 Angeklagten, die in diesen großen Betrugs- und Korruptionsskandal verwickelt sind. Es ist das erste Mal in der Geschichte Spaniens, dass Mitgliedern der Königsfamilie, die lange Zeit als unantastbar galt, der Prozess gemacht wird.

Doch an diesem Morgen wird „Frau Cristina de Borbón y Grecia“, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, der „Beihilfe zur Steuerhinterziehung“ beschuldigt. Ihrem Ehemann werden Steuerbetrug, und Rechtsbeugung angelastet. Urdangarin soll mit seinem Sozius Diego Torres eine „gemeinnützige Stiftung“ namens Nóos gegründet haben, die nur dazu diente, öffentliche Gelder zu erschleichen, die später in die eigene Tasche gesteckt wurden. In diesem Rahmen soll massiv mit der Verbindung zum Königshaus geworben worden sein. Der Prozess soll bis Juni dauern, könnte aber früher zu Ende gehen, wenn Angeklagte mit der Staatsanwaltschaft Übereinkommen schließen. Vereinbarungen bedeuten Strafnachlässe, setzen aber voraus, dass die Angeklagten Geständnisse ablegen. Urdangarin bestritt gestern allerdings die Vorwürfe. Für ihn verlangt die Staatsanwaltschaft fast 20 Jahre Haft.