Los Angeles. Mit „Ironic“ landete Alanis Morissette in den 90ern einen Megahit. Jetzt hat sie die Ironie von damals in die heutige Zeit übertragen.
„Ist das nicht Ironie, was denkst Du?“, fragte Alanis Morissette schon 1995 in ihrem Song „Ironic“. Damals lag die Ironie des Schicksals noch darin, dass man den Mann seines Lebens trifft und er dann seine „wunderschöne Gattin“ vorstellt. Heute liegen die Dinge anders. Im Jahr 2015 wird sich darüber geärgert, dass man auf Tinder nach links und damit womöglich seinen „künftigen Seelenverwandten“ weggewischt hat. Die digitale Welt hat Einzug gehalten – auch in Alanis Morissettes Superhit. In der US-Sendung „The Late Late Show with James Corden“ hat Morissette eine neue Version ihres Liedes zum Besten gegeben – mit Anspielungen auf Twitter, Snapchat und Co.
Gemeinsam mit dem Moderator performte sie den neuaufgelegten alten Hit. In Anlehnung an das Musikvideo zierten jeweils eine rote Beanie und geflochtene Zöpfe ihre Köpfe. Schon die erste Textzeile dürfte in der heutigen Zeit vielen Nutzern der sozialen Netzwerke bekannt vorkommen: „Ein alter Freund schickt Dir eine Freundschaftsanfrage – und nachdem Du sie annimmst, entpuppt er sich als Rassist.“ Und dann wäre da noch dieser eine Snapchat, den Du so gerne gespeichert hättest – aber Du hast es nicht getan. Moderne Alltagsprobleme, die vor 20 Jahren undenkbar gewesen wären. Wenn damals über die Ironie des Schicksals gesprochen wurde, lag der Fokus noch ganz woanders.
„Wer hätte das gedacht – typisch“
Jetzt ist es die pure Ironie, dass „die Ankündigung eines neuen iPhones“ ausgerechnet dann kommt, wenn man einen Tag zuvor gerade eines gekauft hat. Und diesen lustigen Tweet, den man in die Welt geschickt hat, favorisiert natürlich auch wieder niemand, stellen Morissette und Corden in ihrem Duett fest. Zuhause besitzt man außerdem eine riesige DVD-Sammlung – und dann kommt Netflix.
In der 1995er-Version des Liedes sang Morissette noch von einem Nicht-Raucher-Schild in der Zigarettenpause. Heute dreht sich die Zeile stattdessen um E-Zigaretten. Damals ärgerte man sich über die Fliege in seinem Glas Chardonnay. Heute ist es der Kuchen, der für alle im Büro bereitsteht – am ersten Tag der Diät. Nur eins hat sich nicht geändert: Geahnt hatte man das alles schon von Anfang an – und das ist ja wieder mal typisch.