Mainz. . Am Mittwoch geht die 500. Folge von „Aktenzeichen XY“ im ZDF auf Sendung. Über die Jahre wurden dank der Zuschauer 2254 Straftäter festgenommen.

In den Siebzigern sah Fernsehdeutschland so aus. Pünktlich freitagabends um 20 Uhr zur Tagesschau schaltete die Familie den Fernseher ein. Ertönte die Abspannmelodie, griff man zu Papier und Bleistift und starrte gebannt auf den Bildschirm.

Aufritt Eduard Zimmermann, der mit ernster Miene die Nation zur Mithilfe aufrief. Es war das Jahr 1967, der Beginn des Kriminal-Dauerbrenners „Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Heute feiert die Sendung, die mittlerweile vom Journalisten Rudi Cerne moderiert wird, ihre 500. Folge.

TV-Klassiker "Aktenzeichen XY" verzeichnet steigende Quoten

Sie ist eine der wenigen Shows, die nach dem undankbaren Abgang von „Wetten dass..?“, im letzten Jahr, die als Klassiker im deutschen Fernsehen durchgehalten hat. Und mehr als das: Das Format verzeichnet mit jüngst rund fünf Millionen Zuschauern sogar steigende Quoten.

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Darauf ist Moderator Rudi Cerne sichtlich stolz. „Der Zuschauer kann direkt auf Fragen reagieren und trägt aktiv zur Aufklärung von Kriminalfällen bei. Die Sendung ist damit auch ein Vorläufer des interaktiven Fernsehens.“

Cerne selbst hat mit „Aktenzeichen“ eine außergewöhnliche Karriere gemacht. In den Achtzigerjahren gehörte der 57-Jährige aus Herne-Wanne nämlich zu einer ganz anderen Berufsgruppe. Er zählte zu den erfolgreichsten Eiskunstläufern der Welt. Cerne war mehrfacher deutscher Meister, krönte seine Laufbahn 1984 mit der Silbermedaille bei den Europameisterschaften in Budapest. Bei den Olympischen Spielen in Sarajewo holte er im selben Jahr Platz vier.

Ex-Eisläufer Cerne moderiert "Aktenzeichen XY" seit 2002

Kurz darauf verpflichteten ihn die Produzenten der größten Eisrevue der Welt „Holiday on Ice“ als Zugpferd der Show durch ganz Europa zu touren. Für Cerne war der „blöde“ vierte Platz bei Olympia in Nachhinein Glück: „Wäre ich Dritter geworden, wäre ich vielleicht dort noch länger geblieben und hätte nie meinen Weg in den Sportjournalismus gefunden“, sagt er heute.

Über das Engagement bei „Holiday on Ice“ entdeckte Cerne die Moderation. Damals führte er allerdings noch in ausverkauften Hallen und auf Schlittschuhen durch die Abende. Bis ihn ARD-Reporterlegende Addi Furler Ende der Achtziger unter seine Fittiche nahm. Von da an stand die Tür weit offen. Er übernahm Berichte für den WDR, 2002 dann das ZDF-Zugpferd „Aktenzeichen XY ... ungelöst“. Und mit der Kultfahndungssendung kann er auf eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte in puncto Verbrechensbekämpfung zurückblicken.

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„4436 Straftaten wurden in der Sendung bislang vorgestellt. Davon konnten 1810 geklärt und 2254 Straftäter festgenommen werden. Das entspricht einer Aufklärungsquote von 40,8 Prozent“, erklärt die ehemalige Chefredakteurin Ina-Maria Reize-Wildemann zum Jubiläum. Im Laufe der Jahre, so Cerne, sei man sich treugeblieben. „Die Filme zu den einzelnen Fällen in ihrer Qualität sind jedoch über die Jahre herausragend geworden.“ Und ja: Er schlafe, trotz der aufrüttelnden Fälle, immer noch gut.

Am meisten erinnert sich Rudi Cerne an den Fall der Lolita Brieger

Am besten in Erinnerung geblieben ist Rudi Cerne dabei der Fall der Lolita Brieger, den er im Interview immer wieder erwähnt.

„Es war ein besonderer Fall, der nach 29 Jahren durch den Hinweis eines Zuschauers geklärt werden konnte. Die Frau war von ihrem Liebhaber ermordet worden.“

Auch der Fall der Joggerin Kirsten S. hat sich offensichtlich bei ihm eingebrannt. „Sie war im Wald unterwegs, ihr Mann war schon vorausgelaufen und die Frau war dort das Zufallsopfer eines Messerstechers geworden. Im Sterben sagte sie noch, dass man ihrem Mann ausrichten soll, wie sehr sie ihn liebt.“