Essen. Fifa gegen Pro Evolution Soccer. Im alljährlichen Duell der Fußball-Videospiele bringt Fifa dieses Jahr erstmals Frauenteams auf den Bildschirm

Lieber Gladbach-Fan, sehr verehrte Anhänger des VfB Stuttgart. Wir wissen, die vergangenen Wochen waren hart. Doch nun gibt es Hoffnung, zumindest ein wenig. Was an den ersten Spieltagen nicht geklappt hat in der Fußball-Bundesliga, nun kann es gelingen. Denn wie immer im Herbst ist der gepflegte Rasensport zurück auf PC und Videokonsole. Will sagen: FIFA 16 und Pro Evolution Soccer (PES) 16 stehen in den Verkaufsregalen. Wir schalten um ins Stadion.

Fifa 16 - „Tactical Defending“ kommt neu dazu

Kommen wir gleich mal zum Wesentlichen, gehen wir sofort mal auf den Platz. Das, wo es bekanntlich wichtig ist. Der erste Eindruck: Hat sich nicht viel getan. Doch der erste Endruck täuscht. Nicht weil die aktuelle Version wie immer einen Hauch besser aussieht, als der Vorgänger. Viel wichtiger ist, dass sie sich anders spielt – schon weil sie merklich langsamer geworden ist.

Der Rest ist Feinarbeit und macht sich erst nach ein paar Spielen bemerkbar. Die Torhüter etwa sind klar besser geworden, haben sich aber das Motto „Fausten statt fangen“ auf die Handschuhe geschrieben. Ihre Vorderleute haben ebenfalls dazu gelernt, lassen kaum noch die tödlichen Pässe in die Spitze zu und laufen bei dem neu eingeführten „Tactical Defending“ zwar auf den gegnerischen Stürmer zu oder neben ihm her, attackieren aber erst auf weiteren Tastendruck. Funktioniert gut, wenn man sich daran gewöhnt hat. Auch die Stürmer verlangen in diesem Jahr mehr Feingefühl. Die Schusstaste reagiert empfindlicher, Flanken sind gefährlicher, die Dribbling-Möglichkeiten vielfältiger.

Fifa lässt erstmals Frauenmannschaften auflaufen

Ja , auch Taktik gibt es wieder bei FIFA 16. Man kann – verkürzt gesagt – der Mannschaft eine Taktik zuweisen aber auch einzelne Spieler instruieren. Klar, für Pep Guardiola ist das zu wenig, für Otto-Normal-Nutzer aber völlig ausreichend, wenn auch nicht so umfangreich wie bei der Konkurrenz von PES. Insgesamt jedenfalls spielt sich FIFA so realistisch wie noch kein Teil zuvor.

Und das in diesem Jahr sogar mit dem weiblichen Geschlecht. Denn erstmals lässt EA auf Wunsch auch Frauenmannschaften auflaufen. Sie spielen sich tatsächlich etwas anders – auch weil es hier anders als bei den Männern keine Superstars mit großer Trickkiste gibt. Da kommt es dann noch mehr auf gekonntes Passspiel an.

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Auch die ohnehin schon umfangreiche Zahl der Spielmodi wurde nicht einmal erweitert. FUT-Draft heißt eine vereinfachte Version der überaus beliebten Ultimate Team-Variante, bei der man sich ein eigenes Team für vier Partien zusammenstellt. Je mehr Siege, desto höher die Belohnung am Ende. Ärgerlich ist nur, dass eine Runde „FUT Draft“ entweder mühsam erspielte 15000 In-Game-Münzen oder 300 „FIFA Points“ (ca. 2,70 Euro) kostet. Da kann schon was zusammenkommen im Laufe der Monate

Fifa 16 lässt kaum Grund zum Meckern

Der Rest ist kurz erzählt. Die Lizenzen sind wieder umfangreich, die Kader brandaktuell. Die virtuellen Stars der großen Mannschaften sehen ihren realen Vorbildern verblüffend ähnlich, der Rest der Teams wäre in Sachen Ähnlichkeit aber nicht für ein Fahndungsfoto zu gebrauchen. Die Schiris sind oft sehr kleinlich, das neue Kommentatoren- Duo, der von PES abgeworbene Wolff-Christoph Fuss und Frank Buschmann machen ihre Sache dafür weitaus besser als der seit Jahren nervende Manni Breuckmann. Und für Einsteiger gibt es neben zahlreichen Übungsmöglichkeiten den zuschaltbaren FIFA-Trainer. Einmal eingeschaltet werden neben dem ballführenden Spieler die gerade sinnvollsten Aktionen samt entsprechender Tasten eingeblendet.

Wer meckern will muss dann auch lange suchen. Und kann sich am Ende nur darüber beschweren, dass das auch bei FIFA eingeführte Freistoßspray ein bisschen lange auf dem Rasen zu sehen ist oder Manuel Neuer auf sein offensives Torwartspiel verzichtet. Aber es muss ja auch noch etwas geben, was man im nächsten Jahr verbessern kann.

Pro Evolution Soccer 2016 - Es fehlt an Atmosphäre

Kaum ist angepfiffen worden merkt man, dass das Spiel sich auf alte, in den letzen Jahren manchmal vernachlässigte, Stärken besinnt und sie sogar noch verbessert. Stürmer und Verteidiger haben ihr Repertoire an Bewegungen erweitert, die Steuerung ist direkt wie noch nie und die Mitspieler agieren unglaublich clever. Sie nutzen gekonnt die Laufwege, denken mit in Abwehr wie im Angriff. Fast intuitiv gelingen schon bald traumhafte Kombinationen. Nur die Keeper leiden hier und da noch unter Blackouts.

Dabei sieht das Geschehen auf dem Rasen auch noch recht ansehnlich aus. Spieler und Ball laufen butterweich, körperliche Kontakte werden realistisch berechnet. Kollisionen werden realistisch berechnet, von den extrem großzügig pfeifenden Schiris aber selbst im Falle grober Unsportlichkeit nicht immer geahndet.

Viele Kicker wirken wie aus dem Baukasten

Doch so faszinierend sich das Geschehen auf dem Rasen auch präsentiert, es fehlt PES nach wie vor an Atmosphäre. Ähnlich wie bei FIFA wurde zwar viel Wert auf die Nachbildung bekannter Stars gelegt, der Rest der Kicker aber wirkt wie aus dem Setzbaukasten. Und noch immer hat Hersteller Konami damit zu kämpfen, dass er kaum über Lizenzen verfügt. Weshalb das spielende Personal weitgehend unter Fantasienamen in bei nicht existierenden Vereinen auflaufen muss. Und die wenigen echten Kader sind nicht aktuell. So kickt Bastian Schweinsteiger, in Wahrheit lange schon in England unter Vertrag, hier immer noch beim FC Bayern.

Viel schlimmer allerdings ist Marco Hagemann, der zusammen mit Hansi Küpper das Geschehen moderiert, sich dabei nicht nur nach ein paar Minuten bereits wiederholt, sondern über weite Strecken offenbar ein anderes Spiel sieht und deshalb jubelt auch wenn gar kein Tor gefallen ist.

PES ist einen hauch fordernder

Fassen wir den Spieltag mal mit den Worten Dieter Bohlens zusammen: Das beste Gesamtpaket in diesem Jahr bietet einmal mehr FIFA 16. Hier gesellt sich zu einer nahezu perfekten Präsentation ein spielerisches Angebot, das weder für Einsteiger noch für Profis kaum Wünsche offen lässt. Nimmt man allerdings nur das Geschehen auf dem Platz ist PES einen Hauch fordernder.

Wer ohne echte Namen und ohne Ultimate Team-Modus auskommt, sollte mal die Demo testen. Auf dem PC, das soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, macht der Konami-Kick allerdings kein so gutes Bild.

FIFA 16, Electronic Arts, PC, XboxOne, Xbox 360, PS3, PS4, ca 60 Euro

Pro Evolution Soccer 16, Konami, PC, Xbox One, Xbox 360, PS 4, PS3, va. 45 bis 50 Euro.