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Er ist schon fast aus dem Zimmer. Aber in der Tür bliebt er noch einmal stehen, hebt den Arm mit dem Zigarrenstumpen. Fast vergessen, eine Frage hätte er noch. Denn da ist noch etwas, das er nicht versteht, für das er eine Erklärung braucht. Natürlich nur für die Akten. Damit sein Chef nicht meckert. „Sie verstehen?“, fragt der Mann im schäbigen Trenchcoat.
Und wenn sein Gegenüber gnädig nickt, um den nervenden Trottel endlich loszuwerden, dann hat er auch schon verloren. Denn der vermeintliche Trottel im Trenchcoat heißt Columbo, ist blitzgescheit und brandgefährlich. Zumindest für Mörder. Die jagt er im TV seit fast 50 Jahren. Und noch immer zählt er zu den beliebtesten Detektiven der Deutschen. Derzeit ermittel Columbo mehrmals täglich bei ZDFneo.
Eigentlich wollen sie damals Bing Crosby in der Rolle des schmuddeligen Inspektors. Aber der will lieber Golf spielen. Vielleicht hat ihn auch das Konzept der Serie abgeschreckt. Denn Columbo ist anders. Es geht nicht um die Frage, wer der Mörder ist, denn den kennen die Zuschauer schon von Anfang an. Es geht darum, wie Columbo ihn überführt, wie er Fehler findet in zunächst perfekt scheinenden Plänen, Löcher entdeckt in vermeintlich wasserdichten Alibis. Weil er sich devot gibt, etwas einfältig und den Verdächtigen einlullt. Bis er ihn hat.
Für den 2011 verstorbenen Peter Falk, der für Crosby einspringt, wird es die Rolle seines Lebens. Seinen eigenen Trenchcoat bringt er 1968 zum ersten Drehtag mit und trägt ihn ein Jahrzehnt. Auch der Rest seiner Klamotten sieht aus, als habe ihr Träger mehrere Nächte darin geschlafen. Wirr liegt das Haar, locker sitzt die Krawatte und sein Peugeot-Cabrio ist so altersschwach, dass man froh ist, wenn sein Fahrer es zum Tatort oder zum Haus eines Täters schafft – das übrigens meist eine Villa ist.
Denn Inspektor Columbo ermittelt ausschließlich unter den oberen Zehntausend. TV-Stars, berühmte Countrysänger, Staranwälte, Schönheits-Chirurgen sind die Mörder, die er jagt. Vom Erfolg verwöhnte Menschen, charmant und hoch intelligent. Doch Columbo ist intelligenter. Er zeigt es nur nicht. Stattdessen spricht er dauernd über seine Frau, die man aber in keiner der 69 Folgen zu Gesicht bekommt.
Columbo sieht auch mehr als alle anderen. Obwohl Peter Falk ja nur ein Auge hat. Das andere haben Ärzte ihm wegen eines Tumors entfernt, als der kleine Peter drei ist und es durch eines aus Glas ersetzt. Zur Rolle des vermeintlich schusseligen Detektivs passt es perfekt.
Zehn Jahre Pause und eine triumphale Rückkehr
In den 1970ern wird Falk durch die Rolle weltbekannt. Jeder kennt Columbo, kaum jemand aber seinen Vornamen. „Inspektor“, sagt er in einer Folge, „Frank“, steht auf dem Dienstausweis, der einmal kurz zu sehen ist.
1977 legt Falk eine Pause ein, er will nicht mehr. Gutes Zureden und eine für die damalige Zeit sensationelle Gage von 250 000 Dollar pro Folge lassen ihn zehn Jahre später zurückkehren. Erst 2003 zieht er den Trenchcoat nach insgesamt 69 Folgen für immer aus. Beliebt ist seine Figur aber bis heute. Selbst in der zehnten Wiederholung sind die Quoten hoch.
ZDFneo zeigt derzeit an jedem Wochentag Folgen aus der neunten oder zehnten Staffel. Heute Abend geht es um den Mord an einer Erfolgsautorin. Schnell gibt es ein Geständnis. Alles scheint klar. Columbo aber hätte da noch eine Frage.
Fazit: Zeitlos gut und immer wieder ein Vergnügen.
ZDFneo, 18.45 Uhr