Baden-Baden. Bei der Ankündigung von neuer Tour und neuem Album zog der Panik-Rocker alle Register: Udo Lindenberg spielte Udo Lindenberg – und das grandios.

Er betritt die Bühne. Der tief ins Gesicht gezogene schwarze Hut bleibt an der nicht weniger dunklen Sonnenbrille hängen. Darunter der breitgezogene, leicht schmollend aussehende und stets nuschelnde Mund. Das grau-schwarz gestreifte Sakko und die Krawatte komplettieren den altbekannten Look. Udo Lindenberg – tausendfach so gesehen, bleibt sich auch bei der Werbung für seine 2016 startende Tour treu. Die Rock-Ikone spielt bei der Pressekonferenz zum SWR3 New Pop Festival in Baden-Baden souverän mit den selbst erschaffenen Klischees, für die ihn seine Fans ebenso lieben wie für seine Musik.

Neun Mal wird Udo Lindenberg mit seinem Panikorchester die großen Stadien und Hallen der Republik im nächsten Jahr bespielen. Der Startschuss fällt am 20. Mai in der Veltlins-Arena auf Schalke. Drei Tage zuvor wird der Alt-Rocker die 70 Jahre knacken – wie er sich in für die Strapazen der Live-Auftritte fit hält? „Gezieltes Saufen und gezielte Drogeneinnahme“, kokettiert er mit der obligatorischen Zigarre in der Hand. Aber auch Fitnesstraining stehe an. Nachts würde er Joggen gehen. Die Wahrheit liegt bekanntlich wohl irgendwo in der Mitte.

Und die dicke Zigarre? Er nimmt einen Zug. Die sei natürlich für die Stimme gut. Lindenberg halt. Klischee. Aber wer will es ihm verdenken? Mit knapp 70 erfindet man sich nicht mehr neu – Udo Lindenberg muss das auch nicht. Der Erfolg gibt ihm Recht. Dieses Jahr gewann er den Publikumspreis „Goldene Henne“ für die „Größte Live-Show“. 2016 soll alles noch beeindruckender werden.

Udo Lindenberg lässt sich einen Eierlikör reichen. Gurgelt, das gelbe, dickflüssige Getränk, den Kopf in den Nacken legend, im Rachenansatz, bevor er fortfährt. „Wir freuen uns alle wie die kleinen Kinder auf die Tour. Das ist die größte Show, die wir je gemacht haben“, verspricht er. „Solche Shows gehen nur in großen Stadien und Hallen. Es ist immer wieder ein totales Abenteuer.“

Neues Albumim Frühjahr 2016

Beiläufig wird Lindenberg kurz etwas nachdenklich. Es ist nicht wirklich zu merken: Seine Art zu Reden bleibt dieselbe – sein Tonfall, sein Nuscheln ändern sich nicht. Er sagt: „Bei allem Schlimmen, das es momentan auf der Welt gibt, bleibt eines das Schönste auf der Welt: Auf Tour zu gehen.“ Und fast philosophisch: „Konzerte sind wie ein Tattoo für die Seele.“ Die Erinnerungen, sagt er, würden sich tief einbrennen.

Erinnerungen, die zuletzt immer häufiger nicht nur mit seinem Panikorchester, sondern auch mit anderen, oft jungen Künstlern auf der Bühne entstanden. Jan Delay, Max Herre oder Clueso schlossen sich Lindenberg zum Beispiel an. Momentan trifft er die Kollegen im Studio. Auch mit Helge Schneider, Otto und Materia arbeitet er an neuen Songs. Lindenberg plant das nächste Album für das Frühjahr 2016. Die letzte Studioplatte „Stark wie zwei“ erschien 2008 und belegte 65 Wochen Platz eins der deutschen Charts und erreichte Dreifach-Platin.

„Ein Platte aufzunehmen ist wie eine Schwangerschaft. Nur dass es nicht neun Monate sondern ein paar Jahre bei mir dauert“, sagt Lindenberg, während im Hintergrund auf einer Leinwand Szenen der vergangenen Tour abgespielt werden. Aber Auftritte aus der Konserve reichen an diesem Promo-Nachmittag nicht. Udo Lindenberg zieht noch mal an der Zigarre. Stimmt. Soll ja gut für die Stimme sein.

Für die versammelte Fotografenschar gibt es eine exklusive Kostprobe. Der Rocker spielt „Hinterm Horizont“, lässt routiniert sein Mikrofon am Kabel durch die Luft rotieren, bevor zum zweiten Song „Mein Ding“ Kinder im Lindenberg-Outfit das optische Vorbild unterstützen. Klischee. Schon mal gesehen. Egal. Kult.