Essen. Immer mehr Prominente weisen Rechte in die Schranken. Oft folgen den Worten auch Taten: Viele engagieren sich in sozialen Projekten.
"Amöbenhirn-Minipimmel-Verbrecher", "erbärmliche Trottel", "empathieloses Pack": Viele Prominente haben im Zuge der wachsenden Hetzerei gegen Flüchtlinge nur noch scharfe bis beleidigende Worte für die Rechten übrig. Von Herbert Grönemeyer bis Benno Fürmann - immer mehr bekannte Gesichter stellen sich klar und deutlich gegen die rechte Gewalt in Deutschland.
Damit provozieren sie gleichsam Shitstorms von rechter Seite wie sie Beifall ernten - so wie Joko und Klaas nach ihrem Video gegen Fremdenfeinde. Ihre Botschaft an die Rechten: "Denkt nicht, dass ihr die Mehrheit seid. Ihr seid die Dummheit." Jüngste Beispiele prominenter Wehr gegen Rechts: Moderatorin Dunja Hayali, die nicht erst seit der aktuellen Flüchtlingsdebatte mit rassistischen Kommentaren überhäuft wird. Was die Tochter irakischer Immigranten aber richtig auf die Palme bringt: "Ja, aber..." "ABER WAS??? Es gibt KEINE Asylschmarotzer. Das Asylrecht ist ein Menschenrecht“, schreibt sie.
Und die Donots nutzten den Bundesvision Song Contest am Samstag für ein Statement: "Es ist absolut zum Kotzen. Aber während wir hier diese Sendung haben, laufen da draußen sogenannte "besorgte Bürger" und rechte Wichser rum, die Flüchtlingsheime anzünden und hetzen gegen Leute, die ganz dringend unsere Hilfe brauchen. Seid laut gegen diese Leute!" Bereits vor einigen Tagen hatte sich die Band aus Ibbenbüren an die Öffentlichkeit gewandt.
Verhaltene Kritik
Ähnlich direkt hielt es Komiker Oliver Kalkofe auf seiner Facebook-Seite: "Wir brauchen eigentlich eine eigene sprachliche Kategorie für diese neue Dimension des inhumanen Arschlochtums", schrieb er über die Gewalttäter und Demonstranten aus Heidenau. Andere Prominente drücken sich verhaltener aus - so wie Natalia Wörner. Die Schauspielerin glaubt, dass viele der rechten Demonstranten nicht gelernt hätten, mit "irrationalen Ängsten" umzugehen und fordert zu mehr Empathie im Umgang mit Flüchtlingen auf.
Promis wie Udo Lindenberg, Xavier Naidoo, Sido und Andreas Bourani bleiben bei ihrer Unterstützung für Heimatvertriebene bei dem, was sie am besten können: Musik. Am Sonntag, 4. Oktober, wollen sie ein großes Open-Air-Konzert in Berlin gegen Fremdenhass spielen. "Ein klares Bekenntnis ist jetzt wichtig: Wir heißen Flüchtlinge, die Entsetzliches wie Krieg, Tod, Vergewaltigung erlebt haben, willkommen – und wir kümmern uns auch", sagte Udo Lindenberg der "Bild"-Zeitung.
Herbert Grönemeyer, der auch in Berlin auf der Bühne stehen soll, hält eine klare Kante gegen Rechts ebenso für zwingend notwendig: "Wir müssen klare Haltung zeigen und denen, die Flüchtlinge bedrohen oder angreifen, deutlich machen, dass sie gegen eine Wand laufen. Und wenn sie das nicht begreifen wollen, dann müssen sie damit rechnen, dass wir ihnen an die Wäsche gehen", sagte er bei einem ARD-Gespräch.
Campino: "Fremdenhass ist große Bedrohung"
Toten-Hosen-Frontmann Campino drückte in einem Interview mit der "Aargauer Zeitung" Unverständnis gegenüber Leuten aus, die Flüchtlingen vorwerfen, nur wegen des Geldes nach Deutschland zu kommen "Was soll denn das heißen?", fragte der Sänger. "Wenn man seine Familie nicht mehr durchbringen kann? Wer von uns würde da nicht versuchen, zu fliehen, etwas Lebenswertes zu finden?"
Die Ausländerfeindlichkeit beschreibt Campino als "große Bedrohung", der Hass könne schnell zur "Mainstream-Gesinnung" werden. "Sprüche, die bisher tabu waren, werden plötzlich gesellschaftsfähig, ohne dass jemand aufschreit", sagte der Rocker. "Da muss die Gesellschaft dagegenhalten. Man muss es sich im Supermarkt nicht mit ansehen, wenn einer runtergemacht wird, nur weil er nicht von hier ist. Da kann man etwas dagegen tun."
Handeln, statt nur über die Probleme zu reden: So hält es auch Schauspieler Benno Fürmann. "Wir dürfen nicht wegsehen, sondern müssen helfen", sagte er in einem Unterstützervideo für die UNO-Flüchtlingshilfe. "Jeder Mensch hat, egal wo er hingeht, seine Geschichte zu erzählen. Ich hoffe sehr, dass in unserem Land, in der EU in allen Ländern, wo Menschenrechte zum Thema gemacht werden, dieses Recht auch gewährt wird."