Dorsten/München. . Der Dorstener Sterne-Koch serviert unerfahrenen Restaurantbetreibern in aller Welt Erfolgsrezepte. Allerdings könnte das Format mehr Biss haben.

Vor zehn Jahren wurde Kochen zur Show. Der Erfolg hatte einen Namen. Er hieß Christian Rach. Aber zum Trendsetter wurde der RTL-Rückkehrer erst als „Restauranttester“. „Switch Reloaded“ setzte ihm mit einer grandiosen Parodie ein Denkmal. Einer der aufmerksamsten Rach-Schüler war der Dorstener Sterne-Koch Frank Rosin. Der 49-Jährige brachte das Publikum des Münchner Kanals Kabel 1 derart gut auf den Geschmack, dass er zum Sender-Gesicht schlechthin mutierte. Am Dienstag, 20.15 Uhr, startet der Junge aus dem Ruhrgebiet ein neues Format. Es trägt den mäßig originellen Titel „Rosin weltweit – andere Länder, andere Fritten“.

Der Auftakt seiner Sendung fällt in etwa mit dem Ferien-Ende in NRW zusammen, und deshalb zeigt Kabel 1 den Küchen-Coach bei einer Mission auf der spanischen Urlaubsinsel Teneriffa. Rosin führt vor, wie moderne Gastronomie funktioniert, aber bei dem betreuten Trio verzichtet der Restaurant-Retter Gott sei Dank auf einen billigen Vorführ-Effekt.

Die Zutaten der 90-minütigen Sendung:

ein schlichtes, aber offenbar herzensgutes Gastro-Paar in der Altersklasse 40. Die Weltenbummler Martin (47) und Veronika (38) haben im Service gearbeitet. Von Konzepten, Küche, Kasse haben die beiden jedoch keine Ahnung. Ihr Traum – ein eigenes Restaurant – steht davor, zum Alptraum zu werden. Um den Mitleidsfaktor mit den beiden noch zu erhöhen, wird erwähnt, dass Martin einen schlimmen Unfall hatte und seither auf die Hilfe von Torsten baut, der vom Stammgast zum Koch umschulte.

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Die Fehler-Analyse. Rosin sieht das Restaurant – und das spricht für seine Sendung – im Kontext. Er gibt Informationen zu Teneriffa. Der Insel-Tourismus brummt dann, wenn andernorts geschlossen ist: im Winter. Überdies bewertet Rosin Lage und Einrichtung des Speiselokals. Getestet wird es auch von Touristen. Sie finden zwar die Preise nicht gepfeffert, aber die Einrichtung geschmacklos. Auch die Karte, die deutsch-tschechische Küche verspricht, aber einen internationalen Mischmasch auftischt, wirkt beliebig.

Das Coaching. Rosin animiert Martin und Veronika, den alten Laden zu schließen und komplett neu anzufangen. Er mietet Räume in einer besseren Lage an und lässt sie professionell einrichten. Zugleich tritt Rosin wie ein Berufsberater auf. Er arbeitet heraus, was das vielgereiste Paar ausmacht: Bodenständigkeit einerseits und Abenteuerlust andererseits. Das macht den Markenkern der neuen Küche aus. Rosins insgesamt etwas zähe Koch-Schule hat nicht nur für Martin und Veronika einen geistigen Nährwert, sondern auch für das kochinteressierte Publikum.

Der Retter. Rosin wird als ebenso hemdsärmeliger wie herzlicher Helfer inszeniert, dessen Erscheinen den Küchen-Novizen Tränen in die Augen treibt. Er behandelt sie mit der Nachsicht eines Grundschullehrers, der Erstklässler ans ABC heranführt.

Fazit. Leichtverdauliches Coaching-Fernsehen, urlaubsgemäß angerichtet. Würde die Sendung kürzer köcheln, hätte sie mehr Biss. So haben sich die Zuschauer schnell satt gesehen.

Dienstag, Kabel 1, 20.15 Uhr