Paderborn. Eine Studentin hat ihr Notebook samt Bachelorarbeit im Zug nach Paderborn liegen lassen und muss diese schon am Freitag abgeben. Finderlohn: 700 Euro.
Fast jeder hat schon mal eine Kleinigkeit im Zug vergessen. Alina B. hat dort ihre Zukunft liegen lassen. Ihre fast fertige Bachelorarbeit, abgespeichert auf einem Laptop in einer blauen Tasche, hat die Germanistik-Studentin im Eurobahn-Zug von Warburg nach Münster zwischen der Sitzablage vergessen. Besonders dramatisch: Die Arbeit muss schon an diesem Freitag bei der Universität Paderborn abgegeben werden. "Wenn ich sie bis dahin nicht abgegeben habe, bin ich durchgefallen", erzählt B.. 700 Euro Finderlohn sind ihr die verlorenen Sachen wert.
"Ich bin voller Hoffnung, dass sich noch jemand bei uns meldet", sagt B.. Darauf verlassen will sie sich aber nicht: Sie nutzt gerade jede Minute, um die rund 30 Seiten nachzuschreiben, die bei der letzten Notsicherung auf ihrem Heimcomputer fehlen. Ob die Arbeit bis Freitag Mitternacht fertig werden kann? "Es ist fast unmöglich, aber es zu versuchen ist besser als nichts zu tun." Schließlich kann B. auch ihre Professorin nicht erreichen und sie um eine Verschiebung des Abgabetermins bitten: "Ich habe ihr eine Mail geschrieben, aber sie ist bis zum 19. August im Urlaub."
Pechsträhne seit Beginn der Arbeit
Die Abgabe würde für die 30-jährige Mutter nicht nur den Abschluss ihres Bachelorstudiums, sondern auch das Ende einer Pechsträhne markieren. Seit B. an der Arbeit sitzt, sind sie und ihre Familie vom Unglück heimgesucht. Für viele Wochen mussten sie ihren vierjährigen Sohn zuhause pflegen, der sich erst das Schlüsselbein gebrochen hatte und dann eine starke Bronchitis bekam. Dann wurde sie selber richtig krank. Und jetzt das mit dem Laptop. "Ich will die Arbeit endlich beenden", sagt sie.
Dass sie den Rucksack liegen gelassen hatte, merkte B. erst am Dienstag um 10 Uhr abends, ungefähr eine Stunde nachdem sie und ihr Mann in Paderborn ausgestiegen waren. "Ich habe dann sofort versucht die Eurobahn zu erreichen", sagt ihr Mann. Schleunigst eilten die zwei zurück zum Paderborner Bahnhof und schauten in dem Gegenzug von Münster nach Warburg nach. Keine Chance, der Rucksack war weg. Auf dem Bahnsteig brachten die beiden dann Zettel mit ihren Kontaktdaten und dem Versprechen des 700 Euro hohen Finderlohns an.
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