Mannheim. . Kritik an der Räumung nach der Bombendrohung: Ist Klums Sicherheit wichtiger als die der Zuschauer? Nun wird die Siegerin am 28. Mai gekürt
Germany’s Next Top Model 2015 wollen sie in der Mannheimer SAP-Arena küren, wollen einen schönen Abend verbringen, doch um kurz nach 21 Uhr am Donnerstagabend lösen sich all diese Wünsche in Luft auf. Da stehen knapp 9000 Menschen, die man aus der Halle evakuiert hat, draußen auf den Parkplätzen vor dem Gebäude, frieren und schauen ratlos drein. Von „technischen Problemen“ hat man ihnen erzählt, aber „dann hat man gehört, was wirklich passiert ist“, erzählt die 17-Jährige Ashley Fowler. „Die Show wurde wegen einer Bombendrohung abgebrochen.“ Am 28. Mai soll das neue Top-Model nun gekürt werden. Nicht mehr live und in kleinem Kreis.
Klum und VIP-Gäste verlassen die Halle zuerst
Um 21.07 Uhr, gibt die Polizei später bekannt, sei in der Mannheimer Multifunktionshalle ein Anruf eingegangen. Eine Frau, vielleicht auch ein Mädchen, habe angekündigt, in der SAP-Arena werde an diesem Abend eine Bombe explodieren. Kurz danach wurde an einer der Garderobe ein verdächtiger Koffer gefunden. „Die Veranstalter haben sich deshalb entschlossen, die Halle zu evakuieren“, sagte ein Polizeisprecher gestern auf Anfrage. „Als unsere Kräfte eintrafen, strömten uns die Menschen bereits entgegen.“
Schon vier Minuten nach dem Drohanruf wird Heidi Klum informiert und gebeten, eine Werbepause anzukündigen. Dann wird sie – genauso wie die Jury-Kollegen Thomas Hayo und Wolfgang Joop – aus der Halle geführt. Wenig später folgt der VIP-Bereich direkt vor der Bühne, in dem unter anderem Klums Eltern und ihre elfjährige Tochter Leni sitzen. Der Rest der Halle wird erst gut 20 Minuten später wegen „technischer Probleme“ evakuiert. Ein Umstand, der bereits in der Nacht für großen Unmut in den sozialen Netzwerken sorgte. „Wenn ein paar Tausend Zuschauer verrecken, ist das nicht so schlimm wie bei den Promis“, heißt es dort beispielsweise.
Das sei natürlich nicht der Fall, widerspricht ProSieben-Sprecher Christoph Körfer gestern morgen. Abgesehen davon, dass sich die Drohung angeblich explizit gegen die Jury gerichtet habe, sei es schlichtweg einfacher, eine Handvoll Menschen zu informieren und aus der Halle zu bringen als das gesamte Publikum. „Das letzte, was wir wollten, war eine Panik.“
Publikum bricht nicht in Panik aus
Die hat es, entgegen anderslautenden Berichten, auch nicht gegeben. „Das Publikum hat die Halle sehr ruhig und ohne größere Zwischenfälle verlassen“, sagt die Polizei. Es habe keine Verletzten gegeben. Dutzende von Handy-Videos, die seit gestern im Internet kursieren, bestätigen das. Ruhig und unaufgeregt verlassen die Menschen ihre Plätze und gehen ins Freie. Verärgert sind viele nur darüber, dass sie ihre persönlichen Sachen an ihren Plätzen lassen mussten und erst gestern wieder abholen konnten. Dennoch findet Körfer, die Evakuierung sei „sensationell gut gelaufen“. „Wir danken der Polizei und allen Helfern.“
Während die enttäuschten Besucher vor der Halle warten und die Zuschauer vor dem Fernseher ersatzweise den Film „The Blind Side“ mit Sandra Bullock zu sehen bekommen, durchkämmen mehr als 100 Beamte mit speziell ausgebildeten Sprengstoff-Suchhunden das Gebäude. Der Koffer an der Garderobe erweist sich dabei als harmlos, sein Besitzer ist ermittelt, „andere verdächtige Gegenstände wurden nicht gefunden“, so ein Sprecher.
Die Sorge vor Nachahmern
Während die Ermittler – bisher angeblich ohne heiße Spur – nach der unbekannten Anruferin fahnden und Anfragen an mehrere Telekommunikationsunternehmen gestellt sind, laufen bei ProSieben die Planungen für die Finalneuauflage auf Hochtouren. Am 28. Mai soll nun die Siegerin gekürt werden. Nicht mehr in einer großen Arena. „So kurzfristig kriegt man keine große Halle gebucht.“ Die Kosten für die Tickets von Mannheim werden übrigens erstattet (Infos unter www.tickethall.de).
In der Branche geht derweil die Sorge vor Nachahmern um. Denn schon heute steigt bei RTL in der Bremer ÖVP-Arena das Finale der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“. „Wir verstärken die Sicherheitsmaßnahmen und sind dazu aktuell mit dem eigenen Sicherheitsdienst, dem Hallenbetreiber und der Polizei im engen Austausch“, erklärte gestern ein Sendersprecher, ohne Einzelheiten zu verraten.