Köln. . Männer, die Fliegen jagen. Kinder, die sich an ihre Mütter ketten. Wer sich weltweit TV-Programme anguckt, stellt fest: Es ist noch Platz nach unten.

Weiß ist der Raum, in schwarzes Neopren gehüllt der Mann, der ihn im Taucheranzug betritt. Andere kommen als Samurai oder Boxer. 60 Sekunden haben sie dort Zeit, eine Stubenfliege zu jagen. Kriegen sie sie, bekommen sie 1000 Pfund. Albern? Kann sein. In England aber haben sie daraus eine TV-Show gemacht, wenn auch keine abendfüllende.

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"Man vs. Fly" (Mann gegen Fliege) ist nicht die einzige ungewöhnliche Idee, mit der Fernsehsender in aller Welt derzeit ihr Programm füllen, wie sich auf dem Showgipfel zeigte, zu dem die Unternehmen HMR und Brainpool jetzt nach Köln geladen hatten.

Ideen gibt es viele. Und Marie-Laure Tritz von Eurodata TV Worldwide kennt sie alle. Das Unternehmen erfasst Daten über Fernsehlandschaften und Ratings von über 100 Regionen der Welt und von mehr als 5500 Fernsehsendern. Dabei hat es festgestellt: Viele dieser Sender setzen auf Klassiker in leicht abgewandelter Form. „Denn die sind eine sichere Sache“, weiß Tritz.

Mit Mutter am Herd

So gibt es denn auch weiterhin Casting-Shows. Aber eben etwas andere. Wenn etwa in der französischen Show "Prodiges" junge Menschen bis 16 Jahre singen, dann sind es Arien. Wenn sie tanzen, dann Ballett und wenn zu einem Instrument greifen, dann gerne zur Geige. Denn in "Prodiges" dreht sich alles um Klassik.

Und in "Skin Wars", das in den USA bereits erfolgreich läuft, werden keine Sänger sondern Körpermaler gesucht, die ihre Models mit der Umgebung verschmelzen lassen. Und in "Popsters" fahnden die Niederländer nach den talentiertesten Puppenspielern.

Gekocht wird natürlich auch weiterhin auf dem Bildschirm. Allerdings glüht der Herd unter verschärften Bedingungen. In "Three Meals A day" dürfen nur biologisch angebaute Lebensmittel genutzt werden und in "Yum Factor" müssen die Kandidaten nicht nur kochen, sondern auch raten, wem in der Jury es am besten schmeckt.

Größte Chancen für einen Ausstrahlung in Deutschland dürfte allerdings die Show "My Mom cooks better than yours" haben. Dabei kocht der Nachwuchs und Frau Mama darf nur Anweisungen vom Rand geben, was sie meist laut schreiend aber dennoch vergeblich tut. Greift sie daraufhin verzweifelt selber zum Kochlöffel, halbiert sich die Zeit, die dem Duo zur Zubereitung ihres Gerichtes zur Verfügung steht.

Zurück in die Steinzeit

Wer dann noch nicht genug hat, kann sich bei "Tied To Mom" bewerben, bei der Mutter und (volljähriges) Kind 72 Stunden aneinander gekettet werden und alles gemeinsam erledigen müssen.

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Überhaupt sind soziale Experimente ein echter Trend im TV des Jahres 2015. Mal tauschen Eltern und Kinder die Rollen ("Kids Are in Charge") mal müssen die Kandidaten 60 Tage lang auf jede Frage mit Ja antworten ("Ja Jan")

Sehr beliebt aber oft auch an der Grenze des guten Geschmacks ist auch das so genannte „Survival-TV“. Also Dschungelcamp für Fortgeschrittene. "10000 BC" lässt die Kandidaten wie in der Steinzeit leben, "The Raft" packt sie in ein Rettungsboot und setzt sie sechs Tage im Ozean aus. Das klingt gefährlicher als es ist, dürfte aber angesichts der Flüchtlings-Katastrophen im Mittelmeer völlig zu Recht kaum den Weg auf europäische Bildschirme finden.

Dann ist es schon besser, verkleidete Männer gegen eine Fliege antreten zu lassen. Außer für die Fliege vielleicht.