Kathmandu. .
Wenige Tage nach der Erdbebenkatastrophe in Nepal gibt es ersten Streit um das lebensnotwendige Trinkwasser. Nach Einschätzung von Unicef droht der Bevölkerung in Nepal ein Trinkwasser-Notstand. In Bhaktapur nahe der Hauptstadt Kathmandu hätten derzeit nur 20 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser, berichtete das UN-Kinderhilfswerk in Köln nach Schilderungen eigener Erkundungsteams. Außerdem würden dringend Toiletten benötigt. „Verschmutztes Trinkwasser und die teilweise katastrophalen hygienischen Bedingungen können schnell zur Ausbreitung von Krankheiten führen“, betonte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland.
Inmitten von Trümmern und Elend gab es dennoch einen Hoffnungsschimmer: In Nepals Hauptstadt Kathmandu bargen Helfer einen verschütteten Mann nach fast 82 Stunden.
Doch die Rettung Überlebender kommt inzwischen fast einem Wunder gleich. Die Bergungskräfte ziehen vor allem Tote aus den Trümmern – bis Mittwoch waren es allein in Nepal mehr als 5000. Außerdem seien mindestens 10 000 Menschen verletzt worden, hieß es gestern vom nepalesischen Innenministerium. Helfer fürchten, dass die Opferzahl deutlich steigt, wenn weitere abgelegene Regionen von Helfern erreicht werden. Den Rettern läuft die Zeit davon: Der Monsun erreicht Nepal im Mai, schon jetzt erschweren Regenfälle immer wieder die Aufräumarbeiten.
Wer genug zahlt,wird bevorzugt behandelt
Helfer berichteten von Ansätzen einer „Zwei-Klassen-Hilfe“. „Fakt ist, im Moment werden Touristen bevorzugt behandelt und viele andere fallen hinten runter“, sagte Rainer Brockhaus, Präsident des kirchlichen Bündnisses Entwicklung Hilft. „Die Hubschrauber fliegen dorthin, wo sie Geld bekommen.“ Ähnlich hatten sich in den vergangenen Tagen die Extrembergsteiger und Mount-Everest-Kenner Reinhold Messner (70) und Peter Habeler (72) geäußert.
Auch aus Deutschland mehrt sich Kritik wegen der schlechten Versorgungslage. Der Beauftragte der Bundesregierung für Humanitäre Hilfe mahnte eine bessere Prävention für künftige Katastrophen in dem Himalaya-Staat an. Es müssten Evakuierungsräume geschaffen und Siedlungen gebaut werden, die Erdbeben standhalten können, forderte Christoph Strässer im Deutschlandfunk.
Die nepalesische Regierung hatte zuvor eingeräumt, trotz Erdbebenwarnungen unvorbereitet gewesen zu sein.