Mainz. Vier angebliche Partnervermittler stehen vor Gericht, weil sie Hunderte alleinstehende Senioren betrogen haben sollen. In Mainz läuft nun der Prozess.

Ein Prozess gegen vier angebliche Partnervermittler wegen Betrugs an Hunderten Senioren hat vor dem Landgericht Mainz begonnen. Der Staatsanwalt warf den Angeklagten am Donnerstag vor, zwischen 2009 und 2013 ihre Opfer hinters Licht geführt und auch bedroht zu haben. Sie hätten diese zunächst zu Vermittlungsverträgen überredet und versprochen, mit Hilfe einer Analyse individuell passende Partner zu finden. In Wahrheit sei das Quartett aber übereingekommen, in die Partner-Auswahl kaum Aufwand zu investieren. Die Opfer hätten nahezu willkürlich herausgegriffene Adressen anderer Singles bekommen.

Die Daten der alleinstehenden Senioren habe sich die Gruppe über Kontaktanzeigen und aus Altbeständen anderer Partnervermittlungen besorgt. Am Telefon oder auch persönlich sei dann Druck ausgeübt worden, um sie zu ersten oder immer wieder neuen Verträgen zu bewegen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft drohten die Vermittler, das Wasser abzustellen, die Rente zu kündigen oder die Opfer öffentlich bloßzustellen. Der Gesamtschaden wurde mit 317.000 Euro beziffert.

Die Angeklagten schweigen

Einer der Angeklagten, ein 47-Jähriger aus Wonsheim (Rheinland-Pfalz) soll Chef der Firma gewesen sein. Seine mutmaßlichen Komplizen - eine Frau und zwei Männer - kommen aus Delitzsch (Sachsen) und Drachhausen (Brandenburg). Nach Angaben des Gerichts gibt es 244 Opfer - viele davon aus Ostdeutschland. Einige seien mittlerweile gestorben.

Auch interessant

Zu Beginn des Prozesses schwiegen die Angeklagten zu den Vorwürfen. Der Anwalt eines Angeklagten forderte, das Gesetz, das die Arbeit von Heiratsvermittlungen regelt, auf seine Verfassungsmäßigkeit zu überprüfen. Die Entscheidung über diesen Antrag vertagte das Gericht.

Einzig der vermeintliche Firmenchef beantwortete Fragen zu seinem Lebenslauf. Er sei bereits seit mehr als 20 Jahren in der Branche tätig. Einst habe er sich dafür entschieden, weil man dort mit Menschen zu tun habe - und ihnen helfen könne. (dpa)