München/Nürnberg.. Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs – die neuen Tatort-Fahnder in Nürnberg sind furchtbar nett. Aber nur auf den ersten Blick. Das hat seinen Reiz.

Und noch ‘n „Tatort“. Am Sonntag feiert das Ermittler-Team Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs Premiere. Endlich, so wird es in Nürnberg gesehen, hat Franken seinen Platz in der Tatort-Republik Deutschland gefunden. Nun ist nicht alles besser, nur weil es neu ist. Der Titel „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ klingt nach einer literarischen Kopfgeburt. Doch gemach...

Regisseur Max Färberböck, der mit Catharina Schuchmann auch das Drehbuch schrieb, entwickelte zwei Figuren, die ein lockerer Gegenentwurf zu anstrengenden Fahndern wie dem Dortmunder Psycho-Cop Faber (Jörg Hartmann) sind, der so unter Strom steht, dass er eine ganze Siedlung beleuchten könnte.

Hauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) nimmt ihren neuen, dienstgradmäßig gleichgestellten Kollegen Felix Voss (Fabian Hinrichs) herzlich auf. Die beiden sind auf den ersten, flüchtigen Blick so furchtbar lieb und nett und höflich, dass es einen graust; sie tragen ihre Alltäglichkeit fast wie eine Fahne vor sich her. Ein Reibungspotenzial zwischen Voss und Ringelhahn ist zunächst nicht zu erkennen. Alle denkbaren Gegensätze – Mann/Frau, Ost/West – lösen sich in beiläufigen Plaudereien in Wohlgefallen auf. Voss und Ringelhahn mögen sich offenkundig. Mehr noch: Sie passen so gut zusammen wie eineiige Zwillinge.

Stefan Merki mimt als Polizei-Präsident einen alten Grantler

Erst beim zweiten Blick wird klar: Das neue Duo versteckt seine geradezu aufsässig hartnäckige Täter- und Motiv-Suche nur unter einer dünnen Schicht bürgerlicher Anständigkeit. Als Gegenpart muss der Chef herhalten – und als Watschenmann. Stefan Merki spielt den tief in der Stadt verwurzelten Chef als gern grantelnder Polterer alter Schule (Franz-Josef Strauß selig mag ihm von Wolke sieben zugelächelt haben). Da sich der Polizeipräsident einem harmonierenden Duo gegenübersieht, ist er bei Wortgefechten oft nur zweiter Sieger. Die Sympathien liegen bei den sanften Polizei-Rebellen.

Aber natürlich ist am Anfang noch alles in Bewegung. Genau dieses Thema rückt Kameramann Felix Cramer augenfällig ins Bild. Es gibt nur wenige Filme im deutschen Fernsehen, in denen Fahrten – mal mit der Bahn, mal mit dem Auto – eine so große Rolle spielen wie in diesem „Tatort“. Das wirkt so, als sei in diesem 90-Minüter der Weg das Ziel.

Ein ländliches Umfeld

Das Ziel der Ermittler ist es, den Tod eines Forschers aufzuklären, der beim Liebesspiel im Auto auf einer Lichtung niedergestreckt wurde. Seiner Partnerin hingegen geschah seltsamerweise nichts, obwohl sie die einzige Zeugin war.

Der letztlich mitteloriginelle Fall spielt mit Verschwörungstheorien einer unheilvollen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Militär, aber auch mit den Abgründen einer Ehe. Das erlaubt dem „Tatort“ einen werbewirksamen Hinweis auf den Uni-Standort Nürnberg/Erlangen.

Wie sieht es sonst aus mit der Regionalität? Färberböck deutet über die fränkische Sprachfärbung Alteingesessener an, dass die Großstadt-Region Nürnberg/Erlangen/Fürth von einem dörflichen Gürtel umgeben ist. Das kommt deutlicher rüber als etwa das Schwäbische im „Tatort“ Stuttgart. Dem Film schadet es nicht. Im Gegenteil. Färberböcks „Tatort“ mag regional sein – provinziell ist er nicht.

Fazit: Der Auftakt gibt ein Versprechen, das die nächsten Folgen hoffentlich einlösen.

ARD, Sonntag 20.15 Uhr