Salzburg. . Er hat den „Musikantenstadl“ erfunden. Er hat Stars wie André Rieu entdeckt. Karl Moik hat Fernsehgeschichte geschrieben.

König hat man Karl Moik oft genannt. „König der Volksmusik“. Und sein Hofstaat, das war viele Jahre der „Musikantenstadl“. Vor gut zehn Jahren aber musste er abdanken, wurde vom Hofe verbannt. Wirklich verwunden hat er das lange nicht. Gestern ist Moik im Alter von 76 Jahren gestorben. Seit Monaten schon war er wegen Herz- und Nierenproblemen stationär in einem Krankenhaus behandelt worden.

Natürlich hat der 1938 in Linz geborene Sohn einer alleinerziehenden Sekretärin auch andere Sachen gemacht. Öfen hat er verkauft, Jazz-Musik gespielt und Fußballspiele angesagt in seiner Heimat Österreich. Sein großer Wurf aber, das war der Stadl. Fünf Minuten habe er nur gehabt, um die Programmchefs des ORF von der Show zu überzeugen, hat er gerne erzählt. War aber kein Problem. Weil er die Idee schon länger hatte, eine volkstümliche Unterhaltungssendung zu gestalten. „Mit den Superstars und ohne den sogenannten Bierzeltmief.“ Am 5. März 1981 ist es soweit. Da wird der erste „Musikantenstadl“ aus dem österreichischen Enns ausgestrahlt.

Viele Jahre wird die Sendung Moiks Leben. Die Gäste hat er ausgesucht, Konzepte geschrieben und die Welt bereist, um neue Orte zu finden, an denen man zum Stadl einladen konnte. In Moskau, Dubai, Melbourne und Kapstadt hat er sie gefunden. Ja, und natürlich in Peking. 600 Millionen Chinesen haben damals eingeschaltet. Ein paar Millionen Deutsche natürlich auch. Wie immer.

Deshalb ist der Stadl immer auch ein gutes Sprungbrett gewesen. Florian Silbereisen, Stefan Mross oder André Rieu haben hier ihre Karrieren gestartet. Letzteren hat der Karl übrigens höchstpersönlich entdeckt. Auf einem kleinen niederländischen TV-Sender, den er mit einer seiner acht Satelliten-Schüsseln im Garten seines Hauses empfangen konnte.

Ärger hinter den Kulissen

Ärger hat es auch gegeben im Stadl. Einmal hinter den Kulissen, weil die beteiligten Sender sich weigern, die Show aus Dubai kurz nach dem 11. September live auszustrahlen. „Frechheit“, wettert Moik und droht mit Kündigung. Macht er dann aber doch nicht und kann so selbst im April 2004 für den nächsten Skandal sorgen. Nicht einverstanden ist Herr Moik damals mit einem italienisch singenden Patrick Lindner in seiner Sendung. „Ich lad’ dich nach Wien ein, und was singst du? Von den Spaghettifressern“, zetert er. Lag angeblich an der zu starken Medikamentierung nach seiner Bypass-Operation, entschuldigt sich Moik später.

Gut ein Jahr später heißt es zum letzten Mal „Servus, Pfüat Gott und auf Wiedersehen“. Moik wird durch Andy Borg ersetzt. Offiziell sind „gesundheitliche Probleme“ der Grund für seine erzwungene Verabschiedung aufs Altenteil. Die hat Moik, sauer ist er trotzdem. Vor allem, weil angeblich niemand von den Sendern mal nachfragt, wie es ihm geht. „Links liegengelassen, wie ein dreckiges Tuch“, habe man ihn, wettert er.

Es wird ruhig um den Österreicher. Zurückgezogen lebt er mit Ehefrau Edith in Oberalm bei Salzburg. Nur wenn eine „nette Runde beisammen ist“, tritt er auf, aber stets, wenn sie ihn mal wieder vergessen haben bei ARD und ORF, nicht gratulieren zum runden Geburtstag oder ihn nicht einladen zum Jubiläumsstadl, dann grantelt er oben auf dem Berg.

Schlagzeilen wider Willen macht er erst wieder, als er Rosenmontag 2014 mit einem Herzinfarkt in einem Hotelzimmer in Köln zusammenbricht. Drei Monate liegt er im Koma, die Ärzte geben ihm damals eine Überlebenschance von zehn Prozent.

„Ich bin ein Kämpfer“

Doch noch einmal kommt Moik auf die Beine und in die Öffentlichkeit zurück. „Ich habe mir Ziele gesteckt, und wer mich kennt weiß, dass ich ein Kämpfer bin.“ Kurz vor Weihnachten macht das Herz wieder Ärger. Und dieses Mal verliert Moik den Kampf. Kurt vor seinem Tod aber scheint er seinen Frieden mit dem Stadl gemacht zu haben. 95 Prozent seiner Karriere seien „eine traumhafte Zeit gewesen“, hat er gesagt. Die restlichen fünf Prozent habe er „aus der Erinnerung gestrichen“.