Los Angeles. . „Stirb langsam“ machte ihn zur lebenden Kino-Legende: Bruce Willis, Sohn einer Deutschen und eines Amerikaners, wird am Donnerstag 60 Jahre alt.

Irgendwann hat man den Überblick verloren, wie oft er die Welt gerettet hat, die Stadt oder jemanden aus seiner Familie. Selten mit Worten, immer mit Taten. Weitgehend schweigend hat er dabei ganze Wolkenkratzer abgewrackt, Flughäfen in Schutt und Asche gelegt und halbe Stadtteile ausradiert. Und meistens dauerte es keine Viertelstunde, und er stand im weißen Unterhemd da. Und nur 15 Minuten länger, bis dieses Hemd rot vor Blut war. Er steckte viel ein und teilte noch mehr aus. Er war einer der erfolgreichsten Action-Helden der 1980er-Jahre. Aber er war stets ein Held mit Narben, einer der verletzlich ist oder zumindest so wirkt. Vielleicht ist er im Gegensatz zu vielen Kollegen von damals nie wirklich weg gewesen, sondern immer noch da. Heute wird Bruce Willis 60 Jahre alt. „Yippie ya yeah, Schweinebacke!“

Kennengelernt haben ihn die Deutschen im Fernsehen. Haare hat Willis noch, da bekommt er an der Seite von Cybill Shepherd die männliche Hauptrolle in der Detektivserie „Das Model und der Schnüffler“. Da redet er in einer Folge mehr als später in zwei Filmen und ist noch weit entfernt von dem harten Helden späterer Jahre. Zuschauern und Kritikern aber gefällt die verschmitzt-unbeholfene Art. Willis bekommt sowohl einen Emmy als auch einen Golden Globe. Und er bekommt die Hauptrolle in einem Kinofilm namens „Stirb langsam“, die Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone zuvor abgelehnt haben.

Willis ist ein Glücksgriff als rechtschaffener New Yorker Polizist John McLane, der ausgerechnet an Heiligabend in eine groß angelegte Geiselnahme im höchsten Haus von L.A. gerät. „Er hatte den Geruch der Straße, der uns anderen fehlte“, hat Stallone den Erfolg später zu erklären versucht. „Ein gewöhnlicher Typ, der in eine ungewöhnliche Situation gerät“, hat Willis selbst diese Rolle – und viele seiner kommenden – mal beschrieben.

Von da an geht es bergauf mit dem Mann aus Idar-Oberstein, der 1955 als Sohn einer Deutschen und eines dort stationierten US-Soldaten in Rheinland-Pfalz geboren wurde, bevor er als Zweijähriger nach New Jersey zog. Einem Mann, der als Jugendlicher lange gegen sein Stottern kämpfen muss. Einem Mann, der in seinen Rollen immer wieder Personen zeichnet, die Krisen und Niederlagen in einer Mischung aus Kampf, Humor, Selbstironie und leiser Traurigkeit verkörperten. Ein Mann, der mehr ist als John McLane.

Willis macht erfolgreich Musik, ist lange Jahre einer der beliebtesten, weil witzigsten Gäste in Talkshows, gründet eine Restaurantkette. Und für jeden Blockbuster, in dem er mitwirkt, gönnt er sich einen kleinen, schrägen Film – meist für einen Bruchteil seiner üblichen Gage. Oft spielt er Polizisten oder Privatdetektive, er ist aber auch Profiboxer, Kinderpsychologe, Schönheitschirurg und Mafia-Killer. „Ich bin hoffentlich in der Lage zu unterscheiden, was ich kann und was nicht“, sagt er. Meistens ist er es.

Auch privat läuft es gut. 1987 heiratet er Demi Moore, eine der damals attraktivsten Frauen Hollywoods. Freunde geben den beiden nur ein paar Monate, doch die Beziehung hält immerhin 13 Jahre. Warum die Ehe, aus der drei Töchter hervorgingen, letztendlich scheiterte, ist bis heute unklar. Willis spricht nicht darüber, ist überhaupt ein Mensch, der sein Privatleben stets zu schützten versucht. Und obwohl Moore wieder verheiratet war und Willis es immer noch ist, ist die Beziehung der beiden noch immer eine besondere. Für Demi, glaubt er, würde er sich „wahrscheinlich auch heute noch vor ein Auto werfen“. Vor wenigen Tagen erst hat man die beiden ganz harmonisch bei einer Fernseh-Show gesehen, in der eine ihrer Töchter tanzt.

Fortsetzung als John McLane?

Willis ist kein Berufsjugendlicher, er ist ein Familienmensch. „Ich liebe es, Vater zu sein. Ich glaube, das kann ich am besten.“ Mit Emma Heming, 23 Jahre jünger als er und seit 2009 seine Frau, hat er eine kleine Tochter.

In Filmen wie „R.E.D.“ kokettiert er mittlerweile mit seinem alten Image. Im Spätsommer will er am Broadway Theater spielen. Aber so ganz sicher, dass er nicht zum sechsten Mal zu John McLane wird, sollte man sich nicht sein. Irgendjemand muss schließlich die Welt retten.