Köln. . „Blötschkopp“ Marc Metzger ist einer der erfolgreichsten Jecken überhaupt – auch dem Fernsehen sei Dank. Dennoch ist er für weniger Narren-TV.

Marc Metzger kennen nur wenige. Den „Blötschkopp“ kennen alle – zumindest alle Jecken. Im WDR-Fernsehen gibt’s vor dem 41-Jährigen kein Entkommen. Am Sonntag gibt es um 20.15 und um 22.15 Uhr gleich ein Doppelpack. Jürgen Overkott sprach mit dem Narren-Star.

In Ihrem früheren Leben haben Sie auch mal im Ruhrgebiet gelebt. Welche Erinnerungen haben Sie?

Nur gute. Ich habe an der Fachhochschule Gelsenkirchen studiert und in Buer in einer WG gelebt, mit den unterschiedlichsten Typen – das war eine muntere Truppe, fast wie in Köln.

Waren Sie damals schon jeck?

Ja, aber dummerweise waren die Prüfungen immer während der Karnevalstage. Und deswegen hat mein Studium etwas länger gedauert. Prüfungen an Weiberfastnacht und Rosenmontag – das geht gar nicht.

Dummerweise haben Sie einen Beruf gewählt, bei dem Sie vor allem während der Karnevalstage arbeiten müssen – und das Fernsehen ist immer dabei. Wie hat das Fernsehen den Karneval verändert?

Für meinen Geschmack gibt es inzwischen sogar zu viel Karneval im Fernsehen. Wenn ich in diesen Tagen nachts um eins nach Hause komme und dann etwas ‘rumzappe, sehe eine Karnevalssendung nach der anderen – und zwar vor allem aus Städten, bei denen Karneval gar nicht zum Markenzeichen gehört. Zu viel Masse ist nicht unbedingt gut für die Klasse.

Sie suchen Klasse – in der Sendung „Blötschkopp und die Rampensäue“. Kommt der Nachwuchs zu Ihnen, oder gehen Sie zum Nachwuchs?

Teils, teils. Ich fahre ja viel herum, auch wenn ich heute nur noch in der (Kölner) Innenstadt herumfahre. Jedenfalls kennt man sich. Und ich spreche die Leute an: Wenn Ihr mal irgendjemanden seht, der Talent hat, sagt mir Bescheid. Meine Redaktion ist im Sommer unterwegs, wenn die neuen Karnevalsprogramme vorgestellt werden. Aber die Szene ist klein, viel kleiner, als man glaubt. Es ist nicht gerade so, als wir eine Schwemme an Nachwuchs hätten. Wir ringen um jeden, der sich traut, auf die Bühne geht. Aber bis jetzt haben wir immer noch genügend Leute gefunden – und arbeiten jetzt schon an der nächsten.

Kann man Rampensau zum Lehrberuf machen?

(denkt nach) Hm. Schwierig. Da braucht man schon Bewerber, die ein Pfund mitbringen. Da braucht man eine gewisse Präsenz. Ich weiß nicht, ob man das lernen kann.Gut, man muss Traute haben, sich auf die Bühne zu stellen – das lernt man mit der Zeit. Aber man muss eine Begabung haben, eine Grundwitzigkeit.

Und wenn einer kein Talent hat?

Dann sage ich’s ihm. Da bin ich sehr ehrlich geworden.

Können Sie sich selbst noch an Ihr erstes Mal auf der Bühne erinnern?

Ja, aber so was von! Bei mir fing das schon in der Grundschule an, mit den „Sieben kleinen Geißlein“. In „Charlies Tante“ hatte ich meine erste große Rolle.

Und wie war’s beim ersten Mal bei den Jecken? Haben Ihre Gags damals schon gezündet?

Ja, das war ja keine Rede von mir. Ich war 14. Da wird man versorgt vom Verein. Die hatten Reimreden von Willi Armbröster. So etwas gibt es heutzutage ja gar nicht mehr. Ich sollte also die Reimrede präsentieren, und das hat direkt funktioniert. Ich hatte natürlich auch den Kinder-Bonus.

Sie waren damals schon eine Rampensau.

Auf der Bühne, ja. Aber sonst war ich immer der eher der Schüchterne und Zurückhaltende. Dasist ja sehr oft in unserer Branche so. Jedenfalls habe ich auf der Bühne Spaß gehabt und wollte weitermachen – und dann kam die schwierige Zeit mit 17, 18.

Warum schwierig?

Ich dachte mir damals, ist das noch cool, was ich hier mache? Ich habe dann die Kurve gekriegt, aber heute ist das ganz schwer, die jungen Leute zu halten.

Wobei man sagen muss: Karneval ist keine harte Arbeit, Karneval ist härteste Arbeit. Sie selbst wissen das sehr gut – Sie mussten mal eine Zwangspause einlegen. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?

Gelassenheit und Qualitätszeit. Genau danach hat mich der Bonner Dompropst, Monsignore Schumacher, mal in einem Interview gefragt. Qualitätszeit bedeutet für mich: Luft holen, langsam gehen lassen.

Und das genaue Gegenteil war davor der Fall.

Köln ist wahrscheinlich die einzige Stadt der Welt, wo man als Karnevalist beruflich arbeiten kann. Na ja, ich hatte Erfolg, das Fernsehen wurde auf mich aufmerksam. Ich hatte ein Soloprogramm, eine eigene Fernsehsendung. Das verselbständigt sich. Am Anfang hatte ich nur 80 Auftritte, dann 150, dann 270, und irgendwann waren es 300 Auftritte. Dazu kommt noch das Jahresgeschäft jenseits des Karnevals. Und irgendwann wurde das zu viel. Ich dachte zuerst, okay, das machen alle anderen auch, und irgendwann wurde mir klar, das mache nur ich. Ich habe überhaupt keine Pause mehr gemacht, und irgendwann bin ich regelrecht umgefallen.

Und jetzt?

Ich mache nicht mehr ganz so viel. Das klappt.

Wie lange haben Sie gebraucht, Gelassenheit zur Lebensphilosophie zu machen?

Ich hatte gar keine Wahl. Das war ein Burn-out mit Hammer. Und ich lege jetzt meine Rolle als Blötschkopp nach viereinhalb Wochen Karneval ab. Ich mache unterm Jahr auch andere Sachen, Musik und ein bisschen Theater – damit ich frischbleibe und damit ich auch etwas Abwechslung habe. Ich freue mich jetzt schon auf den kommenden Donnerstag: Kostüm an den Nagel, Jeans an, Feierabend.

BOX

„Blötschkopp und die Rampensäue“: Der WDR bittet am Sonntag, 15. Februar, zum Double-Feature. Teil 1 beginnt um 20.15 Uhr, Teil 2 um 22.15 Uhr. Dazwischen gibt es eine „Sportschau“-Ausgabe.