Köln. . Am Donnerstag startet Jan Böhmermanns “Neo Magazin Royale“ bei ZDFneo, tags drauf steigt der Muttersender ein. Ein Blick hinter die Kulissen der Show.

Ehrenfeld gehört zu Kölns glanzlosen Stadtteilen. Und in einer der glanzlosesten Ecken von Ehrenfeld liegt das Studio König. Es war mal ein Teppichladen. Jetzt beherbergt der äußerlich abgerockte Flachbau feinste TV-Technik. Buchstäblich bis zur letzten Sekunde wurde dort gewerkelt – für das Studio von Jan Böhmermanns Show „Neo Magazin Royale“. Die erste von 34 Folgen läuft am Donnerstag, 22.15 Uhr, bei ZDFneo an. Das Hauptprogramm folgt am Freitag, Punkt Mitternacht.

Warum so spät – das bleibt ein Geheimnis der Mainzelmänner. Moderne Fernsehmacher planen durchgehende Programmstrecken, um das Publikum vom Zappen abzuhalten. Sinn gemacht hätte, Böhmermanns Späßchen nach der satirischen „heute-show“ zu zeigen.

Allein, Programmchef Norbert Himmler entschied anders – und lässt den jungen Wilden erst nach dem quotenschwachen Kultur-Magazin „aspekte“ und den Spätnachrichten „heute-nacht“ aufs Publikum los. Zu frech, zu forsch?

Gegen die Kernerisierung der TV-Unterhaltung

Doch genau das ist die Stärke des Grimme-Preisträgers. Der 33-jährige Fernsehanarcho arbeitet der gefälligen Kernerisierung der Unterhaltung entgegen Der Gag heiligt die Mittel. Statt Beliebigkeit ist Reibung gewollt. Das hat Böhmermann von seinem Mentor gelernt – kein Geringerer als Harald Schmidt.

Während sich der Late-Night-Spötter auf sein US-Vorbild David Letterman bezog, bezieht sich Böhmermann auf Schmidt. „Wir haben Gäste, mit denen wir über Belangloses und Wichtiges sprechen und machen da was draus, meist was Komisches“, umreißt Böhmermann etliche Tage vor der Premiere das Konzept seiner Show. „Keiner kann Late-Night-Show wie Harald Schmidt“, sagt der Schlaks. „Andererseits“, schiebt er selbstbewusst nach einer Kunstpause nach, „keiner kann meine Sendung so machen wie ich, wie man die Show und mich auch finden mag. Wenn man das Zeitgeschehen in einer Sendung bearbeitet, ernsthaft oder humoristisch, wird es immer sehr individuell.“

Zugleich weiß Böhmermann, dass selbst er das Fernsehen nicht neu erfinden kann. Seit mehr als sechs Jahrzehnten hat es das kollektive Gedächtnis so stark geprägt wie sonst kaum ein anderes Massenmedium. Deshalb bezieht sich der Moderator bewusst auf Bildschirm-Helden wie Kuli, Carrell und Gottschalk. Doch anders als Jörg Pilawa mit seiner Neuauflage von „Einer wird gewinnen“ oder Kai Pflaume mit seinem „Dalli Dalli“-Remake spielt Böhmermann mit der TV-Vergangenheit.

Ein Deko-Fossil wird wiederbelebt

Das fängt beim 200-Gäste-Studio an. Böhmermann ist bewusst auf dem Holz-Weg. Seine Produktionsfirma – die Bild- und Tonfabrik – hat ihm eine Bio-Kulisse hingesetzt, in Creme und Braun. Böhmermann setzt noch einen drauf. Er reaktivierte ein Deko-Fossil: den Vorhang. „Den haben wir uns nähen lassen“, sagt der Moderator. Für den Bühnenbauer war es der erste Vorhang seit 35 Jahren.

Retro ist aber auch die Musik – und zwar im Sinn der jungen Generation. Also verzichtet Böhmermann auf eine Zerlett-Orgel à la Harald Schmidt. Stattdessen gibt er die Bühne frei für die HipHop-Combo des gebürtigen Sauerländers Dendemann. Der 40-Jährige hat sich über Böhmermanns Anruf gefreut, wie er sichtlich vergnügt erzählt: „Er wollte eine schon existierende Band mit einem profilierten Künstler. Es sollte mehr sein als nur eine professionelle Show-Band.“

Nur eines ist auch bei „Neo Magazin Royale“ wie in jeder Show. Der Boden glänzt.

ZDF, freitags, 24 Uhr.
ZDFneo, donnerstags, 22.15 Uhr.