Berlin. . Roger Kusch und der Dattelner Neurologe Spittler sind wegen Totschlags angeklagt. Sie hatten zwei Seniorinnen in den Tod begleitet.

„Grauenhaft schwer“ findet es Johann Friedrich Spittler, einem Menschen beim Suizid zu helfen. Dennoch unterstützt der Dattelner Neurologe den umstrittenen Verein „Sterbehilfe Deutschland“. 44 Menschen gingen im letzten Jahr mit Hilfe der Organisation des ehemaligen Hamburger Justizsenators Roger Kusch in den Tod – doch damit könnte bald Schluss sein.

Spittler und Kusch müssen nun möglicherweise vor Gericht: Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat die beiden Sterbehelfer wegen Totschlags angeklagt. Sie hatten zwei Seniorinnen in den Tod begleitet und sollen dabei die kritische Grenze überschritten haben – von der erlaubten Beihilfe zum Suizid zur verbotenen aktiven Sterbehilfe.

Bundestag will Sterbehilfevereine verbieten

Seit fünf Jahren gibt es Kuschs Verein. 162 Menschen sind bereits mit seiner Hilfe gestorben, über 600 Mitglieder zählt die Kartei, sie zahlen bis zu 7000 Euro für ein schnelles Lebensende. Die Mehrheit im Bundestag will solche Sterbehilfevereine noch in diesem Jahr verbieten. Roger Kusch rechnet schon lange damit. Vor zweieinhalb Jahren hat er deswegen einen Schweizer Ableger für seinen Verein gegründet.

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Am Mittwoch ist Kusch nach Berlin gekommen, um Bilanz zu ziehen. Schwarzer Anzug, dunkelgraue Krawatte — der Ex-Justizsenator mit dem Hang zu rechtspopulistischen Ansichten ist um Seriosität bemüht. „Wir sind eine Organisation, die Ärzte vermittelt“, sagt Kusch. Auf Nachfragen reagiert er jedoch zugeknöpft: Wie viele Ärzte für ihn arbeiten? Wie viel Geld sie vom Verein bekommen? Welche Medikamente sie den sterbewilligen Menschen zur Verfügung stellen? Es gibt keine Summen, keine Namen.

Nur einer steht an diesem Morgen zu seiner Tätigkeit: der 72-jährige Neurologe Johann Friedrich Spittler. Er begutachtet für Kuschs Verein sterbewillige Menschen und hat selbst schon Patienten beim Selbstmord begleitet. „Es gibt nun mal Menschen, die mit sehr guter Begründung eine Beendigung des Lebens wollen“, sagt Spittler. Doch die wenigsten fänden einen Arzt, der ihnen beim Suizid helfen wolle.