Essen. Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen sind beliebte Haustiere – vor allem für Kinder. Dabei wissen die wenigsten Tierbesitzer, wie sie ihre pelzigen Freunde richtig halten.
Seit Jahrtausenden halten Menschen Tiere, früher noch aus rein pragmatischen Gründen. Nagetiere wurden geschlachtet, Katzen befreiten den Hof von Mäusen und Hunde bewachten und jagten. Heute sieht die Welt für die Kleintiere meist anders aus: Viele Halter sehen sie als Familienmitglied, sie haben einen immateriellen Wert.
28 Millionen Haustiere wurden 2013 laut Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe in Deutschland gehalten. Doch vielen tierischen Mitbewohnern geht es nicht gut. Gerade die Kleinsäuger fristen in vielen Haushalten ein trostloses Leben. So haben Meerschweinchen eigentlich Angst vor der großen Menschenhand, die es immer wieder an einen Greifvogel erinnert. Und Goldhamster wollen eigentlich immer graben. Sie bauen sich in der Natur komplexe Tunnelsysteme und laufen auf der Suche nach Futter weite Wege, statt in einem Käfig vor dem Futtertrog zu sitzen.
Daniela Rickert ist Tierärztin und Mitglied der tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Im Gespräch kristallisiert sich vor allem eines heraus: Es geht um die Frage: Welches Tier passt zu mir, zu meinem Lebensrhythmus? Ihr Rat: Erst wenn klar ist, wie man die bestmöglichen Haltungsbedingungen schaffen kann, sollte das „richtige“ Tier einziehen.
Meerschweinchen
Die Nager aus Südamerika sind vor allem bei Kindern beliebt – und werden häufig falsch gehalten. „Meerschweinchen sind gesellig, sie müssen in einer Herde leben“, sagt Daniela Rickert. Die Geselligkeit ist jedoch nicht gleichzusetzen mit der, wie es zum Beispiel bei Kaninchen und Ratten der Fall ist. „Sie brauchen keinen engen Körperkontakt untereinander. Das sieht man auch daran, dass die gegenseitige Fellpflege nicht praktiziert wird.“
Aber der Schutz durch die Herde ist wichtig. Kaninchen und Meerschweinchen mögen sich zwar für das Menschenauge verstehen und ein niedliches Pärchen abgeben, aber artgerecht sei es nicht. „Die Kommunikation von Kaninchen und Meerschweinchen ist eine völlig andere, alleine das ständige Gurren der Schweine stresst das Kaninchen.“ Außerdem ist das Kaninchen dem Meerschwein körperlich sehr überlegen. „Wenn man beide Arten zusammen halten möchte, dann nur, wenn man eine Gruppe von mehreren Meerschweinchen und Kaninchen hat“, sagt die Tierärztin. Das Gehege muss groß genug sein und genügend Rückzugsmöglichkeiten bieten. Die Außenhaltung ist artgerecht und bringt Abwechslung in das Kleintierleben. Der Umzug in den Garten sollte frühestens im Mai und spätestens im September erfolgen. „Im Winter muss es natürlich einen trockenen Rückzugsort geben, der mit reichlich Stroh und Heu gefüllt wird.“ Den Auslauf der Tiere kann man gut mit Röhren erweitern, die man mit verschiedenen Ställen verbindet.
So niedlich Meerschweinchen auch aussehen mögen, sie genießen in der Regel die Streicheleinheiten von Menschen nicht besonders. „Für sie ist das Hochheben Stress“, sagt Daniela Rickert. Diese Nagetiere sind etwas für Menschen, die Freude daran haben, sie in der Gruppe zu beobachten.
Kaninchen
Auch Kaninchen sind vor allem für kleine Kinder nicht unbedingt gute Kameraden. „Wenn sie auf zu kleinem Raum gehalten werden, fangen sie an zu beißen“, sagt Daniela Rickert. Auch diese Nagetiere müssen mindestens zu zweit gehalten werden, und Weibchen sind untereinander eher zickig gestimmt. Kaninchen brauchen viel Bewegung – ein kleiner Käfig aus dem Zoofachhandel ist ungeeignet.
„Wenn man Kaninchen nicht draußen mit einem großen Auslauf halten kann, ist es auch möglich, sie drinnen praktisch ohne Käfig zu halten.“ Sie werden schnell stubenrein; aber natürlich müssen Kabel und giftige Pflanzen aus der Gefahrenzone. Genügend Rückzugsmöglichkeiten und erhöhte Ebenen zum Dösen sind wichtig.
Ratten
Völlig unterschätzt als Haustiere sind immer noch die Ratten. Was Meerschweinchen nicht mögen, lieben die zahmen Nager umso mehr: Die Nähe zum Menschen. „Auch für Kinder sind es super Spielgefährten, die neugierig sind und schnell handzahm werden“, sagt Rickert. Aber auch ihnen muss der Halter schon mehr bieten als einen Käfig. Die Rattengruppe – untereinander sehr sozial – braucht viele verschiedene Ebenen und immer wieder neue Spielmöglichkeiten, um ihr Gehirn anstrengen zu können.
Goldhamster
Die nachtaktiven Einzelgänger haben für den Menschen nicht viel übrig. „Das sind eher Tiere für Berufstätige, die gerne beobachten“, sagt Daniela Rickert. Ein kleiner Hamsterkäfig ist absolut ungeeignet. Ideal ist ein Käfig, der mehrere Ebenen ermöglicht und in dem er seine Tunnelsysteme bauen kann. Eine 80 Zentimeter tiefe Grabfläche sei gut. Man kann diese Ebenen schaffen, indem eine Spanplatte mit Löchern eingebaut wird. Darunter befindet sich dann das tiefe Einstreu. „So hat der Hamster die doppelte Fläche zur Verfügung.“
Das Einstreu sollte aus Heu und Stroh gemischt werden, dazu noch geschreddertes Papier aus dem Aktenvernichter. Die Futtersuche ist eine artgerechte Beschäftigungsmöglichkeit. Dazu das Futter durch die Spanplattenlöcher werfen, so dass der Hamster es selber suchen muss. Das Laufrad ist übrigens ein Muss. „Es sollte mindestens einen Durchmesser von 30 Zentimetern haben und eine geschlossene Lauffläche und Rückwand“, sagt Rickert. Ansonsten könne der Nager seinen Rücken nicht durchstrecken, Verletzungen seien möglich.