Bonn. . Ihre Karriere startete sie im DDR-Fernsehen, heute ist sie die erfolgreichste TV-Talkerin in Deutschland. Am Montag wird Maybrit Illner 50.
Ob „Nervenkrieg der Supermächte“ oder „Alptraum Energiewende“, „Helden, Hoeneß, Hass und Häme“ oder „Aufstand für das Abendland“: Maybrit Illner ist nichts Menschliches fremd. Kein Wunder, die Polit-Talkerin macht ihren Job im ZDF seit mehr als 15 Jahren. Und das mit Erfolg. Im vergangenen Jahr war sie die erfolgreichste Talkerin des deutschen Fernsehens –- vor Anne Will und Sandra Maischberger. Heute wird Illner 50.
Donnerstagabend, 22.15 Uhr: Das ist ihre Zeit. Maybrit Illner begrüßt ihre üblicherweise fünfköpfige Gästeschar stets im Hosen-Anzug. Kein Zufall. Oft – für manche Zeitgenossen: allzu oft – ist die gebürtige Ost-Berlinerin allein unter Männern. Die Botschaft ihrer Arbeitskluft ist klar: Im Studio steht eine Frau ihren Mann.
Die Mächtigen aus der Reserve locken
Aber dennoch behauptet sich Illner mit den Waffen der Frau. Ihre schärfste Waffe sind ihre hochgezogenen Brauen und, mehr noch, ihre blitzenden Augen. Sie haben Lust auf Reibung, Konflikt, ja Streit. Illners Talk ist kein Streichelzoo. Harmonie darf, muss aber nicht sein. Widersprüche drückt die Gastgeberin nicht weg, Ausflüchte lässt sie selten zu. Ihre Fragen gelten, bei allem Charme, als spitz – und das gilt erst recht für ihre Nachfragen. Illner hat ihre Augen beim jeweiligen Gesprächspartner – und ihre Ohren im Studio überall. Politiker wissen das. Mancher fürchtet das sogar.
Und das ist ungewöhnlich in einer Zeit, in der nicht wenige Politiker so lange Rhetorik-Seminare besuchen, bis sich ihre Haut in Teflon verwandelt hat. Das wiederum hat oft zur Folge, dass Entscheider Nachfragen in einem Mix aus Täuschen, Tarnen und Tricksen kurzerhand an sich abperlen lassen. Illners erklärtes Ziel ist es jedoch, die Mächtigen der Republik aus der Reserve zu locken. Manchmal gelingt es ihr sogar.
Vom DDR-Fernsehfunk zu "Berlin Mitte"
Gelungen ist dem einstigen Mädchen aus Ost-Berlin jedoch, sich in der einstigen Männer-Branche Fernsehen durchzusetzen. Dass Illner Journalistin werden wollte, wusste sie schon früh. Nach dem Abi studierte sie in Leipzig. Die Hochschule hieß damals noch Karl-Marx-Universität. Wenig überraschend war Illner damals Mitglied der Staatspartei SED. Im Wendejahr 1989 trat sie aus.
Dennoch stand Illner zunächst noch für ein Stück DDR. Sie war das junge Gesicht des Deutschen Fernsehfunks, der 1991 eingestellt wurde.
Illner machte ‘rüber zum ZDF. Sie heuerte beim „ZDF-Morgenmagazin“ an, in der politischen Redaktion. Die ehrgeizige Nachrichten-Frau machte in jeder Hinsicht eine gute Figur. 1998 übernahm Illner die Leitung der Redaktion.
Ein Jahr später schlug ihre große Stunde, als ihr die Gesprächssendung „Berlin Mitte“ angetragen wurde. Illner machte ihre Sache so gut, dass vor acht Jahren ihr Name zum Titel des einstündigen Formats wurde.
Die Konkurrenz ist ohne Chance
In ihrem Sender ist sie die Talkerin Nr. 1, und in Fernsehdeutschland erreicht nur Günther Jauch mehr Volk als Maybrit Illner. Konkurrenz talkte sie mit langem Atem weg. ARD-Plauderer Reinhold Beckmann hatte am Donnerstagabend gegen die 1,74 Meter große Polit-Lady keine Chance. Er macht jetzt Dokumentationen.
Umfragen zeigen allerdings, dass die konfliktfreudige Illner vom Publikum eher geachtet als geliebt wird. Sie wird’s kaum kümmern. An Selbstbewusstsein hat es ihr nie gefehlt. Vor Jahren schon vertraute Illner dem „Focus“ an: „An sich kann ich mich ganz gut leiden.“
Und wie läuft’s bei Illner privat? Die TV-Frau gibt nur wenig von sich preis. Sie liebt Spargel – und den ehemaligen Telekom-Chef René Obermann. Seit 2010 ist sie, in zweiter Ehe, mit dem 51-jährigen Top-Manager verheiratet. Beide wandern gern. Gelegentlich werden sie am Drachenfels, hoch überm Rhein, gesichtet.
Gesprächsstoff dürfte ihnen kaum ausgehen. Bei strittigen Themen sollte Obermann allerdings auf das Gesicht seiner Gattin achten: Wenn sie die Brauen hebt und ihre Augen blitzen, ist Vorsicht geboten.