Essen. Er hatte eine Menge Hits und eine Menge Glück. Rod Stewart gehört zu den wenigen Popstars mit einer Langzeit-Karriere. Am Samstag wird er 70.
So richtig erwachsen wird er wohl nie. Erst neulich hat er sich vor der Trophäensammlung seines Lieblings-Fußballvereins Celtic Glasgow fotografieren lassen. Mit spitzbübischem Grinsen, in weißem, bis zum Bauchnabel aufgeknöpften Hemd, aber ohne Hose. Ein Foto, wie man es mit 20 macht. Doch Rod Stewart, der Mann auf dem Bild, wird heute siebzig Jahre alt. Was ihm nach eigener Aussage allerdings völlig egal ist. „Geburtstage interessieren mich nicht.“
„Fußball, Alkohol und Weiber“, sind ihm wichtig die meisten Jahre seines Lebens. „Und zwar genau in dieser Reihenfolge“, wie er in Interviews stets freimütig eingeräumt hat. Zumindest für zwei dieser drei Vorlieben ist es durchaus von Vorteil, dass Rod Stewart Rockstar wird.
Dabei hätte er eigentlich Tapetendesigner werden sollen. Leider ist er farbenblind. „Das schränkte meine Aufstiegsmöglichkeiten stark ein.“
Profi-Kicker ist auch kurzzeitig eine Alternative. Denn der jüngste der fünf Kinder von Robert Stewart und Elsie Gilbart hat Talent, kriegt aber keinen Vertrag. So beginnt er mit der Musik. Letztendlich die bessere Wahl, wie Rod später findet. „Musik machen konnte ich auch, wenn ich betrunken war.“
Hotelzimmer wurde OP-Saal
In den 60ern beweist er das bei der Jeff Beck Group und den Faces. Mit ihnen erlebt er die ganz wilden Jahre. „Wir dekorierten nach jedem Konzert unser Hotelzimmer zum OP, trugen Arztkittel und Stethoskop. Dann boten wir den Mädels an, sie zu untersuchen.“ Den Rest kann man erahnen.
Mitte der 70er-Jahre wird der gebürtige Londoner zum Steuerflüchtling, geht nach Amerika. In einem Studio in Alabama nimmt er seine nächsten Lieder auf. Ausnahmsweise nüchtern. „Da herrschte Prohibition.“ Heraus kommt „Sailing“. Es macht ihn zum Weltstar, aber auch zum Ziel der meisten Kritiker. Von all den Hoffnungen des Rock’n’Roll sei er derjenige, „der aus seinem riesigen Talent am wenigsten gemacht hat“, schreibt der amerikanische Musikkritiker Greil Marcus.
Den Frauen ist das egal. Der Mann mit der VoKuHiLa-Frisur (vorn kurz, hinten lang) hat unzählige Affären und ist mehrfach verheiratet.
Meist sind es Blondinen. Die bekannteste von ihnen ist Britt Ekland. Sie macht ihn zum Kunstsammler und nach Ende der Beziehung um viele Millionen Dollar ärmer. Angesichts von mehr als 100 Millionen verkaufter Platten kein Betrag, der den Sänger mit der Sandpapierstimme ruinieren könnte.
Immer weiter geht es. Das Leben ist eine große Party im Hause Stewart. Es gibt Grammys, einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame und immer neue Hits. Er fragt „Do Ya Think I’m Sexy“, besingt „Baby Jane“ oder sein eigenes Leben: „Some Guys Have All The Luck“ – manche Kerle haben immer Glück. Das hat er selbst, als im Mai 2000 der Krebs zu ihm kommt, Ärzte eine bösartige Geschwulst an der Schilddrüse feststellen. Stewart überwindet die Krankheit, aber sie verändert ihn.
Er wird ruhiger, beinahe häuslich, nimmt sich mehr Zeit für seine gigantische Eisenbahn-Modellanlage. Statt Rock’n’Roll macht er Swing, und die häufig wechselnden Partnerinnen sind Geschichte.
Seit 2007 ist er mit Penny Lancaster verheiratet, 26 Jahre jünger als er und Mutter von zwei seiner acht Kinder. Mehr sollen es übrigens auch nicht werden. „Sonst muss ich auf Tour gehen, bis ich 90 bin“, scherzt Stewart über seinen großen Kindersegen.
„Ich habe die Energie“
Wahrscheinlich macht er das ohnehin. Zumindest mit 70 wird er noch regelmäßig auf der Bühne stehen. In den nächsten Wochen gastiert Stewart jedenfalls in Las Vegas, geht dann auf Tour durch Australien und Neuseeland. „Ich habe die Energie, und meine Stimme ist in gutem Zustand“, hat er vor kurzem britischen Zeitungen erklärt. „Und die Leute kommen ja immer noch um mich zu sehen. Das weiß ich sehr zu schätzen.“